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Ihr seid unverschämt!

Erinnerung an den toten 26-Jährigen – sein verbogener Motorradschlüssel an einer Kette.

Kommt nur mir das so vor? Fährt man derzeit mit dem Motorrad am Kutschenparkplatz auf der Meißner Straße in Moritzburg vorbei, wird schräg, ja sogar feindselig angesehen von den Männern und Frauen mit den Pferdegespannen. Vielleicht nur ein Gefühl, auf jeden Fall aber unangenehm. In der Gemeinde nördlich von Dresden ist man als Motorradfahrer derzeit offenbar Persona non grata. Der Grund: Vor Wochenfrist ereignete sich ein schwerer Unfall, bei dem ein 26-jähriger Motorradfahrer und eine Kutsche zusammenstießen. Besser: Das Motorrad erwischte die Pferde. Der 26-Jährige starb bei dem Unfall, außerdem eines der Tiere. Das zweite wurde so schwer verletzt, dass die Polizei es erschießen musste (hier und hier sind die bisherigen „Unkorrekt“-Berichte dazu zu finden).

Heute am Ort des Geschehens: Auf die Minute genau eine Woche nach dem schrecklichen Unfall trifft sich eine kleine Trauergemeinde an der Stelle, an der am 11. August ein Mensch und zwei Pferde gestorben sind.

Auf der einen Seite der Straße findet sich eine kleine Gedenkstätte für die zwei toten Pferde mit Blumen, Kerzen und Möhren. Auf der anderen Seite: Blumen, Kerzen und ein Erinnerungsspruch für den toten 26-Jährigen. „Inzwischen ist das hier schon vier Mal zerstört worden“, berichtet eine junge Frau mit Sonnenbrille und deutet auf die Blumen und die Kerzen für den jungen Motorradfahrer. Später stellt sich heraus: Sie ist die Freundin des Toten, um den Hals trägt sie eine Kette mit zwei Erinnerungsstücken an den 26-Jährigen – dem völlig verbogenen Motorradschlüssel der Unglücksmaschine und einer „46“, die davon kündet, dass der Yamahafahrer ein Fan des MotoGP-Helden Valentino Rossi war. Sie fürchtet, dass die Zerstörungen nicht aufhören. Die Gedenkstelle gegenüber wurde dagegen noch nie angetastet, berichtet die junge Frau.

Die Blumen und Kerzen an der Gedenkstelle für den toten 26-Jährigen wurden wiederholt in den Wald geworfen, der Gedenkspruch entfernt. Das – so lässt sich ohne Umschweife sagen – ist eine Unverschämtheit!!! Es ist geschmacklos und unwürdig und leider drängt sich der Gedanke auf, dass die Täter Sym­pa­thi­santen der Kutscher sind…

Als ob dieser Unfall bei allen unmittelbar und mittelbar Beteiligten nicht schon für genug Leid gesorgt hätte – bei der Familie des 26-Jährigen, seiner Freundin und seinen Freunden ebenso wie bei dem Kutscher, dessen Fahrgästen und dem Fuhrunternehmer sowie allen, die die Pferde kannten.  Vielleicht ist ja ein Weg in die Zukunft, dass beide Seiten aufeinander zu gehen. Indem sich jeder auch für die Gedenkstätte des Anderen zuständig fühlt. Das wäre ein erster versöhnlicher Schritt. Denn ohne Versöhnung geht es nicht in Moritzburg nach diesem schrecklichen Unfall.

Die Gedenkstelle für den toten 26-Jährigen.
Die Gedenkstelle für die toten Pferde.

13 Kommentare

  1. René René

    Es ist langsam alles gesagt Christoph – viel Wahres, aber auch viel Dummes – es ist genug. Vom ewigen Wiederholen wird es weder ungeschehen noch besser – bei keinem…

    • Christoph Springer Christoph Springer

      Fast alles, richtig. In Moritzburg selbst „kocht“ es aber immer noch. Für alle Seiten und für das, was man aus dem Geschehen lernen kann, ist wichtig, was die Unfalluntersuchung durch den Gutachter ergibt.

  2. Ich bin selber 30000 km im Jahr auf dem Motorrad unterwegs und habe Höhen und Tiefen kennen gelernt, die das Hobby Motorradfahren mit sich bringen. Ich habe meinen besten Freund durch einen Motorradunfall verloren und meine zu behaupten, er war der beste Motorradfahrer, den es jeh gegeben hat!
    Wir teilen ein Hobby, das Motorradfahren, es ist ein schönes Hobby und es ist gefährlich, es nicht gefährlicher wie Auto zu fahren, man muss sein Motorrad nur beherrschen um im Fall der Fälle richtig reagieren. Ich kenne unzählige Motorradfahrer, die besser niemals auf ihr Motorrad steigen sollten, ich kenne aber auch Motorradfahrer, denen ich blind hinterher fahren würde.
    Ich kenne nicht die Hintergründe von diesem tragischen Unfall, ich will sie auch nicht hinterfragen. Es ist dramatisch, es ist traurig, Fakt! was ich mich frage ist, wie kann ein Motorradfahrer in Moritzburg sich und zeitgleich 2 Pferde tot fahren? Bei geregelter Fahrweise undenkbar, ich bin fast jede Woche in Moritzburg unterwegs, kenne die Pferdekutschen und selbst wenn dort eine Kutsche durchbrennt, da fahre ich mich bei 50 km/h nicht tot und erst recht nicht 2 Pferde. Soweit meine Meinung, da haben Kräfte gewirkt jenseits der Vorstellung und ganz ehrlich, wenn dem so ist, dann hält sich mein Mitleid in Grenzen. Wenn ich schnell unterwegs bin dann muss ich das auch beherrschen und im Notfall mit den Konsequenzen leben.
    Wie gesagt, es ist traurig, ich kann nicht beurteilen was dort passiert ist und möchte mir kein Urteil erlauben.
    Motorrad zu fahren ist schön aber auch Motorradfahrer sind nicht fehlerfrei, die Schuld immer nur den anderen zu geben ist falsch, was ist so schwer daran zu sagen „Ja, ich habe einen Fehler gemacht“, einen Fehler zu machen kann tödlich sein, genau darum sollten wir uns bewusst sein was wir tun, wenn wir uns auf das Motorrad setzen.
    Ich kenne wahrlich viele Motorradfahrer, die sich besser nicht auf ihr Bike setzen sollten, das wollen sie aber nicht hören. Sicherheitstraining? So einen Scheiß brauchen die nicht, meinen sie, dann sollen sie eben mal fahren und wenn es eng wird, dann wird es eng, weil sie keine Ahnung haben wie man richtig reagiert.
    Ein Führerschein berechtigt dich noch lange nicht dazu ein guter Motorradfahrer zu sein, es ist die Erfahrung die dich erfahren macht und richtig reagieren lässt.
    Was ich sagen will, wer in einer Ortschaft einen Unfall verursacht, der für den Fahrer und 2 Pferde tödlich endet hat definitiv einen Fehler gemacht, der vielleicht vermeidbar gewesen wäre, mit der entsprechenden Erfahrung und dem entsprechenden Training. Die Trauer um 2 Pferde ist lächerlich, die Trauer um einen Menschen ist verständlich und ich wünsche den Hinterbliebenen viel Kraft dafür.

    • brigitte brigitte

      Warum ist die Trauer um 2 Pferde lächerlich?

      • anonym anonym

        Genau ! Was ist daran bitte lächerlich? Pferde sind auch nur Lebewesen ,genau wie Menschen ! Und die Pferde haben an der Sache wohl die wenigste Schuld gehabt. Sie mussten
        wegen dem Fehler eines anderen sterben !!

  3. steffi steffi

    es ist schlimm,das menschen so einen hass entwickeln können,das sie nicht mal mehr respekt haben die trauerstelle unangetastet zu lassen,es ist für beide seiten schon schwer genug,was passiert ist,da sollte man doch jedem das recht zugestehen dort zu trauern wo man möchte,es ist absolut geschmacklos und hat nix mit würde zu tun,was diese menschen da anrichten.die seite der pferde schändet auch kein motorradfahrer,also bitte laßt uns doch unsere seite auch unversehrt

  4. Charly Charly

    Ich bin erschüttert was in unserer Umgebung so abgeht und es ist beschämend das ein Pferdeleben über das Leben eines Menschen gestellt wird.Der Verlust von beiden Seiten ist sehr hoch. Es ist sehr viel Leid egal auf welcher Seite geschehen und zerstöreriche Wut bringt weder das Leben der Pferde noch das Leben des Motorradfahres zurück. Ich bin der Meinung die Würde vor dem Tot sollte man nicht verlieren. Natürlich ist es sehr schlimm was da geschehen ist und es ist wohl auch für alle die es miterlenben schrecklich, doch man sollte immer daran denken wer ohne Fehler ist werfe den ersten Stein. Lasst die Toten ruhen und die Lebenden trauern. Also es steht keinem zu Richter zu spielen.

  5. Luisa Luisa

    Ich verstehe nicht was daran so schlimm ist um 2Pferde zu Trauern???
    Der Motorradfahrer war zu schnell unterwegs, sorry für solche Menschen habe ich kein Mitleid. Da war eine Familie auf der Kutsche mit Kindern, Kutscher hat ein Schock der Pferdebesitzer ist fertig mit der Welt.
    Wer sagt das Pferdeleute die Gedenkstätte zerstörten???
    Ich wäre sehr wütend wenn sich ein Familienmitglied Tod fährt weil er den dicken Markieren musste!!
    Mir tut die Familie Leid die damit Leben muss das der Sohn seinen Tod selbst verursacht hat.
    Jeder hat das Recht zu trauern egal für Mensch oder Tier!!
    Nur Rücksicht nehmen die wenigsten Motorradfahrer, bis ihr mal einen Unfall habt….

    • Micha Micha

      Hallo Luisa,

      das Recht will dir auch niemand absprechen. Es ist aber egal, ob es „Pferdefreunde“ oder „Motorradhasser“ sind, oder welche Gründe auch immer ein Motiv liefern Gedenkstätten zu zerstören, damit macht man weder die Pferde wieder lebendig, noch bestraft man den Motorradfahrer nachträglich für sein rücksichtsloses Fahrverhalten. Im Gegenteil, die einzigen, die unter solchen Taten leiden sind die Hinterbliebenen.

      Traurig.

  6. Micha Micha

    Unglaublich. Klar, vermutlich war es absolut vermeidbar und es ist traurig um die Pferde, aber es ist passiert, und der junge Mann hat für den Fehler mit dem Leben bezahlt. Der macht das garantiert nie wieder. Umso schlimmer, sowas lesen zu müssen. Da fragt man sich echt, ob wer auch immer das gewesen ist, noch ganz glatt ist. Die Gedenkstätten sind in erste Linie für die Hinterbliebenen, die jetzt damit klarkommen müssen, das ihr Freund/Bruder/Sohn/Kollege/… tot ist. Unabhängig also von der eigenen Einstellung zu dem Vorfall oder Motorradfahrern allgemein, das ist unterste Schublade :S

  7. Ralph Ralph

    Es haben keine Kinder in der Kutsche gesessen und er ist auch nicht 160 Gefahren wie es in den Zeitungen Geschmiert wurde. Eins steht aber nirgens, daß der Kutscher an dieser Stelle die Straße nicht Überqueren durfte.

    • Christoph Springer Christoph Springer

      Die Information, dass Kinder in der Kutsche saßen, stammt von der Polizei. Dass der Motorradfahrer 160 gefahren ist, habe ich nirgendwo gelesen – und schon gar nicht geschrieben. Und dass der Kutscher an dieser Stelle die Straße nicht überqueren darf, ist nirgends festgelegt. Vielleicht prüfst und benennst Du mal Deine Informationsquellen?

  8. Anonym Anonym

    Mein Beileid…. Der kutschenfahrer war ein guter Freund von uns. Leider lebt dieser auch nicht mehr ist…es ist sehr schlimm. Es waren 2 wunderschöne Pferde und eines davon hatte noch ein Fohlen. Den Motorradfahrer kannte ich persönlich nicht… Aber ich glaube er war auch ein sehr guter Mensch…ich finde es gemein von manchen über solche Pferde so abscheulich zu reden… Wie gesagt der Kutscher ist deswegen gestorben es hat ihn sehr runter gezogen.

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