Allgemein / Motorrad

214 Kilometer Kurvenfahrt

Pause am Teide - Bild anklicken zum Vergroessern.

Sie glänzt mich an, der verchromte Auspuff zumindest. Der silberfarbene Rest schimmert eher matt, das wirkt technisch. Vor mir steht eine BMW R 1200 GS, gerade mal reichlich 3000 Kilometer alt. Wir schließen Freundschaft für die nächsten Tage, nachdem ich sie mühsam vom Mittelständer gewuchtet habe, ohne dass sie oder ich dabei Schaden genommen haben.

Heute wollen wir gemeinsam die Insel ausmessen, auf der wir uns befinden. Rund 80 Kilometer Ost-West-Ausdehnung und 40 Kilometer in Nord-Süd-Richtung stehen in einschlägigen Reisefuehrern. Gerade genug für schöne Ganztagstouren. Die erste davon beginnt auf einer alten Landstraße, die vor vielen Jahren einige hundert Meter weiter unten von einer Autobahn ersetzt wurde. Gerade deshalb ist sie für Motorradfahrer interessant. Kurve reiht sich an Kurve auf der rund 70 Kilometer langen Strecke, kaum lässt sich auch nur ein einziges Stück finden, das mal 500 Meter weit schurgerade ist. Brüchiger Asphalt wechselt sich ab mit superebenem Geläuf – die GS bügelt das alles klaglos weg und klingt erstaunlich charakteristisch bei Ortsdurchfahrten und zwischen engen Felswänden. Das kenne ich sonst nur von der Emme!!! Rechter Hand ist auf diesem Abschnitt fast immer die Brandung des Ozeans zu sehen. Deutlich länger, als es auf Korsika in dieser Art zu erleben ist.

Als wäre diese Kurvenbahn im strahlenden Sonnenschein nicht schön genug, geht es nach Arafo erst richtig zur Sache. Immer bergan Richtung Kammstraße kann der BMW-Motor zeigen, was er drauf hat. Erstaunlich geschmeidig boxert er um die Ecken, Serpentinen sind auch dabei. Dritter Gang, vierter Gang, fünfter Gang – alles Wurst, die Karre zieht mühelos nach oben und verleitet dazu, Stopps an den schönen Fotopunkten zu verfehlen, die die Spanier mit eigenen Namen und großen Schildern versehen haben.

Heute geht es vor allem um die Freude am Fahren. Also hecheln wir nach einem kurzen Blick auf den mehr als 3700 Meter hohen Gipfel weiter, vorbei an einer extrem kargen Landschaft, in der erkaltete Lavaströme deutlich zu erkennen sind. Hier ist es angenehm in den Motorradklamotten, reichlich 15 Grad zeigt das Messsystem des Motorrads an. Schöne Spielerei! Unten, am Startort, sind es zur gleichen Zeit etwa 25 Grad.

Und der Rest? Er soll Raum lassen für die nächsten Touren und führt auf einer Straße zurück zum Ausgangsort, die unbedingt auch noch einmal in der anderen Richtung befahren werden muss!

Zwei Anmerkungen zum Schluss: Dass ich den Zündschlüssel in der Tiefgarage am Motorrad stecken ließ, war mir sehr peinlich. Und dass ich heute eine Flasche Prosecco aufs Zimmer bekam, verbunden mit besten Grüßen von der Hotelleitung, war schön – aber nicht wirklich nötig. Beide Erlebnisse hängen mit der guten Betreuung seitens des Veranstalters zusammen. „Teneriffa on bike“ sei eine gute Wahl, sagte mir heute ein deutscher Motorradfahrer, den ich unterwegs getroffen habe und der auf einer recht verbrauchten auf den Kanaren zugelassenen Japanenduro unterwegs war.

  • Streckenlänge 214 Kilometer, die von rund 50 Metern über dem Meeresspiegel bis auf etwa 2300 Meter führen; Tankstellen in fast jedem Dorf, Einkehrmöglichkeiten gibt es vor allem in den Touristenzentren; in Vilaflor, das auf dem Rückweg durchfahren wird und dass das höchstgelegene Dorf der Insel ist, finden sich motorradfreundlich gelegene Cafés und Restaurants – direkt an der Strecke.