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Die Bling-Bling Party hat beginnt

Kim ist toll! Und „Kim selbst ist sehr gelassen und macht aus Ihren Auftritten eine große Bling-Bling Party“. Wiebitte? Das Zitat stammt aus einer Presseinformation, die mich jetzt erreicht hat. Ich habe es einer der Mitteilungen entnommen, die täglich via Mail, Fax oder Post auf den Schreibtisch kommen. Manche davon sind unfreiwillig komisch, andere enthalten so schlimme Fehler, dass es schwer fällt, sie überhaupt mit dem nötigen Ernst zu behandeln. Beide Gattungen dürfen der Öffentlichkeit nicht länger vorenthalten werden. Für sie gibt es hier ab sofort die Rubrik „Geradegebrecht“.

Zurück zu Kim. Kim Debkowski war Kandidatin bei „Deutschland sucht den Superstar“. Das qualifiziert sie zu einer „Künstlerin“, glaubt man den Veranstaltern der Hope-Gala, denn sie wird in der Liste der Künstler aufgeführt, die am Sonnabend während der Gala im Schauspielhaus Lose verkaufen. Sie macht – um es mit den Worten aus der Presseinfo zu sagen – „einen zwischen Stop“ in Dresden. Übrigens: „Ihre Leidenschaft ist das Schminken hier für gibt die 18-jährige mehre hunter euro aus.“ Klar doch!

Die Presseinfo zu Kim - Bild anklicken zum Vergrößern.

Außerdem bekam ich heute die Nachricht „Die Suche nach der Pfefferkuchen-Prinzessin hat beginnt“. Mindestens sechs und höchstens zehn Jahre alt dürfen die Bewerberinnen sein, die in diesem Jahr auf dem Striezelmarkt Pfefferkuchenprinzessin werden wollen. „Einzige Bedingung ist, das sich die bewerbenden Mädchen einer künstlerischen Betätigung nachgehen müssen.“ Dann steht dem Erfolg ja nichts im Weg. Dass die Verantwortlichen noch nicht einmal die deutsche Sprache beherrschen, wird potentielle Kandidatinnen (und deren Eltern) gewiss motivieren.

Pressemitteilung - Bild anklicken zum Vergrößern.

26 Kommentare

  1. owy owy

    Wunderbare Rubrik, bitte unbedingt mehr davon! Oder sollte ich schreiben: „Bütte unbedüngt mähr dafon“? 😉

    • frank müller frank müller

      Kann mich owy nur anschließen!

      Sicher passieren im täglichen Stress auch mal Fehler da geht es den Presseleuten wie den Radakteuren 😉 Solche „Schnitzer“ wie die oben Genannten soll diese Feststellung aber nicht rechtfertigen.

      Generell hat die Neigung, sich den Regeln der Rechtschreibung zu beugen, deutlich nachgelassen. Umso besser, dass es noch ein paar Hüter der deutschen Sprache gibt – wie die Gesellschaft für deutsche Sprache (http://www.gfds.de) und natürlich MR Unkorrekt – Christoph Springer 😉

      So, schnell noch mal den Kommentar überfliegen und nach Fehlern suchen …

  2. Dr.Thomas Hartung Dr.Thomas Hartung

    Guten Abend Christoph

    und jetzt? Wo bleiben die Aufschreie, die es vielleicht vor einem Jahrzehnt noch gegeben hätte? Heute fragt sich jeder, was daran wohl falsch (geschrieben) sei. Aber wen kann man in dieser Gesellschaft überhaupt noch ernst nehmen? Die nicht schreiben können natürlich nicht. Die vorgeben, schreiben zu können, auch nicht, denn die lassen schreiben. Und die, die schreiben lassen? Erst recht nicht, denn die können es auch nicht mehr. Die Gruppe, die wirklich etwas vom Fach versteht, wird täglich kleiner, die andere dafür täglich größer. Arme deutsche Sprache.

  3. Dabei hast Du es beim Zitieren ja noch verbessert (wohl unbewusst, gelernt ist halt gelernt): da steht nämlich tatsächlich „Ein zwischen Stop machte sie …“. Den Verzicht auf den Akkusativ sieht man leider auch immer öfter. Vielleicht entwickelt sich das Deutsche hin zum Englischen, wo auf alle Kasus (bis auf den Genitiv) verzichtet wird.

    Übrigens: es mag gemein sein, persönliche Bemerkungen an eine junge Frau zu richten, die es nicht besser weiß, aber bei Kims Anblick wünscht man sich doch sehr, dass sie die „mehre hunter Euro“ in die Sparbüchse steckt, denn manchmal ist weniger Schminke einfach mehr.

    • Christoph Springer Christoph Springer

      Vielen Dank für den Hinweis auf meinen Zitierfehler – ist geändert.

  4. „Guck mal, die sprechen falsch. Hihi!“ – Oder dient obige kritik (an der verarmung der sprache, dem nur vermeintlichen künstler-status, dem aussehen der person) einem anderen zweck als der distinktion von menschen die sich fremdverschuldet bildungsfern sozialisieren müssen?

    • Dr.Thomas Hartung Dr.Thomas Hartung

      Woher das Wissen um die „Fremdverschuldung“? Es ist immer noch eigenes Verschulden, in der Schule (und anderen Institutionen) lernunwillig zu sein (an einen höheren Abschluss als diesen weigere ich mich zu glauben). Und dass solche „Bildungsferne“ immerhin zu (nicht schlecht bezahlten) PR-Jobs führen kann, sagt ebenso viel über den Zustand einer Gesellschaft aus wie die Tatsache, dass „Bildungsnähe“ in einem Wertungsspektrum von „überqualifiziert“ bis „rechtspopulistisch“ verortet wird. Auch mit solchen „Menschen“ – einerlei ob distinguiert oder nicht – schafft sich Deutschland ab.

  5. […] Christoph Springer hat diese Woche zwei ganz besondere Highlights entdeckt. Wenn eine Pressemitteilung Sätze enthält wie „Kim selbst ist sehr gelassen und macht aus Ihren Auftritten eine große Bling-Bling Party” ist die Frage ob man darauf setzt, dass „Bad News“ besser sind als „No News“. Kim weist auch darauf hin, dass sie in Dresden nur „ein zwischen Stop“ macht, da sie zurzeit mit Ihrem „Mode-Label“ durchstartet. Ist klar. […]

  6. Herr Dr. Hartung,

    Woher das Wissen um die “Fremdverschuldung”?

    Auf der uni gelernt. Es gibt wenige europäische läden in denen kinder aus unteren schichten oder mit migrationshintergrund so schlechte chancen auf eine gute bildung haben, wie in d-land. diese bildungsbenachteiligung hat übrigens in den letzten jahren zugenommen. Auch wenn es Ihnen als Dr. vielleicht zu trivial ist, könnten sie eine erste Übersicht dazu z.B. unter dem Stichwort „Bildungsbenachteiligung in der Bundesrepublik Deutschland“ finden.

    Auch mit solchen “Menschen” – einerlei ob distinguiert oder nicht – schafft sich Deutschland ab.

    Wird auch Zeit. Immerhin ist ja wohl Postmoderne angesagt, oder?

    • Dr.Thomas Hartung Dr.Thomas Hartung

      Ich weiß nicht, ob ich mich so missverständlich ausdrücke oder „Torsten“ nicht nur von Fremdverschulden, sondern offenbar auch Unterschichts- oder Migrationshintergrund weiß, daher sehr drastisch: es geht nicht um eine Kim mit polnischem oder eine noch zu kürende Pfefferkuchenprinzessin mit ???-Hintergrund. Es geht um die PR- oder sonstigen Agenten/Agenturen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und sich nicht entblöden, dies durch öffentliche Mitteilungen über ihre Sternchen auch noch zu beweisen. Ich habe jetzt nicht gründlich recherchiert (vielleicht kann das der Blogger ;-), fand aber mit tiedemann art production bzw. alexander & partner zwei Agenturen, die weder nach Unterschichts- noch Migrationshintergrund klingen. Die erste hat sich vielleicht dem Niveau ihrer Mandantin angepasst, umso schlimmer. Aber wenn bei letzterer (einer Dresdner!!!) zu lesen ist: „Unsere Arbeit ist gekennzeichnet durch eine hohe Professionalität, ein modernes Projekt- und Qualitätsmanagement…“ und dann solche unprofessionellen Überschriften bzw. Sätze herauskommen, bei denen jedes Qualitätsmanagement (sprich simples Gegenlesen) versagt, dann ist das ein Unding.

      • Ein Unding? Na, diese Kritik ist vielleicht etwas zu konkret.

        As I said: Ich vermute, dass Sorgen um guten Stil und richtige Sprache hier wie auch anderswo hauptsächlich als kultureller Kompetenz(selbst)nachweis dienen.

        • Dr.Thomas Hartung Dr.Thomas Hartung

          Langsam frage ich mich, welche Uni solcherart Torstens produziert, die Dresdner Kommunikationswissenschaft ist es hoffentlich nicht; aber ich kann nicht alle Studenten in meinen Veranstaltungen haben.
          a) Kritik muss konkret sein, nur von Palavern ändert sich nichts.
          b) Lieber seine Kompetenz nachweisen als seine Inkompetenz.
          c) As i said: ich vermute, dass Sorgen um die hohe Kompetenz anderer mindestens von eigenen Unzulänglichkeiten ablenken sollen, wenn nicht gar meine These stützen, dass Bildungsnähe (die ja immer mit bestimmtem Kompetenzniveau verbunden ist) inzwischen als rechtfertigungsnotwendig erachtet wird. Aber vielleicht will sich ja Torsten ungefragt sowohl mit Kims und Prinzessinnen als auch mit unfähigen Agenturen auf ein Level stellen.

          • Langsam frage ich mich, welche Uni solcherart Torstens produziert, die Dresdner Kommunikationswissenschaft ist es hoffentlich nicht

            Das Institut für Kommunikationswissenschaft ist also jetzt eine Uni? Mich wundert nichts mehr.

            aber ich kann nicht alle Studenten in meinen Veranstaltungen haben.

            Ach kommen sie; mit bisschen weniger bescheidenheit würden sie das locker hinbekommen.

          • Aber vielleicht will sich ja Torsten ungefragt sowohl mit Kims und Prinzessinnen als auch mit unfähigen Agenturen auf ein Level stellen.

            Mit diesen Untermenschen? Gott bewahre!

  7. PS Ist das ein Hotel, das „Prinzess Inn“?

  8. Christoph Springer Christoph Springer

    @Torsten: Ich bitte darum, sachlich zu bleiben.
    Es lohnt sich ein erneuter Blick auf den ersten Absatz meines Eintrags. Mitnichten ist mein Anliegen die „distinktion von menschen die sich fremdverschuldet bildungsfern sozialisieren müssen“. Allerhöchstens hätte die Distinktion von Menschen, die sich fremdverschuldet bildungsfern sozialisieren müssen mein Anliegen sein können. Ist es aber auch nicht!
    Es ist noch nicht einmal die Hervorhebung der PR-„Profis“, die diese Texte verfasst haben. Es ist schlicht eine Kritik an grottenschlechten Texten, die die Absender zumindest im Fall von Kim zu Lasten der Protagonistin veröffentlicht haben. Und für die sie Geld bekommen!!!

  9. @ Christoph:

    Es ist schlicht eine Kritik an grottenschlechten Texten, die die Absender zumindest im Fall von Kim zu Lasten der Protagonistin veröffentlicht haben.

    Was ist denn an den texten so schlecht? Die texte sind gut verständlich. Die sprache ist, gemessen an erwartetem, ungewöhnlich – aber spielt werbung nicht mit erwartungen? Daher vermute ich nach wie vor: Dir geht es nicht um schlechte Sprache, Dir geht es – möglicherweise wie auch den Autoren der Texte – um die Entblößung bildungsferner Schichten.

    Denn obige Texte schaffen es mit sehr einfach Mitteln, neben dem Inhalt eine bestimmte Vorstellung von (vermeintlichen) Adressaten und Rezipienten und deren gegenseitiger Beziehung (Unterschichtenfernsehen) zu transportieren. Sind die Texte am Ende nicht vielleicht sogar verdammt gut? Momentan sieht es sogar noch nach viraler Werbung aus 😉

  10. Hihi, geniale Rubrik, Christoph – weiter so 😉

    Und ich dachte, ich bin die einzige, der die diese teilweise schlicht und ergreifend nicht lesbaren Pressemitteilungen um den Verstand bringen.
    Wär man jetzt ein Schelm, würde man mutmaßen, die junge Dame mit dem Pfuder Make-up im Gesicht, für das sie „mehrere hunter Euro“ ausgibt (pro Monat?), habe diesen Schrieb selbst verfasst 😉

    • tausche in der ersten Zeile ein „die“ gegen das „der“, herrjeh, da wird man ja gleich selber ganz meschugge im Kopf 😉

      • Christoph Springer Christoph Springer

        Erledigt – siehe oben.

  11. Robert Kanter Robert Kanter

    Hegt man als Journi eigentlich eine gewisse „stille“ Sympathie oder Anerkennung, wenn PMs richtig gut verfasst sind? Und im Umkehrschluss: Haben schlechte PMs weniger Chancen, genommen zu werden?

    Hat mich schon immer mal interessiert.

    Darüber hinaus schließe ich mich dem Lob über die Rubrik an: bitte mehr davon. :o)

    • Christoph Springer Christoph Springer

      Meine Erfahrung: Ich bevorzuge gut formulierte Pressemitteilungen. Alle anderen kosten mich unnötig Zeit. Denn jede Pressemitteilung ist der Anfang einer Recherche. Je schlechter sie ist, um so mehr Recherche ist nötig.
      Dennoch: Immer her mit schlecht formulierten, schließlich gibt es dafür diese Rubrik!

      • Dito.

        So ein wenig öffentlicher Spott trägt vielleicht sogar dazu bei, dass sich die Leute künftig ein wenig mehr Mühe geben.

        Letzten Endes finde ich es auch eine Frage des Anstandes und der Fairness, dass, wenn ich schon mit der Bitte um kostenlose PR an die Presse herantrete, ich mir wenigstens die Arbeit mache, eine leserliche PM zu verfassen, um dem Journalisten unnötige Arbeit zu ersparen.

        • Di Di

          Vorsicht …

          „Wer Dinge verspottet, an die ein guter Geschmack längst nicht mehr rührt, wird selbst Gegenstand des Spottes, ja der Verachtung.“ Christian Morgenstern, (1871 – 1914)

          … werde diese Rubrik trotzdem im „lächelnden“ Auge behalten … 🙂

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