Man kann wohl annehmen, dass Evian nicht direkt aus dem Genfer See abgefüllt wird. Dass die Wassermarke aber aus einer französischen Stadt am Südufer dieses beeindruckenden, etwa 60 Kilometer langen Sees stammt, lernt man unter anderem bei Motorradtouren ins Blaue. Die 300 Kilometer lange Fahrt startete heute im Greyerzertal, fast unmittelbar an dem Schloss und dem Örtchen, das diesem Tal den Namen gegeben hat. Schnell ging es bergan durch eine wolkenverhangene Gegend, die Straßen waren noch nass, aber es hat nicht geregnet. Ganz im Gegensatz zu den zwei Nächten zuvor, in denen heftige Gewitter, bei Zürich vermischt mit Hagel, niedergingen.
Das Motorrad wurde dennoch dreckig auf der Tour nach Südwesten, aber das lässt sich ja wieder ändern. Montreux wurde rechts liegen gelassen, nach nur wenigen Kilometern auf der Südseite des Sees kam schon die schweizerisch-französische Grenze. Und der Unterschied konnte kaum größer sein: Eben noch Noblesse a la Suisse und dann schon eine von wenig Tourismus und weniger Geld geprägte Uferseite in Frankreich. Das änderte sich allerdings rapide, als Evian erreicht war – der Ort erinnerte an Nizza – man flanierte am Seeufer, fette Yachten schaukelten sanft in hübschen Häfen, gleich gegenüber der Seepromenade lockte das Casino und die Edelhotels reihten sich wie Perlen aneinander. Nix wie weg!!! Dorthin gehören dreckige Motorradfahrer nicht!
Kurz vor Genf gings nach Süden, weg vom See und ab sofort immer leicht bergan. Ziel war eigentlich Bourg Saint Maurice – als Einstieg zum kleinen St. Bernard. Zwischendrin gabs Passvergnügen oberhalb der Baumgrenze, Kuhglockengebimmel auf Almwiesen, jede Menge Wohnmobile, die wild in der Gegend herumstehen und Sonne satt. Die Nacht wird nordöstlich von Bourg Saint Maurice in einem wunderschönen Berghotel verbracht. Das Motorrad steht in einer Garage, aus dem Fenster sieht man auf 2000er. Was für ein Tag – hohe Pässe und mondäne Badeorte.