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Kołobrzeg – ein Fazit

Bei ‚Sonne und Novembersturm ist der Blick von Kolbergs Seebrücke besonders schön.

Kein so genannter Südländer weit und breit. Überhaupt keine Ausländer, die Flüchtlinge sein könnten, habe ich in Kolberg gesehen. Die Stadt ist – wie offenbar viele polnische Regionen – Asylbewerber-Niemandsland. Das passt zur aktuellen Politik: Polen macht dicht. Ich finde das falsch, ja gerdadezu unanständig angesichts der aktuellen Herausforderungen. Und ganz und gar unangemessen im ach so katholischen Polen. Einem Land, das sich christliche Werte auf die Fahnen geschrieben hat und nach wie vor ziemlich unkritisch „seinen“ ehemaligen Papst Johannes Paul II. feiert.

Dennoch ist die Kurstadt Kolberg an der Ostsee natürlich eine Reise wert. Im Sommer wegen des wunderbar breiten Strands, im Herbst oder Winter wegen der herrlichen Aussicht auf die stürmische See. Ich empfehle aber einen Besuch im Frühjahr, wenn die Bäume grün werden und die frischen Farben der Natur so manche Nachlässigkeit verdecken. Denn einiges erinnert an potemkinsche Dörfer und es ist besser, wenn es von der Natur gnädig verdeckt wird. Wie etwa eine riesige, mehrstöckige Bauruine gleich neben dem Touristenboulevard – ein Hochhaus aus sozialistischen Zeiten, das abgerissen wird. Oder das gammlige Mauerwerk am Einkaufszentrum Bałtyk gleich an Kolbergs Mole. Oder die eher mitgenommenen Neubauten in unmittelbarer Nachbarschaft des Leuchtturms am Hafen.

Kolberg wird schöner, teilte das Aquarius-Hotel am Montag auf seiner Facebook-Seite mit, nachdem das neu gestaltete Vorland der Seebrücke für Besucher eröffnet worden war. Beton, Holz, etwas Grün und vor allem Kassenautomaten und rostfreie Edelstahlbarrieren am Zugang zur reichlich 200 Meter langen Brücke fallen auf. Künftig kostet es pro Besucher einen Złoty, über dem Meer zu flanieren. Das sollte man dennoch nicht versäumen, der Blick auf Kolberg bei einem Bier in der Open-Air-Bar am Ende der Seebrücke ist unbezahlbar. Auch nachts ist die Seebrücke einen Besuch wert, schließlich leuchtet sie dann bonbonfarben und das Licht wechselt in einem schwer durchschaubaren Rhythmus immer wieder die Farbe. Das bunte Gelichter ist zwar Geschmackssache, aber natürlich gigantisch romantisch.

Geschmackssache: Das wechselnde bunte Licht, in dem die Seebrücke bei Dunkelheit erstrahlt.

Und zum Schluss noch ein Blick auf die Finanzen: Polen war, ist und bleibt voraussichtlich noch eine ganze Weile ein recht erschwingliches Reiseland. Überall zahlt man nur etwas mehr als die Hälfte der Preise, die in Deutschland fällig wären. Zwei Beispiele: Ein großes Bier in der Bar auf der Mole kostet, also dem Top-Platz schlechthin, kostet zur Zeit 10 Złoty (ca. 2,35 Euro), für den einwöchigen Aufenthalt im Fünf-Sterne-Hotel samt Halbpension und inklusive der kostenlosen Nutzung des Spa- und Fitnessbereichs waren rund 700 Euro fällig.