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Dreckskunst

Selbst Gras ist dreckig an den Moskauer Straßen. Schilder, Leitplanken und Randsteine sowieso, die Farben von Autos verblassen binnen eines Tages unter einer grauen Dreckschicht. Fährt man auf nassen Straßen, wird daraus schnell eine schwere, fettige Dreckschicht. Warum das so ist? Keiner konnte mir das bisher sagen. Irgendwie muss da wohl etwas in der Luft liegen und sich niederschlagen auf alles, vielleicht kommt dieser dichte Staub aus der Umgebung. Er ist keinesfalls nur ein Moskauer Phänomen, es gibt ihn ganz genau so in St. Petersburg oder Jaroslawl. „Russian style“ nannte Ivan Shirikov im vergangenen September die Optik meiner Dragstar, als ich mit ihr nach einem knappen Tag Regenfahrt mächtig verdreckt bei ihm an der Wolga eintraf.

Heute durfte ich erleben, wie es ist, binnen einer Stunde im Moskauer Dauerstau mit dem Auto gerade mal sechs Kilometer weit zu kommen. Rush hour und ein paar freie Tage anlässlich des Frauentags, der in diesem Jahr auf einen Sonnabend fähllt und deshalb am Montag offiziell nachgefeiert wird, kamen zusammen. Da will jeder los, hat noch etwas zu besorgen, fährt raus auf die Datsche. Schon deshalb, weil auch hier das Wetter viel wärmer ist, als üblicherweise Anfang März. Im Moskauer Stau auf fünf- bis achtspurigen Straßen (pro Fahrtrichtung!!!) war wenigstens Zeit, dieses bemerkenswerte Kunstwerk auf einem verdreckten Japanauto zu fotografieren (siehe oben)K.

Dazu kam, dass es heute im Moskauer Zentrum eng wurde. Tausende Menschen sind auf den Roten Platz gekommen, um der Krim ihren Beistand zu versichern. Auch eine riesige Bühne stand dafür auf dem Prachtplatz am Kreml, darauf wurde Rockmusik geboten. Wer das alles bezahlt hat, haben sie im Radio nicht berichtet, aber meine Gastgeber waren sich blitzschnell einig: „Natürlich die russische Regierung.“