Motorrad

Mit Eskorte nach Polen

Abschied am polnischen Grenzpfahl auf der Ostseite der Neiße – also in Zgorzelec.

Was für ein Lift. Noch nie haben mich so viele Bekannte bei einer Reise auf den Weg gebracht – gleich drei Zweiradkollegen haben mich heute bis zur polnischen Grenze begleitet. Testtour KTM: Eine 390er und eine 690er gehörten zum kleinen Konvoi anlässlich des Urlaubsstarts, es ging darum, die Einzylindermaschinen zu testen. Das Urteil (für Stadtfahrer) fiel einstimmig zugunsten der Kleinen aus, die immer noch reichlich 40 PS bietet und mit der man ordentlich zur Sache gehen kann. Auf den Hohnsteiner Serpentinen ließ sie sich jedenfalls perfekt abwinkeln – sie macht offenbar Spaß, auch wenn sie mir etwas zu kurz geraten ist. Da ist die 690er schon von anderem Kaliber. Sie sorgte gleich in Hohnstein für einen überraschenden Adrenalinschub. Ich bin heute meinen ersten Wheelie gefahren – ungewollt. Gleich beim ersten Start mit der 690er ging das Vorderrad hoch. Das Adrenalineimerchen kippte um, die Kombi wurde schwitzig und (instinktiv) habe ich das Gas zugedreht. Respekt – die 690er Duke ist ein toller Spaßmacher, vielleicht aber nicht das ganz große Reisemotorrad. Und allen Kritikern sei gesagt – auf diesen Wheelie bin ich nicht besonders stolz!

Die Tour führte heute durch den Schluckenauer Zipfel nach Seifhennersdorf, weiter über Großschönau nach Zittau und schließlich am Kloster Marienthal vorbei nach Görlitz. Dort fuhr die Eskorte nach Westen weiter, ich habe das Vorderrad der Dragstar nach Osten gedreht. Rund 100 Kilometer in Richtung Poznan sollten es noch werden. Die Fahrt in den Abend führte auf polnischer Seite entlang der Neiße nach Norden, bog dann auf wenig befahrenen mittelprächtigen Straßen nach Nordosten ab, führte über den Bober und endete heute an der Oder in Nova Sol. Im Mittelalter spielte Neusalz eine wichtige Rolle beim Salzhandel – die Oder ist nur einen kräftigen Steinwurf weit entfernt vom Hotel Polonia. Schönes kleines Haus mit abgeschlossenem Parkplatz zum Toppreis – 40 Euro samt Parkplatz und Frühstück. Linke Hand zum Gruß! Und besten Dank meinen Begleitern!

3 Comments

  1. Tolle Fuhre heute! Danke an den „Reiseleiter“. Die Rückfahrt der Begleitmannschaft geriet wegen unklarer Handynavigation ohne GPS-Ortung und geringer Tankstellendichte im Großkreis Weißenberg ein wenig unter Zeitdruck. Letztlich half die Höchststrafe für Männer, eine persönliche Ansprache des Erstbesten nach der nächsten Tanke, den orientierungsschwachen Kollegen aus der Klemme und den Moppeds aus der Spritarmut. Damit dürfte die Rückgabefrist der beiden KTM’s vorschriftsmäßig eben noch im 20-Uhr-Limit gelegen haben. Das einzige Motorrad unter den drei Zurückbleibern, die Emme, steht für heute unfall- und umfallfrei unter dem Carport. Dort wartet sie auf ihre Schutzblechwarmverformung. Und durstig war sie heute. Jedenfalls schrie die gelbe Warnlampe schon nach gut 200 Km nach Benzin. Möchte wissen, wer da wie noch am Hahn gedreht hat! Aber da weiß man zumindest, was man unter dem Hintern hat.
    Die 690er KTM lockte mit einem unglaublichen Drehmoment, bei ordentlich Vibrationen am Lenker. Wer’s mag. Die Sitzposition war für meine Größe in Ordnung. Nach der Emme ließ sich das Gefährt beinahe spielerisch leicht dirigieren. Das uncoole Bullern des einen Zylinders kann man akzeptieren. Auch wenn die OT-Stellung des Kolbens beinahe fühlbar war. Kleines Manko bei mir: Der Leerlauf ließ sich bei geringen Geschwindigkeiten bisschen hakelig aufsuchen. Dafür verdammt der Anzug jeden Verkehrsteilnehmer im Stadtverkehr in die zweite Reihe. Durch die enorme Verdichtung braucht die 690er viel Gefühl beim Rückdrehen des Gasgriffs. Sonst ist man nur am „Nicken“. Das nervt auf Dauer ein wenig. Und, klar für einen „Eintopf“, das Gerärät ist nichts für Schaltfaule. Ansonsten Daumen hoch für ein solides, anzugsfreudiges Stadtmopped. Für die Wochenendfahrt zum Knödelessen ins Böhmische ist das Zweirad weniger zu emfehlen.
    Interessant: Meine beiden Begleiter auf der Heimreise favorsierten uniso die kleine KTM. Angeblich nicht nur des Preises wegen. Für mich in dieser Klarheit nicht nachzuvollziehen. Gut, der Motor hatte nur halb so viel Vibrationen und nahm das abrupte Wegnehmen des Gases weniger deutlich übel. Dafür hat sie aber auch nur die halbe Leistung. Und das war wirklich spürbar. Vor allem am Berg. Beim ersten Aufsitz fühlte man sich in die Zeiten des legendären S50 versetzt. Aufrechte Sitzposition, kurzer Lenker, geringes Gewicht (Also das unterhalb des Hinterteils! ;-)). Die Füße suchten ständig die viel zu weit hinten liegenden Rasten, der Fußbremshebel ragte für eine ordnungsgemäße Betätigung bei Schuhgröße 42 zu weit in den Himmel. Die Krönung der unnatürlich nach vorn gekippten Fahrhaltung war die Knieposition. Auf dem Kinderkrad konnte man sich gefühlt mit den Kniescheiben die Ohren zuhalten. Länger als eine gute halbe Stunde mochte ich nicht auf dem rollenden Hocker sitzenbleiben. In Sachen Antrieb war sie jedoch gegenüber der größeren Variante um Einiges kulturvoller unterwegs. Und die Wendigkeit des kurzen Radstands sorgt auf kurzen Strecken in der Grosstadt dafür, dass keine Lücke zwischen Autos ungenutzt bleibt.
    Und wenn ich zwischen beiden KTM wählen müsste, würde ich mich entgegen der Begleitermeinung doch eher für die 690er entscheiden. Muss ich aber zum Glück nicht.

    Dir Christoph noch eine unfallfreie Entdeckungstour, schönes Wetter sowie viele nette alte und neue Bekanntschaften. Komm gesund wieder und erzähle dann!

    VG Falk

  2. „Das liegt bestimmt am Mapping“, erklärt der freundliche KTM-Mitarbeiter. Er hatte uns schon vor der Fahrt darauf hingewiesen, die kleine 390er geht ein wenig schwer an. Aber nach einer Weile hat man sich drauf eingestellt, dass man den Anlasser drückt und gleichzeitig den Gashahn ein wenig zieht.

    Wie der siebenschläfrige Kollege schon erwähnte, sollten auf der Tour zwei KTM getestet werden. Anfangs trieb ich mich auf der „Kleinen“ herum. Beim ersten Stopp war mir ein Grinsen im Gesicht festgemeißelt. Das an ein Kinder-Mopped erinnernde Gefährt ließ sich im Stadtverkehr spielend um jedes Schlagloch herumheben.

    Und in den Serpentinen folgte sie brav jedem Schenkeldruck, die Metzeler-Reifen klebten sich gut fest. Nur mit den Füßen muss man ein bisschen aufpassen. In engen Kurven sollte der Schuh ein wenig nach hinten geschoben werden, an meinem rechten fehlt jetzt etwas Profil.

    Aber jeder Spaß nimmt irgendwann ein Ende. Für eine knapp 300-Kilometer-Tour ist die „390“ nicht gemacht. Zumindest nicht in der Original-Ausführung und nicht, wenn man über 1,75 m groß ist. Etwas mehr Polster auf der Sitzbank könnte da helfen.

    Ein bisschen traurig ist der Sound, aus dem schick versteckten Endtopf knattert es sehr pappig. Das könnte ein bisschen frecher sein.

    Zu kaufen gibt es die „390“ übrigens noch nicht, aber für 75,- Euro kann man sich das gute Stück bei KTM-MRZ auf der Paul-Gerhard-Straße ausleihen. Übrigens kam das gute Stück mit knapp 9 Litern über 200 ziemlich hochtourige Kilometer weit.

    Fazit: Mit bisschen mehr Polster und einem anderen Endrohr sicher eine hübsche Idee für die Stadt.

  3. Herzlichen Dank für diese zwei schönen Erfahrungsberichte. Ich selbst habe ja nur die „große“ KTM ausprobiert und darüber schon geschrieben. Unterdessen kann ich berichten: Die Dragstar macht ihre Sache mal wieder sehr gut. Auf glattem Geläuf ebenso wie auf aufgerissenen Straßen und Schotter. XVS 650 eben. Grüße an alle GS-Treiber!

Comments are closed.