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Abschied im Regen

Unter der Wolke im Adige-Tal führt die Brennerautobahn nach Norden.

Wenn ein Tief über den Alpen dreht ist das ganz ungünstig für Motorradfahrer. Schon gestern kündigte sich das schlechtere Wetter mit Regen an, am Gardasee war es bewölkt und am Abend schüttete es wie aus Kannen. Das Tief, Name unbekannt, dreht mindestens einen Tag lang über den Bergen und sorgt für ergiebigen Regen, berichtete das deutsche Fernsehen. Die Hoffnung, dass sich das Wetter von Alpental zu Alpental unterscheiden könnte, war dahin. Regen von Verona bis München! Und mittendrin Motorradurlaub?

Auch die Überlegung, einen Tag länger am Gardasee zu bleiben und so den schlimmsten Regen sozusagen im Schlaf niedergehen zu lassen, den Tag schlicht zu vergammeln, war keine Lösung. Das Hotel war ausgebucht, Abreise also Pflicht. Deshalb wurde trotz Regens die geplante Tour in Richtung Dolomiten in Angriff genommen. Von Anfang an in vollem Regenornat! Von Brenzone ging es zunächst die 22 Kilometer am Gardasee entlang bis Torbole, dann nach Osten über Mori nach Rovereto. Und von dort zunächst ein Stück durch das Adige-Tal, durch das auch die Autobahn und die Eisenbahnstrecke zum Brenner führen. Die Bahnverbindung ist in bester Erinnerung, schließlich wurde sie vor Jahren bereits im Autozug von Verona nach Berlin ausprobiert.

Nach Nordosten sollte die Tour führen, es ging also von Calliano über den Sommopass, der nur reichlich 1300 Meter hoch ist. Das Wetter wurde nicht besser… Bei einer Rast nahe dem Lago di Caldonazzo lockten die Obstplantagen, die Äpfel waren schon reif und sehr saftig. Nach der schnellen Passage am Ostufer des Sees entlang – es handelte sich um eine vielbefahrene (Bundes)Straße – führte ein langer Tunnel östlich an Trient vorbei und zurück in das Adige-Tal. Die Straße parallel zur Brennerautobahn war die nächste Etappe, erst in Mezzolombardo gelang schließlich endgültig der Abschied aus dem Tal. Die „812“ war die Straße der Wahl, in Serpentinen und langen Kurven bergan und schließlich nach Cavalese. Die kurzzeitige Wetterbesserung im Adige-Tal war trügerisch…

Über dem Lavazepass (1805 Meter) hingen Wolken, die Serpentinen der Auf- und Abfahrt waren schon vom herbstlich glitschig. Nein, es ist kein Vergnügen, mit 35 Stundenkilometern oder noch weniger in Wolken und Regen um 180 Grad-Kehren zu kriechen. Je näher die Sellagruppe kam, eine der Attraktionen der Dolomiten schlechthin, um so häufiger wurden Hotels mit Spezialeinladungen für Motorradfahrer – Fahnen und allerlei Motorradskulpturen – und zugleich volle Unterstellplätze. Motorradfahrer waren nicht unterwegs, die Maschinen hatten Pause im Trockenen. Nur Verrückte fahren bei solchem Wetter durch die Dolomiten.

Nachdem es am Karerpass nicht besser wurde mit dem Wetter, nahm die Quartiersuche rund 40 Kilometer vor dem Ziel ernsthafte Züge an und führte sehr schnell zum Ziel. Gleich nach dem Pass lud wieder ein Schild speziell Motorradfahrer zur Quartiernahme ein. Der nasse und tief ausgespülte Schotterweg durch einen Wald führte zu einem weiteren Geheimtipp, einer kleinen Alm mit wunderschönen Zimmern! Nur die Dolomiten sind (noch) nicht zu sehen.

  • Hier kann man mehr lesen über die wirklich besuchenswerte „Agritur Malga Secine“. „Agritur“ ist so etwas wie der italienische Begriff für „Urlaub auf dem Bauernhof“. Kühe, Esel (ihr „Ihh Ahh“ klang wie rostige Türscharniere), Ziegen und natürlich einen Hund gibt es auf diesem Bauernhof, dazu einen kleinen Spielplatz, tolle Berge und jede Menge Wald rundum.