Motorrad

Winter in Florida

Kaputt – aber nur ein optisches „Problem“.

Belle Glade (cs). Die Harley ist kaputt. Ein „schwerer“ Schaden, zumindest aus der Sicht von Perfektionisten. Der Reflektor am linken Gabelholm hing heute auf „halb Acht“. Damit das kostbare Stück nicht verloren geht, habe ich es „demontiert“ – und dabei festgestellt – das ist nur angeklebt. Wie simpel! Das passt gar nicht zum sonst so massiven Gesamteindruck, den das Motorrad macht. Dieser voluminöse Aufritt rührt natürlich von der Bauart her – der hohen Frontscheibe samt dem dicken Vorbau, den Trittbrettern, dem Sofasitz – alles Dinge, die zum Fahrkomfort beitragen und die es mir heute wieder einmal leicht gemacht haben, einige nicht so schöne Meilen problemlos abzuspulen.

Das Wetter lud heute geradezu ein zum Abschied aus Cocoa Beach. Der Himmel bedeckt, die Temperaturen deutlich niedriger als gestern – „Cocoa“  war heute morgen kein sehr einladender Ort. Genau, wie der Wetterexpertete beim lokalen Nachrichtensender „News 13“ das vorhergesagt hatte. „Thats our winter“, kommentierte die Nachrichtensprecherin lachend den Temperaturrückgang mit Blick auf den Norden der USA. Der Grund: Am Sonntag soll es hier wieder deutlich wärmer werden, der nächste „Kälteeinbruch“ wird dann Dienstag erwartet.

So sieht im November auch die Ostsee aus – es war aber heute der Atlantik in Cocoa Beach.

Bis in den Süden Floridas reichte die Wolkendecke ohnehin nicht. Also lenkte ich die Harley heute nach Süden – mit dem Ziel Okeechobee-See. Der reichlich 50 Kilometer lange und knapp genau so breite See speist die Everglades mit Wasser und ist der drittgrößte Binnensee der USA. Das musste doch ein besonderes Naturschauspiel sein, dachte ich mir – und lag falsch. Den gesamten See umgibt ein sechs Meter hoher Deich – Flutschutz nach zwei verherrenden Hurrikan-Sturmfluten in den 20er Jahren.

Also sah ich nix vom See, nur den Deich und fuhr deshalb ohne Blick aufs Wasser am Westufer gen Süden. In Moor City wollte ich übernachten – dort gabs aber nicht ein einziges Motel. Auch nicht im nächsten -rund 25 Kilometer entfernten – Ort. Also musste ich noch ein Stück weiterfahren und bin nun in Belle Glade gelandet. In einem Motel, das mit reich lich 60 Dollar fürs Zimmer zu den teureren gehört.

Diese Einsicht führt zu einem kurzen Rückblick: Letztlich lässt sich so eine Motorradtour gut machen, ohne dass man jede Übernachtung vorgebucht hat. So kann man den Tourplan freier gestalten und bei Bedarf genau dahin fahren, wo es schön ist. Will man dabei die Kosten einigermaßen im Griff behalten, empfehlen sich Motels durchaus als Übernachungsplätze. Sie kosten allerdings regional sehr unterschiedlich – fast 100 Dollar habe ich in den Keys bezahlt, gerade mal 56 Doller am Golf von Mexiko. Ebenso variiert auch die Qualität. Deshalb – immer auch die Zimmer zeigen lassen. Denn anders als bei Hotels kann man nicht mit der überall gleichen Ausstattung rechnen. Heute ist zum Beispiel das Geschirrspülbecken zugleich auch Waschbecken – im Minibad war einfach kein Platz für ein weiteres Waschbecken.

Mein Sieger ist ganz klar das Satellite Motel in Treasure Islands (nahe Tampa). Und dort wiederum das Zimmer 109. Groß, picobello sauber, direkter Zugang zum Motel-„Inneren“ mit dem sehr guten Pool. Und noch ein Tipp: Nahe des Motels sollte es einige Geschäfte, Restaurants und bestenfalls noch ein Früstückscafe geben. Beim „Satellite“ war eine Filiale der sehr hübschen Kette „Waffle House“ gleich nebenan. Eine süße Waffel zum Frühstück und dazu Kaffee bis zum Abwinken gabs dort für nicht viel mehr als acht Dollar.

Das Lieblingsmotel – hinter dem kleinen Fenster oben verbirgt sich die Küche von Zimmer 109.