Die Strecke ist im Computer programmiert, die Geschwindigkeit berechnet und die Transrussia läuft mit etwas mehr als halber Kraft fast automatisch in Richtung Ventspils. Das hat mir heute Kapitän Ingo Striebel auf „seiner“ Brücke erklärt. Groß wie eine Vierraumwohnung ist die Kommandozentrale des Schiffs acht Stockwerke über dem Wasserspiegel. Bei ruhigem Wetter wie heute genügt eine Person, um die Fahrt zu überwachen, nachts sind jeweils zwei Mann auf der Brücke. Stehen komplizierte Manöver bevor oder ist das Wetter schlechter, übernimmt der Kapitän selbst. Zu jeder anderen Zeit kann er sich auf seine drei Offiziere verlassen. Insgesamt 21 Mann Besatzung hat das Fährschiff, das eine reichlich drei Kilometer lange Autoschlange in seinen Bauch wickeln kann. Mehr als 21 Knoten schnell kann das Schiff fahren, heute ist es mit knapp 17 Knoten nach Ventspils unterwegs. Es laufen nur zwei der insgesamt vier Maschinen – Sparprogramm, das reichte für die pünktliche Ankunft. Bei voller Leistung haben die Schiffsdiesel eine Gesamtleistung von mehr als 30.000 PS. Das Wetter ist für diese Fähre übrigens kein Thema – bei 12 Windstärken – also der höchsten Windstärke – nimmt Kapitän Striebel nur etwas Tempo weg, einer Fahrt steht aber auch dann nichts im Weg.
Die „Transrussia“ ist nicht eben die jüngste Vertreterin ihrer Gattung. Sie wurde 1994 in Gdansk gebaut. Das Interieur ist gediegen, dunkles Holz und messingfarbene Geländer prägen das Design. An meiner Kabine steht „Owner“. Das heißt, es ist eigentlich eine der zwei Eignerkabinen. Sie ist toll ausgestattet mit einem Sofa, einem Sessel, einem Couchtisch, einem großen dunklen Wandschrank, Schreibtisch und Fernseher und einem recht geräumigen Bad. Ein Stockwerk darunter findet sich der Whirlpool. Ich habe ihn heute ausprobiert und es war ein Genuss. Morgen ist die Sauna dran!
- Nachtrag: Im Moment – es ist etwa 23 Uhr Ortszeit – liegt die Transrussia im Hafen der lettischen Stadt Ventspils. Mehr als 30 große LAster werden eingeladen, bevor es weiter geht nach Lübeck.