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Viele Applauskurven und noch mehr Wasser

Tschechen haben hier bei Mikulov 45 Grad mehr Schräglage!

Der Großen Dresdner Motorradausfahrt (GDMA) voraus und damit sozusagen eher in den Regen führte gestern eine Tour, die ursprünglich Zweistauseentour heißen sollte. Besser noch: Alle guten Dinge sind drei. Denn sie tangiert drei mehr oder weniger namhafte Talsperren. Der erste ist die Lehnmühletalsperre (man könnte zuvor sogar noch Malter angesteuert haben und so sogar vier Stauseen hintereinander abhaken). Die ebenso simple wie zügige und zumindest für Flachländer teilweise sogar herausfordernde Strecke zur „Lehnmühle“ führt von Dresden auf der Bundesstraße 170 über Dipps bis kurz vor Schmiedeberg. Dann rechts rauf auf der „171“ nach Frauenstein.  Die Kurven werden häufiger, reizen zu mehr Schräglage und dem einen oder anderen zügigen Überholmanöver. Jetzt  nur nicht übermütig werden, denn gleich nach Hernnersdorf, mitten im schönsten Kurvengeschlängel, ist die erste der drei Talsperren erreicht. Über eine kleine Brücke, die die Vorsperre mit dem Zufluss der Wilden Weißeritz von der Hauptsperre trennt, gehts an der Lehnmühle-Talsperre vorbei, die der Trinkwasserversorung von Dresden dient. Gleich darauf sind wir in Frauenstein. Wer sich Zeit nehmen kann und will, sollte die Burgruine besichtigen und einen Blick in die Kirche mit ihrer Silbermannorgel werfen.

Wir werfen uns gleich in die nächsten Kurven, Rechenberg-Bienenmühle im schönen Tal der Freiberger Mulde ist unser nächstes Ziel. Bis dahin sinds nur zehn Kilometer – und mindestens ebensoviele schöne Kurven. Eigentlich sollte es von dort auf direktem Weg weiter nach Cämmerswalde und schließlich zur Talsperre Rauschenbach gehen. Eine Umleitung zwingt uns aber, bis Sayda weiter auf der B171 zu fahren, von dort nehmen wir dann die S207 nach Neuhausen. So kommen wir am Schloss Purschenstein vorbei, das heute ein Viersternehotel ist und biegen gleich danach in der Ortsmitte nach links in Richtung Cämmerswalde ab. Die Rauschenbachtalsperre ist an dieser Kreuzung ausgeschildert.

Von links grüßen uns die Figuren der „Purschensteiner Vogelhochzeit“. Dabei handelt es sich um acht mächtige und sehr bunte Holzfiguren, die 2008 entstanden sind und alle aus einer einzigen 200 Jahre alten Fichte gefertigt wurden, die aus dem Rabenauer Grund nahe Freital stammt.

Wir steuern direkt den Fuß der Rauschenbachtalsperre an, aus der gerade durch ein Rohr rauschend und mit dumpfem Grollen mächtig viel Wasser schießt. Über eine einzige Serpentine (und leider nicht sonderlich guten Asphalt) führt die Straße hinauf zur Krone der Staumauer und weiter am Talsperrensee entlang bis zu einer Brücke, die sich in einer langen Rechtskurve über das Wasser spannt. Jetzt  nicht zu heftig am Hahn ziehen, sonst schießt man an der unscheinbaren Zufahrt hinüber nach Tschechien vorbei.

Für die Sinne: Ruhe, viel Grün und Wasser – der Stausee der Rauschenbachtalsperre.

Wir fahren durchs Grenzörtchen Georgendorf (Český Jiřetín) und halten uns im Ort zunächst links. Wir wollen zur Talsperre Fleyh (Údolní nádrž Fláje), die wie die Rauschenbachtalsperre von der Flöha gespeist wird. Auf tschechischer Seite heißt das Flüsschen, das zur Zschopau fließt, übrigens Flájsky potok. Nicht verpassen dürfen wir die Straßengabelung kurz vor dem Stausee, an dem es links nach Mikulov (Nikolsburg) und rechts nach Litvinov (Oberleutensdorf) geht. Wir fahren links, die Straße führt kurz darauf bergan zur Staumauer der Talsperre Fleyh und dann am Stausee entlang und kurz darauf fahren wir auf dem Kamm des Erzgebirges Richtung Osten. Hier geht mitunter ein ordentlicher Wind, gestern war es kühl, aber noch trocken da oben auf etwa 800 Metern Meereshöhe. Nach einigen Kilometern erreichen wir eine T-Kreuzung, links gehts zur tschechisch-deutschen Grenze in Moldava (Moldau) rechts weiter nach Mikulov. Wir fahren nach rechts weiter, inzwischen verfolgt uns eine große schwarze Wolke.

Kurz nach dem Ortsteil Moldava-Nové Město (Neustadt) werfen sich vor uns plötzlich zwei tschechischen Biker kühn in eine 90 Grad-Linkskurve. Sand, Splitt – all das ficht sie nicht an. Es ist klar zu sehen – sie kennen die Strecke. Die nächsten Kilometer entpuppen sich als extrem kurvenreiche und ordentlich asphaltierte Straße hinab ins Nordböhmische Becken (siehe Foto ganz oben). Die Straße wird als Hobbyrennstrecke missbraucht – man sollte damit rechnen, von Tschechen auf sportlichen Bikes mit röhrenden Auspufftüten gründlich versägt zu werden. Gleich folgt Mikulov und mitten im Ort lockt direkt an einer Applauskurve die Penzion Hubert zu einer Rast. Zwei Kaffee pro Person und je eine Portion Sauerbraten mit Sahne, Preiselbeeren und Knödeln (lecker!!!) sind hier für etwa 15 Euro zu haben.

Zwei Kaffee?? Genau. Petrus verlängert den Aufenthalt. Er schickt mächtige Regengüsse übers Erzgebirge, die von Sturmböen begleitet werden. Der Chef der Penzion leiert die Markise ein Stück schmaler damit sie nicht gleich wegfliegt und wo wir eben noch im Trockenen saßen, schüttet es jetzt auf unsere Helme und das Navi. Das Warten hilft nicht, wir wagen uns im strömenden Regen weiter, steuern zunächst Dubi (Eichwald) an und überlegen dann, welchen Weg wir nun nehmen sollen. Über dem kompletten Ergebirgskamm stehen jetzt schwarze Wolken, während rechts von uns die Sonne scheint. Wir entscheiden uns gegen einen erneuten Ritt über den Erzgebirgskamm, etwa bei Zinnwald oder am Mückentürmchen, auch gegen die Autobahn und nehmen schließlich die Strecke durchs Elbtal zurück nach Dresden. Zu großen Teilen im Regen. Fotos? Neindanke! Es wird gefahren und als wir nach insgesamt reichlich 200 Kilometern Tour wieder in der Landeshauptstadt ankommen, sind die Motorräder zwar ordentlich dreckig, die Handschuhe (und die Schuhe meines Begleiters) durch, aber die Tour war trotzdem toll. Bei Sonne Motorrad fahren kann schließlich jeder!

5 Kommentare

  1. Emmen-Treiber Emmen-Treiber

    Das ist ja sowas von unschräg. Du hast nachbearbeitet, oder?

    • Christoph Springer Christoph Springer

      Niemals!

  2. Erzgebirgler Erzgebirgler

    Hallo Christoph,

    ich kenne die Strecke recht gut runter von Moldau kommend. Eine geile Kurvenpiste – macht echt Riesenspaß zu fahren! Nur sollte man sich eben im Kurvenfahren auskennen. Das benötigt Training!

    Auf dem Foto bist du vor dem Scheitelpuntk der Rechtskurve schon mehr als die Hälfte wieder weg vom Mittelstreifen. Heißt: Du hast die Kurve falsch angefahren. Daher kommt auch die „Unschräg“-Kritik…
    Mit mehr Tempo – welches dann möglich ist – bist du an der Stelle der Kurve noch maximal nen halben Meter rechts neben der Mittellinie und ziehst dann schön auf den Kurvenausgang an der rechten Straßenseite hin.
    Dazu musst du aber, so wie jede Kurve, hart außen anfahren. Nur so bekommst du die Ideallinie hin! So wie auf deinem Foto weiß ich, du bist am Kurvenausgang stark am Rudern, nicht in den eventuell vorhandenen Gegenverkehr zu steuern.

    Ja, das heißt schon etwas Mut! Ich hab den ehrlich gesagt auch nicht immer – bin ja kein Rennfahrer!

    Was ich aber jeden ambitionierten Biker ans Herz legen möchte: Macht mal ein Sicherheitstraining mit professioneller Anleitung mit!! Auf der einen Seite lernst du sooo viiiel dazu, auf der anderen machts übelsten Spaß! So manch brenzlige Situation liese sich vermeiden….

    Dann wird das sicher auch was mit der richtigen „Schräglage“, die die Tschechen da drauf haben.

    Wenns mal passt, bin ich gern mit dabei beim Kurventraining! Is echt eine der geilen Strecken bei uns hier oben. Gibt aber noch Steigerungen….

    Bikergrüße!

    • Christoph Springer Christoph Springer

      Vielen Dank für die Einladung! Bei dem Foto kams mir mehr auf die perfekte Fotoposition an als auf die Ideallinie. Und zu den noch besseren Strecken zähle ich unter anderem die Auffahrt zum Mückentürmchen. Weitere Empfehlungen?

  3. Emmen-Treiber Emmen-Treiber

    Zur Ehrenrettung: Der Herr Springer wäre sicher schräger gefahren, hat er doch schon ein paar mehr Kurven absolviert. 😉

Kommentare sind geschlossen.