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Schlagwort: reisebericht

Entlastung für das fotografische Gedächtnis

Wer an einem solchen Stand bedient wird, will nie wieder in den Supermarkt.
Wer an einem solchen Stand bedient wird, will nie wieder in den Supermarkt.

Häuser rücken plötzlich an ihren Platz, Straßen verlaufen in der vorhergesehenen Richtung, Wege finden sich und Orte wirken, als sei man erst gestern dort gewesen. So war das heute auf dem Rigaer Markt, in den fünf großen Markthallen an der Daugava. Zwischen alle den Gemüseständen vor den Markthallen, neben Sockenverkäuferinnen und Kurzwarenläden wurde das fotografische Gedächtnis entlastet, alles war an seinem Ort. Wie Ende der 70er Jahre beim ersten Riga-Besuch. Farben und Formen prägen die Markhallen, Geruch und Geschmack. Das Wasser läuft im Mund zusammen beim süßsauren Duft von eingelegten Gurken, Kraut und Salat, bei Räucherfisch und frisch Gebratenem. Halbe Schweine werden auf Wagen mit Gummirädern durch die Gegend gefahren und Fische filetiert, Gemüse wird gestapelt und Frischkäse mit großen Messern glattgestrichen. Irgendetwas gibt es immer zu tun. Farben und Formen prägen auch die Verkäuferinnen, deren Frisuren vermutlich ein komplettes sowjetisches Friseurhandbuch füllen könnten. Da wurde gesteckt, gedreht und geklammert, gefärbt und gezwirbelt, gelockt und geglättet, dass es eine Art hat. „Der Bauch von Paris“ von Èmilie Zola, kurz vor dem ersten Riga-Besuch gelesen, wurde damals in der lettischen Hauptstadt lebendig. Er ist es noch heute, trotz Supermärkten gleich um die Ecke mit All-inclusive-Angebot, steril verpackt und picobello sauber.

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Wiederkehr nach mehr als 30 Jahren

Fotogene Namensmonumente stehen vor fast jeder Großstadt der Ex-Sowjetunion.

Fotogene Namensmonumente stehen vor fast jeder Großstadt der Ex-Sowjetunion.

St. Petersburg hieß noch Leningrad und Riga war eine Stadt in der Sowjetunion, als Ende der 70er Jahre ein Nennonkel ein unvergessliches Konfirmationsgeschenk machte: Eine Reise nach Leningrad und Riga. Der Familienfreund, ein Pfarrer mit dem Namenskürzel OH, reiste gern und weit und schrieb darüber viel in seine Fotoalben. Nicht zuletzt diese Konfirmationsreise und die Erinnerungen an die zwei Städte waren Anlass für die Motorradtour nach Nordosten. Der Nennonkel ist leider schon vor langer Zeit gestorben, die Erinnerungen an die gemeinsame Reise sind aber noch wach. Jurmala, Ostseestadt nahe Riga und beliebtes Ausflugsziel der lettischen Hauptstädter, wurde damals besucht und war heute Etappenziel auf der Reise von Ventspils nach Riga.

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Regenfahrt nach Lettland

Nass, nass, nass - kurz vor dem Ende der Regenfahrt nacht Ventspils.
Nass, nass, nass - kurz vor dem Ende der Regenfahrt nacht Ventspils.

Endlich wieder trocken. Motorradfahrer, die behaupten, einen ganzen Tag auch mal im Regen fahren zu können weil ihre Kombi oder die Regensachen so gut dicht halten, sind entweder noch nie einen ganzen Tag mit dem Motorrad im Regen gefahren oder sie waren mit dem Auto unterwegs. Es hat nun doch geregnet, endlos, ein Landregen. Es fing ganz langsam an mit ein paar Nieseltropfen auf dem Weg von Palanga zur Grenze zwischen Litauen und Lettland. Die ist kaum noch zu finden, man kann wie bei jeder EU-Binnengrenze einfach durchfahren.   Und sie kam schneller, als gedacht – das Tankgeld blieb ungenutzt, die nun gültige Währung sind nicht mehr LIt, sondern Lat. Das soll sich mal einer merken…

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Pfützen, Lehm und Schotter

Straßenbreit und "unglaublich tief" war dieser See über Kopfsteipflaster im Hintergund.
Straßenbreit und "unglaublich tief" war dieser See über Kopfsteipflaster im Hintergrund.

Mit dunklen Wolken und mindestens Nieselregen fing der Dienstag an und für die heutige Reise wurde schon am Startort der volle Regenornat angelegt. Doch es kam ganz anders: Die Sonne schien, kaum dass die Tour nach Litauen am Morgen gestartet wurde. Sie schien den ganzen Tag und das war gut so. Denn es wurde der Tag der unglaublichen Straßen und im Regen wären diese Straßen kaum zu ertragen gewesen. Schon bei Sonnenschein waren sie eine Herausforderung. Offroad mit der Dragstar! Liebe R 1200 GS-Fahrer, lasst Euch sagen – auch die XVS 650 von Yamaha bewältigt Schlammlöcher, glitschigen Lehm und Schotter.

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Gegensätze und Unvollendetes

Zentrum von Kaliningrad ist der Siegesplatz mit der Christ-Erlöser-Kathedrale.
Zentrum von Kaliningrad ist der Siegesplatz mit der Christ-Erlöser-Kathedrale.

Not und Nobelboutiquen, Armut und Armani, Schönes und Häßliches sind in Kaliningrad nebeneinander zu finden, kaputte Gebäude und sanierte Häuser. Leicht wird ein Stadtrundgang zu einer mittleren Wanderung, schließlich müssen lange Brücken überquert und breite Straßen umgangen werden, mindestens vier, meist sechs Spuren haben die Trassen inmitten der City, die dicht befahren sind. Motorräder sind dabei selten, zumeist haben sie keine Nummernschilder. Busse, tolle Schlitten und klapprige alte Autos westlicher Hersteller jagen über die mittelmäßigen Pisten, (Tatra)Straßenbahnen schieben sich deutlich langsamer durch das Verkehrsgewühl.

Nummernschilder sind in Russland an Motorrädern offenbar unbeliebt.
Nummernschilder sind in Russland an Motorrädern offenbar unbeliebt.
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Historie nachgemacht

Romantisch verklärt die Abendstimmung die historisierenden Fischdorf-Häuser in Kaliningrad.
Romantisch verklärt die Abendstimmung die historisierenden Fischdorf-Häuser in Kaliningrad.

Nichts am Kaliningrader Fischdorf ist ein Original. Es handelt sich um historisierende Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Königsberger Fischmarktes. 2005 wurde der erste Bauabschnitt rings um den (Möchtegern)Leuchtturm eingeweiht, inzwischen sind weitere Teile dazu gekommen mit einem Hotel, das „Kaiserhof“ heißt und einem Restaurant namens „Hofburg“. Beide Namen lesen sich eigenartig in kyrillischer Schrift und sind gewiss kein Zufall. Der Widerstreit zwischen deutscher Historie und russischer Moderne ist allerorten zu spüren und wird seinen Höhepunkt vielleicht in der Ausgestaltung der Domkirche finden. Er äußert sich unter anderem in der Auseinandersetzung um den Namen der Stadt, die 1946 nach dem sowjetischen Politiker Michail Iwanowitsch Kalinin (Quelle: Wikipedia) benannt wurde. Versuche der Rückbenennung nach dem Zerfall der Sowjetunion sind gescheitert, gern wird hier aber der die Verkürzung „Koenig“ als Synonym für den Namen der Stadt genutzt.

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Kitsch in Kaliningrad

Schön, fast schon Kitsch - der Blick aus dem Hotel in Kaliningrad.
Schön, fast schon Kitsch - der Blick aus dem Hotel in Kaliningrad.

Es ist Sonntagnachmittag, die Sonne strahlt und der Ausblick ist fast schon kitschig. Das historische Zentrum von Kaliningrad (Königsberg) ist das sogenannte Fischdorf inmitten der Stadt, direkt am Wasser gelegen. Das ist der Königsberger Fluss, der Pregel. Das Skipper-Hotel befindet sich im Zentrum dieser Touristenattraktion und ist nach der Segelwoche genau der richtige Ort für die ersten zwei russischen Nächte. Der Blick fällt aus dem Hotel aufs Wasser, rechts der Dom, geradezu das Meeresmuseum mit drei historischen Schiffen. Gleich neben dem Hotel findet sich eine einladende Bar mit Freisitzen und direkt davor verläuft die Flaniermeile, auf der abwechselnd Großeltern Kinder auf Plastikdreirädern vorbeischieben, die elektronische Musik machen, und junge Russinnen ihre High Heels spazieren tragen.

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Erste Etappe nach Nordosten

 

Dieses (Kauf!)Angebot bei Kolberg ist noch nicht mal eine Alternative, wenn die Dragstar streikt.
Dieses (Kauf!)Angebot bei Kolberg ist noch nicht mal eine Alternative, wenn die Dragstar streikt.

Das Ende der Segelreise markierte den Anfang der Motorradreise. Seit heute zeigt das Vorderrad Richtung Osten, reichlich 330 Kilometer lang war die Tour am ersten Tag – ausschließlich über Landstraßen und immer mitten durch die Orte hindurch. Sie führte von Lauterbach auf Rügen bis kurz vor Slupsk. Weiter, als ursprünglich geplant aber vielleicht nicht weit genug, um morgen Kaliningrad zu erreichen – immerhin soll man bis zu zwei Stunden für den Grenzübertritt einplanen. Die Tour führte nach Greifswald, über Wolgast auf die Insel Usedom, via Fähre nach Swinemünde und dann an der Ostsee entlang durch Kolberg zum Motel-Restaurant Scarlett kurz vor Slupsk. Dass Motorräder auf der polnischen Fähre in Swinemünde dort abgestellt werden, wo eigentlich der Platz für Fahrräder und Fußgänger ist, überraschte nicht wirklich. Auch die Motorradfahrer aus Berlin nicht, die sich dem St. Petersburg-Fahrer angeschlossen hatten. Dass aber keiner der Biker für die Überfahrt zahlen musste, überraschte durchaus und ließ sich nicht erklären.

Dicht gedrängt standen die Motorräder auf dem Fußgängerplatz der Fähre.
Dicht gedrängt standen die Motorräder auf dem Fußgängerplatz der Fähre.
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Segeltag Nummer 2

Die Rettungsweste war heute Pflicht, Gewitterböen waren angesagt (Bild anklicken zum Vergrößern)
Die Rettungsweste war heute Pflicht, Gewitterböen waren angesagt (Bild anklicken zum Vergrößern)

Kurs Peenemünde. Die Florentine hat im Yachthafen des Ortes festgemacht, dessen Ruf vor allem militärische Gründe hat. Fast sieben Stunden war sie heute unterwegs, meistens unter Segeln. In Peenemünde wenige Meter nebenan liegt ein etwa 90 Meter langes russisches U-Boot, das bis 1998 im Einsatz war. Gleich daneben findet sich ein kleines Schiff, das die Nationale Volksarmee versorgt hat und jetzt eine Küche samt Hochsitz im Hafen von Peenemünde ist. Dort gab es am Abend leckeren Brathering mit Bratkartoffeln und ein Bier.

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