Zukunft bedeutet, „erneut die Rolle des Pioniers einzunehmen, und mit kreativen Ideen innovative Produkte abseits des Mainstreams zu entwickeln.“ Davon ist René Zapf überzeugt, der Autor des Buches „Made in Zschopau – Motorräder mit Herz“, und er empfhielt als Pioniertat den Bau von Elektromotorrädern. Ob dieser Rat gut ist sei dahingestellt, hier ein anderer Rat: Sein Buch kann man uneingeschränkt für all diejenigen als Weihnachtsgeschenk empfehlen, die sich für sächsische Technikgeschichte interessieren, allen MZ-Fans ohnehin. Alle Daten für die Bestellung der mehr als 200 Seiten starken Betrachtung der MZ-Geschichte zwischen 1989 und und 2012 sind am Ende dieses Artikels zu finden.
Zapf, der natürlich selbst MZ fährt und mehrere Maschinen sein Eigen nennt, darunter auch ein Exemplar der MZ-1000-Maschinen, die den „Höhepunkt des Zschopauer Motorradbaus“ darstellen, liefert eine ungeschönte Beschreibung der Unternehmensgeschichte ab. Durchaus kritisch beschreibt er die Irrungen und Wirrungen, durch die die Firma seit Ende der 80er geführt wurde, ob nun von Petr-Karel Korous als Chef, unter malaysischer Flagge oder von Martin Wimmer. Keine Spur von Katzenjammer, erstaunlich sachlich erklärt der MZ-Liebhaber etwa, dass die 1000er letztlich nur mit ABS eine Chance am Markt gehabt hätte und welche Entscheidungen dazu führten, dass es so mache vielversprechende Neuentwicklung gerade mal bis zum Prototypen-Stadium brachten.
Extra-Artikel widmet Zapf dem MZ-Rennsport, das führt ab und an zu inhaltlichen Dopplungen, vor allem, wenn er danach den historischen Faden der Motorradentwicklung wieder aufnimmt, einzelne MZ-Modelle erklärt und sie in den Gesamtzusammenhang einordnet. Etwas technisches Verständnis ist durchaus vonnöten, will man dieses Buch wirklich verstehen, schließlich schidert Zapf detailverliebt so manche Motorentwicklung, fahrphysikalische und technische Eigenheiten der Maschinen aus Zschopau.
Sehr interessant und oft ein Vergnügen sind die Fotos – und es gibt reichlich davon auf den 206 Seiten. Darunter sind auch Bilder zu finden, an die Zapf dank enger Zusammenarbeit mit ausgewiesenen MZ-Kennern, ehemaligen Mitarbeitern und Entwicklern gelangt ist. Unzählige Technikbilder, Rennfotos, Bilder aus verschiedenen MZ-Werken, Präsentationen und Werbefotos enthält das Buch.
Zapf schließt mit einem Kapitel über ZPmoto, der Motorradschmiede, die seit 2009 versucht, eine kleine Enduro mit klarer MZ-Formensprache auf den Markt zu bringen. Ausgerechnet dieses Kapitel offenbart eine Schwäche des Buches, über die sich der Autor gewiss selbst im Klaren war: Die Zeitwahl seiner Veröffentlichung fiel mit neuen Höhen und Tiefen des Motorradbaus in Zschopau zusammen, die schon wieder ein neues Kapitel in Zapfs Abhandlung wert wären. MZ steht nun vor dem endgültigen Aus und ZPmoto scheint auch schon die Luft auszugehen…
Dass René Zapf in seinem Buch auch „Sachsenbike Tours“ erwähnt (vielen Dank für die Vermittlung der 1000er!!!), den ehemaligen MZ-Mitarbeitern Bodo Lingath (vielen Dank für die Unterstützung beim Kauf der SF!!!) und Jörg Hübler (heute ZPmoto, besten Dank für den Endurotest) für ihre Unterstüzung dankt sowie andere Personen erwähnt, die auch hier im Blog mitlesen, ist eine besondere Freude, hatte aber keinen Einfluss auf die Bewertung seines Buches. Die Empfehlung lautet also: Kaufen!
- Made in Zschopau – Motorräder mit Herz, von René Zapf, ISBN 3-978-937025-86-5. Das Buch ist im Buchprogramm der „Freien Presse“ im Chemnitz erschienen, dem Chemnitzer Verlag, und kostet 22,50 Euro.