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Es bleibt noch viel zu tun

So dynamisch wirkt die Zero S auf PR-Fotos.

35 Grad im Schatten, im Stadtverkehr mutiert die geschätzte Yamaha zum Eierkocher, es ist der perfekte Tag, um ein Elektromotorrad zu testen – wäre da nicht die lästige Motorradjacke, in der es nur dann erträglich ist, wenn man einigermaßen zügig fährt. Thomas Schröder, Marketingchef der Schweizer Firma „M Way“ am Flughafen in Zürich übergibt ein Amibike mit Stromantrieb, eine Zero. So haben es die Verantwortlichen von Zero in Deutschland geplant und Schröder nutzt die Gelegenheit, „seine“ Firma und deren Expansionspläne vorzustellen (das wird hier nach den Urlaubsberichten ein Thema sein). Dabei gerät Zero ein wenig ins Hintertreffen und so ganz geht die Hoffnung nicht auf, das Paradestück der Amis testen zu können, den sogenannten Streetfighter „Zero S“, der in der Schweiz 12750 Franken kostet. Das einzige derartige Gerät in der M Way-Zentrale hat einen Schaden in der Batteriesteuerung, erklärt Schröder, eine Runde um das Bürohaus ist aber drin. Auch so ist die Überraschung perfekt: Beschleunigung ohne zu schalten, Fahren ohne Motorengeräusch und das auf einem durchaus erwachsenen Zweirad – das fixt sofort an und verlangt nach mehr.

So statisch wirkt die Zero S natürlich nur auf Standbildern.

 

Mehr ist möglich, Schröder schiebt eine Zero MX vor die Tür. Ein Geländemotorrad mit Straßenzulassung. „Autos und Motorräder machen jeweils fünf Prozent unseres Geschäfts aus“, hat er gesagt, noch nicht mal ein Dutzend dieser kalifornischen Maschinen fand bei M Way im vergangenen Jahr neue Besitzer. Die Anmutung des Zweirads macht Hoffnung… Draufsetzen, losfahren. Blau leuchtet die Anzeige, der Motor pfeift drehzahlabhängig mal in niedriger, mal in hoher Tonlage. Links wirkt das kleine Motorrad leer – Kupplung und Ganghebel fehlen (natürlich). Aber es zieht – und wie. Ohne zu schalten bis ganz nach oben – das verlockt zu einem kurzen Sprint auf der nahen Autobahn. Doch der Sprint endet früher als erwartet – auf mehr als knapp 80 Stundenkilometer klettert die Anzeige nicht, man kommt sich verloren vor auf der Bahn zwischen allen anderen Nutzern. Und schneller als angenehm ist bleiben zwei der zehn Ladeanzeige-Balken auf der Strecke. Also wieder runter, Karte studieren, Reichweite abschätzen.

Die Ladeanzeige links mit Tanksymbol.

Irgendwas um die 50 Kilometer, hatte Schröder angekündigt. Knapp ein Fünftel davon ist weg und schon mehr als ein Fünftel der Ladekapazität. Wenn die MX einmal rollt, braucht sie nicht viel „Gas“, aber Dauerdruck am „Gashahn“ zapft mächtig Strom und senkt die Reichweite rapide. Schneller, als dem Tester lieb sein kann angesichts unbekannter Gegend und unbekannter Restreichweite, denn die wird nicht berechnet… Solch ein Computer wäre aber schön an dem Strömling auf zwei Rädern.

Also wechselt der Kurs und über Landstraßen geht’s zurück zum Startort. Da kann die MX zeigen, was in ihr steckt, denn bei 80 km/h erlaubter Spitzengeschwindigkeit auf den hiesigen Landstraßen. Da wird die kleine Elektroenduro auch ernst genommen von den „Gegner. In Deutschland müsste sie ihre Ansprüche vielleicht mit einem etwas protzigeren Äußeren geltend machen, denn so ganz ohne Krawalltüten und anderem „fetten“ Zubehör wirkt sie sehr schmal.

Die Flüstertour beginnt nun Spaß zu machen. An Zebrastreifen hört man unter dem Helm deutlich das „Dankeschön“ der Personen, denen man pflichtgemäß den Vorrang gelassen hat. An Ampeln überrascht die Zero MX Autofahrer mit ihrer nicht allgewaltigen aber eben schaltfreien Beschleunigung. Es ist erstaunlich, wie viel Spaß das 94 Kilo-Leichtgewicht macht. Vor allem natürlich in Verbindung mit dem Gefühl, etwas für die Umwelt zu tun, hat man den Akku des Zweirads mit Ökostrom geladen.

Der Postbote fährt schon lange elektrisch und findet das gut.

Viele technische Daten langweilen, für die getestete „MX“ sind sie leider auch nicht mehr ohne weiteres zu haben. Probefahrten sagen mehr über eine Maschine – wer Gelegenheit hat, solch ein Motorrad auszuprobieren, sollte dies unbedingt tun. Mit der passenden Steckdose in der Nähe kann man solche Bikes unbedingt empfehlen. Damit sie aber wirklich im Alltag genutzt werden können, fehlt noch viel – nicht an den Zero-Bikes, an der Infrastruktur. Wo findet man schließlich eine Steckdose im Freien, die man nutzen und bei der personengenau abgerechnet werden kann? Noch nicht einmal in allen Tiefgaragen sind Stromanschlüsse für Parkende vorhanden… Da bleibt noch viel Arbeit, die Firma „M Way“ arbeitet an Lösungen. Aber das ist ein Thema für einen anderen Bericht…

2 Kommentare

  1. Björn Björn

    Hallo Christoph,

    ich hatte die Chance die Freeride E von KTM zu testen und kann deine Er“fahr“ungen nur bekräftigen. Unterbrechungsfreier Schub und ein ordentliches Drehmoment vom Stand weg. Das macht an und zudem richtig Spaß.

    Die E-Motorräder werden sicher in den kommenden Jahren an Leistung und Kapazität gewinnen. Schau mal nach Amiland, dort fahren bereits Superbike-Prototypen voll elektrisch (www.ridemission.com). Und bei der Infrastruktur wird sich wohl nur etwas ändern, wenn der „Druck der Straße“ größer wird, momentan rechnet es sich einfach nicht, Ladestationen an jeder Ecke vorzuhalten.

    Achtung Werbung! Die KTM Freeride E wird derzeit durch Kunden ausführlich getestet. Das heißt: Jeder der mag, kann das Motorrad unter fachkundiger technischer Betreuung auf enem geschlossenen Parcours testen. Einzige Voraussetzung,
    bitte vorher anmelden unter http://blog.ktm.com/freeride-e/are-you-ready-ktm-sucht-dich-als-testfahrer-fur-die-freeride-e/#more-50. Werbung aus!

    Ich glaube, genau hier liegt auch eine mögliche Geschäftsidee. Ähnlich wie in einem Mountainbike-Park könnten stadtnah Areale geschaffen werden, wo man sich die Bikes ausleiht, elektrisch Spaß haben kann und nicht ständig mit einem Auge auf die Reichweite schielen muss. Natürich nur vorübergehend, bis die Elektro-Bikes im Alltag angekommen sind 🙂

    Viele Grüße,
    Björn

    • Christoph Springer Christoph Springer

      Und wann fangen wir damit an?

Kommentare sind geschlossen.