Der Typ vorn quatscht in sein Headset-Mikrofon und bei allen Motorrädern dahinter dröhnt seine Stimme aus dem Boxen. Alle tun was er sagt und sehen dabei mächtig cool aus mit ihren Sonnenbrillen und den Zigaretten im Mund. So sind sie, die „Kuwait Riders“. Kurz zuvor haben sie auf der südlichen Anfahrt zum Gipfelpunkt der Nockalmstraße Fotos gemacht. Dazu setzten sich die Biker auf die Straße!!! Ihre Frauen durften auch mitmachen und mussten dabei nicht mal Burka tragen. Sie waren perfekt ausgestattet – wie die meisten Herren auch trugen sie Harley-Klamotten, ließen sich aber auf Hondas durch die Berge chauffieren.
Blau war der Himmel gestern Abend über der Erzherzog-Johann-Hütte in den Niederen Tauern. Aus der Küche strömte der Duft gebratener Ripperl in den Biergarten, das Fünf-Personen-Zimmer gabs für Euro auch als Einzelbuchung, es kam kein anderer Gast dazu.
Die Tour führte gestern von Obervellach an den Millstätter See, weiter nach Gmünd und dann in eine Sackgasse. Genau das mögen Motorradfahrer zwar nicht, aber es handelte sich um die Maltatalstraße. Spektakulär ist sie unter anderem, weil sie sehr schmal ist. Vor allem aber, weil sie durch mehrere gerade mal einspurig befahrbare Tunnel führt. Der Verkehr wird tagsüber mit Ampeln geregelt. Am Ende der rund 15 Kilometer langen Straße, für die 9 Euro Maut wirklich gut angelegt sind, befindet sich die Kölnbrein-Talsperre. Mit 200 Metern Staumauerhöhe ist sie die höchste Talsperre Österreichs. Man kann auf der Mauerkrone spazieren gehen, die Staumauer innen besichtigen und es gibt einen sogenannten Airwalk – Metallstufen und eine verglaste Plattform, von der aus man direkt in die Tiefe an den Fuß der Staumauer sehen kann. Ein kribbelndes Erlebnis, unbedingt empfehlenswert. Besonders ist das schon deshalb, weil aus der Taltiefe der Wind an der Staumauer nach oben pfeift. Steht man auf den Metallgittern und schaut nach unten, versteht man plötzlich, weshalb es Schwalben lieben, an dieser Mauer das Segeln zu üben.
Zurück aus der Maltatal-Sackgasse empfiehlt sich ein kurzer Sprint parallel zur Autobahn A10, die Straße windet sich unterhalb der Piste durchs Tal, bevor es rechts weg zur Nockalmstraße geht. Noch so ein Mautvergnügen, mit 8 Euro aber nicht überbezahlt. Wie sich diese Straße auf die Nocken windet, grün bedeckte Berge ohne Bäume oder Sträucher darauf, ist traumhaft. Sie ist nicht so spektakulär wie die Straße durchs Maltatal, dafür aber entspannter zu fahren. Wenn da nur nicht die vielen Harleytreiber wären, die mit ihrem drögen Motorgetrommel jedes noch so gutmütige Murmeltier vertreiben. Sie waren unterwegs zu ihrem Lieblinsgtreffen am Faaker See, das gestern anfgefangen hat…
Richtung Norden sollte die Tour gestern führen, also wurde nach der Nockalmstraße und der von Hotels gesäumten Turracher Höhe das Sölktal in den Niederen Tauern angesteuert. Die Zufahrt zum 1788 Meter hohen Sölkpass ist wenig befahren, aber nicht besonders gut. Dafür führt die Straße nach dem Pass in Richtung Norden an der Erzherzog-Johann-Hütte vorbei. Ein Bach rauscht, Kuhglocken klingeln und der Duft aus der Küche wurde schhließlich unwiderstehlich!
Warum Kuwait? Warum Burka? Es klingt, als sähest du in Ihnen eine Art Taliban-Vorhut, die Europa auf zwei Reifen erobern will. Auf ihrer Website kommen sie aber ganz freundlich daher: „[W]e don’t discriminate against race, color, sex, religion, national origin OR motorcycle […]“.
Es handelt sich nach allem, was man als Motorradfahrer über Kuwait, die Kosten solcher Reisen (die Motorräder werden per Schiff oder Flieger nach Europa gebracht), die Zahl der Einwohner und der Motorradbesitzer in diesem Staat weiß, hören, sehen und lesen kann um Vertreter der oberen Zehntausend, sofern es dort die unteren Zehntausend überhaupt gibt. Es wird nicht gegrüßt, nicht mit anderen Motorradfahrern gesprochen und die Musik beim Fototermin auf der Nockalmstraße darf gern so laut sein, dass man sie mehr als zwei Kilometer weit hören kann. Respekt geht anders!
Danke für die Erklärung, ich konnte Deine Missbilligung dem Text nicht so deutlich entnehmen, weil ich gar nicht wusste, dass die tatsächlich aus Kuwait kommen. Ich dachte, vielleicht sind das irgendwelche Expats. Habe mich auf der Website aber auch nur zehn Sekunden umgesehen.
Was wird hier denn diskutiert. Ich dachte immer als Biker ist man überall willkommen. (Auch wenn manche Regionen oder Gaststätten nur die Kohle sehen) Da kommen 18 Leute aus Kuwait nach Österreich, weil sie Motorradfahren wollen und ihre Freude über die Region und die Berge eben etwas anders ausdrücken als wir. Und zur Info, die Frauen der Kuwait Riders tragen auch Zuhause „normale“ Kleidung. Die Kuwait Riders fahren im Schnitt 20.000 Kilometer im Jahr und selbst der Minister und die Königsfamilie sind eng mit den Bikern befreundet. Motorradfahren verbindet die Besucher schon seit langem mit Europa und den USA und ich habe sie als erheblich gastfreundlicher erlebt, als Menschen in anderen Regionen der Welt
Frank Sander
Dass sie (Musik)Lärm in den Bergen veranstalten den man locker über zwei Kilometer Luftlinie hören kann, ist sicherlich trotzdem überflüssig.