310 Kilometer lang ist die Tour „Thüringer Schiefergebirge und Thüringer Meer“, die die Tourismuszentrale des Bratwurstlandes und der ADAC gleichermaßen empfehlen. Sieben Stunden Fahrzeit haben die Verantwortlichen ausgerechnet und schon auf den ersten Blick wird klar – das ist viel zu viel, will man auch noch irgendwo entspannt einkehren, vielleicht mal eine Aussicht genießen oder gar eine Sehenswürdigkeit besichtigen. Dennoch wurde die Tour Basis für eine Genußrunde durchs Schiefergebirge und zum Rennsteig. Das „Thüringer Meer“ musste dabei nicht eigens angesteuert werden, schließlich war es ohnehin Start- und Zielort der Runde.
Also richteten sich die Vorderräder zum Start nach Nordosten, es waren gerade mal reichlich zehn Kilometer bis zum ersten Höhepunkt, den eine eigenartige Pyramide ankündigt. Die Seiten einer Pyramide sind Dreiecke und das erklärt Insidern, was der erste Höhepunkt dieser Rundtour war: Plötzlich wird der Asphalt perfekt, die Leitplanken stehen ein paar Meter entfernt auf einer Wiese, die Straße öffnet sich, es gibt keine Mittelstreifen mehr. Dafür liegt eine lange Rechtskurve durch eine Senke vor dem Motorrad. Noch bevor das Gehirn den Befehl „Gas“ geben kann, ist der Hahn schon gespannt, der Motor jubelt und blitzschnell zieht man mit maximaler Schräglage durch die lange Kurve. Jetzt bloß nicht nachgeben, schön am Gas bleiben, gleich danach folgt eine Passage bergauf – da muss man den Schwung mitnehmen… Solche Gedanken jagen durch den Kopf, während man auf eine Tribüne zufährt – und leider auch auf eine Sperre, die die weitere Strecke verbarrikadiert. Wir befinden uns auf einem Abschnitt des Schleizer Dreiecks und sind es gerade ein Stück im Uhrzeigersinn gefahren. Schon dieses wenigen Kilometer haben ordentlich Adrenalin in die Adern gepumpt…
Die Tour führt nun wieder nach Nordwesten in Richtung Plothen und Dreba zum „Land der tausend Teiche“. Zwischen den zwei Orten befindet sich eine wunderschöne Wasserlandschaft, die von Mönchen vor Jahrhunderten zur Fischzucht angelegt wurde. Diese sogenannten „Himmelsteiche“ haben keine natürlichen Zuflüsse, werden also allein „von oben“, vom Himmel, also durch Regenwasser gespeist.
Ist dieses Gebiet durchquert, geht es auf beliebiger Strecke nach Südwesten zur Hohenwarte-Talsperre. Natürlich muss dort über die Staumauer gefahren werden, selbstverständlich lohnt sich ein Stopp direkt an der Talsperre für einen Besuch im Biergarten. Schade nur, dass es in Sichtweite keinen Platz für die Motorradparade gibt, andernfalls hätte dieser Platz Spinnerbrückenformat – so muss man die Maschine eigentlich auf einem Parkplatz „um die Ecke“ abstellen…
Weiter führt die Route vorbei am Ausgleichsbecken der Hohenwarte-Talsperre bis Kaulsdorf, bevor wir uns auf der B90 gen Süden wenden. Jetzt folgte die heutige Tour exakt dem Vorschlag der Thüringer Tourismusexperten durch Leutendorf und Großgeschwenda nach Probstzella, wo man sich den ehemaligen Grenzbahnhof ansehen könnte. Das lassen wir, schließlich soll der Startort dieser Tour am frühen Nachmittag wieder erreicht werden, eine Schiffstour auf der Bleiloch-Talsperre ist noch geplant. Ab Probstzella könnte man vermutlich jede Straße wählen, sich nur noch treiben lassen und durch, am und über den Thüringer Wald „surfen“. Nicht immer ist der Belag perfekt, die Kurvenhäufigkeit lässt dafür keine Wünsche offen. Bei dieser Tour wurde der Routenvorschlag der Thüringer Tourismusexperten ab Probstzella ignoriert, es ging weiter Richtung Süden. Im ehemaligen deutsch-deutschen Grenzgebiet erinnern zahlreiche Schilder und ehemalige Grenztürme an die Teilung Deutschlands, Eisenbahnfans werden außerdem überrascht sein, wie oft man dort die Bahnstrecke zwischen Sachsen und Franken trifft – jene zweigleisige Route, die eigentlich längst elektrifiziert sein müsste, auf der aber immer noch üble und oft viel zu volle Dieseltriebwagen fahren.
Später wurden dann die Tankstellen knapp und es erforderte einen Abstecher tief ins Fränkische hinein bis nach Bad Steben, um an Kraftstoff zu gelangen. Da konnte man dem Tageskilometerzähler der MZ 1000 SF entnehmen, dass sie bisher immerhin 260 Kilometer weit mit der aktuellen Tankfüllung gefahren war.
Der Rückweg von Bad Steben nach Saalburg-Ebersdorf, also zum Startort dieser Thüringen-Tour, betrug nun nur noch harmlose 25 Kilometer und so wurden die Maschinen nach rund 150 Kilometern und reichlich viereinhalb Stunden wieder in die Garage gerollt.