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Zumo ade

Diesem „Zumo 550“ steht sein letzter Einsatz bevor.

Dieses Navigationsgerät von Garmin hat seine besten Zeiten hinter sich. Gekauft habe ich es 2007 – damals hat das Gerät samt einer Motorrad- und einer Autohalterung deutlich über 600 Euro gekostet. Ein satter Preis! Dafür kann man Qualität und guten Service erwarten. Und richtig, die Qualität war beeindruckend. Bis gestern. Der Service war in Ordnung. Auch bis gestern. Das Zumo hat perfekt funktioniert und dabei für den einen oder anderen Aha-Effekt gesorgt. Wie zum Beispiel im Spätsommer 2007 im strömenden Regen an der slowakisch-ungarischen Grenze. Die Grenzer interessierte nichts weiter – nur der kleine „Fernseher“ vorn am Lenker des Motorrads, der auch im trüben Regenwetter am dunklen Spätnachmittag stoisch gute Laune verbreitete. Er zeigte bestes Wetter an, gab die Route vor und ließ sich vom üblen Drumherum nicht beeindrucken. Das war das Zumo 550. Es hat genau so gut durch Kiev geleitet wie durch Kärnten, durch St. Petersburg so flott und zielgerecht wie nach St. Pölten und eröffnete dabei stets die Möglichkeit, dank sicherer Führung auch neue, kleine Straßen kennenzulernen, auf die man ohne Navi nie abgebogen wäre.

Nun soll es eigentlich noch durch Moskau führen. Ob es das auch tut? Gestern gab die Verkleidung auf, der gummierte Einschaltknopf ist aus dem Kunststoff darum herausgebrochen. Anruf beim Garmin-Support: Ersatzteile gibts nicht, Reparatur ist nicht möglich, teilte der Mann am anderen Ende der Leitung mit.

Wiebitte? Nach nur etwa sechs Jahren taugt das Gerät samt allen Halterungen nur noch für die Mülltonne? Richtig, bestätigte Garmin-Pressesprecher Marc Kast. Das Gehäuse oder auch nur Teile davon gibt es nicht als Ersatzteil, „der Reparaturaufwand übersteigt den Wert des Geräts“, gab er zu Protokoll. Und wenn, dann ließe sich das Gerät sicher auch nicht so reparieren, dass es wieder dicht ist, fügte er noch hinzu. Wie machen das dann all die hübschen Schmuckverkäuferinnen, wenn sie Batterien von wasserdichten Digitaluhren tauschen???

Das waren keine zufriedenstellenden Antworten aus der Garmin-Presseabteilung und das Zumo erwartet jetzt ein ganz spezieller Härtetest: Es muss mit festgeklebtem Einschaltknopf funktionieren, wenigstens noch diese eine Reise.

Zehn Jahre – das wäre aus meiner Sicht eine angemessene Mindestlebensdauer für ein 600 Euro-Gerät, da kann Garmin also noch an der Qualität schrauben. Immerhin scheint dieses Problem in der Firmenzentrale bekannt zu sein. Schließlich bietet das Unternehmen Garmin-Nutzern ein sogenanntes Upgrade an.  „Wenn ihr Gerät nicht älter als fünf Jahre ist, können sie ein Austauschgerät haben“, sagte der Mann am Supporttelefon. Marc Kast präzisierte: „Garmin-Nutzer können ein neues aktuelles Navi für einen deutlich günstigeren Preis bekommen.“ Und die Fünf-Jahre-Frist werde dabei nicht sehr streng gehandhabt, „wir sind da sehr kulant“. Danke, vielleicht wirds ja doch noch was mit dem Service, ich war mit dieser Auskunft jedenfalls erst mal zufrieden. Ich bin es aber nicht mit der Gummiqualität des Einschaltknopfes. Dennoch wird das Zumo morgen an die Yamaha geklemmt. Auf ein Neues, auf nach Osten!