Spätherbst 1944, irgendwo im Kurland. Sowjetische Soldaten greifen die Heeresgruppe Nord an. Reichlich 20 deutschen Soldaten gelingt ein Vorstoß dicht an die russischen Stellungen heran, doch sie werden vernichtend geschlagen. Am Ende siegt die Sowjetarmee. So ist das immer bei den Kämpfen, zu denen Grigorij Kudrjawtsew mit seinem Seitenwagenmotorrad fährt. Auf einer mehr als 60 Jahre alten M72, einem russischen BMW-Nachbau, knattert er an die Front. Die war dieses Mal auf einem Feld 20 Kilometer südlich von St. Petersburg. Grigorij kam als Kommandeur der russischen Truppen und führte seine Soldaten auf dem nassen, schlammigen Acker souverän zum Sieg. Da half auch der Einsatz von Mörsergranaten und einem (vielleicht zuvor erbeuteten) russischen Motorrad auf deutscher Seite nichts.
Der „Krieg“ dauerte eine knappe halbe Stunde. Rekonstruktion nennen die Beteiligten ihr Hobby und sie beteuern, es habe nichts mit Ideologie zu tun, das sei nur Geschichtsdarstellung. Dieses Mal wurde eine Szene aus dem Kurland-Kessel nachgespielt (hier mehr dazu bei Wikipedia). Dass dabei auch eine gehörige Portion russischer Nationalstolz mit im Spiel ist, merkt man spätestens, wenn die Sowjetflagge gehisst wird und das Publikum überwältigt ins „Urrrrrraaaaaaaa“ der Sowjetsoldaten beim finalen Sturm auf die Deutschen einstimmt.
Die Rekonstruktion einer Szene aus dem „Kurland-Kessel“ durfte ich aus nächste Nähe miterleben, sozusagen embedded. Ein Erlebnis, das zu gegebener Zeit auch ein DNN-Thema sein könnte. Ein ganz besonderes Vergnügen war die Fahrt im Beiwagen der M72 zur Schlacht und mit dem danach völlig verdreckten Motorrad wieder nach Hause. Zum Schluss durfte ich Grigorijs Schatz selbst steuern. Es war nicht einfach, den Oldtimer auf Kurs zu halten, insbesondere weil ja Beiwagenmotorräder ganz speziell auf Lenkmanöver reagieren. Dabei fuhr der „Kommandeur“ im Beiwagen mit und gab Anweisungen. Zum Schluss war er zufrieden und gemeinsam wurde der Sieg über die ziemlich störrische Motorradtechnik mit viel Wodka gefeiert…
Das ist keine M72, sondern eine Dnepr K750.
Schönen Gruß…
Das ist absolut richtig. Es steht ja auch nirgendwo, dass das eine M72 ist.