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Motorradfahren im Champagnerklima

Gleich drei Mal konnte man die Räthische Bahn von diesem Standpunkt aus sehen.

Linienbusse auf Serpentinenstraßen, sekundengenaue Züge auf Alpenpässen – die Schweiz ist ein Mekka des öffentlichen Nahverkehrs. Ertönt das Posthorn hinter einer Kurve, kommt garantiert gleich ein gelber Bus um die Ecke, der zwar alles andere als Post transportiert, aber eben noch die Postlackierung und eine Posthorn-Hupe hat. Überallhin gelangt man mit diesen Bussen in den Schweizer Alpen. Und mancherorts zusätzlich noch mit Zügen, die auf beeindruckenden Strecken fahren. Glacier-Express, Räthische Bahn – was aus deutscher Sicht nur nach Freizeitverkehr und Vergnügen klingt, ist in der Schweiz Alltag. Man reist gern mit Bus und Bahn, durchaus auch mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn, auf deren Strecke auch der Glacier-Express verkehrt.

So begleitete heute die  Räthische Bahn die Motorradreise zum Albulapass. Wie eine Straße schraubte sich die Bahnstrecke mancherorts durch Kurven, Tunnels und über Brücken in die Höhe, bis zu drei Mal tauchten die Züge dabei an unterschiedlichen Stellen im Blickfeld auf.

Eigentlich sollte es heute Vormittag immer wieder heftig regnen, für den Nachmittag war gar ein Land- oder Bergregen im kompletten Süden der Schweiz angesagt. Nichts von alledem passierte, es war einen trockene Tour. Zwar war die Straße hinauf zum Splügenpass noch nass und oben ging ein heftiger Wind, Wolken wehten über die Passhöhe, es war schlicht ungemütlich. Doch danach wurde das Wetter immer besser, es war sonnig, die Straßen trocken. Chiavenna empfing mit italienischem Verkehrschaos, der Majolapass verging fast unbemerkt. Silvaplana merkt man die Nähe zu St. Moritz an und das vielgerühmte „Champagnerklima“ hat man auch da. Auf dem Silvaplanasee wurde eine Laser-Regatta ausgetragen. Ein wenig an Teneriffa und die Gegend am Fuß des Teide erinnerte die steinige Hochebene am fast 2300 Meter hohen Julierpass und das Finale war heute die Auffahrt zum Ofenpass. Hier steht das Motorrad trocken unter einem Vorbau des Hotels, der Blick geht übers Münstertal hinüber zur Ortler-Gruppe, die sich jetzt in Wolken hüllt. Kenner wissen – es lockt der Passo dello Stélvio.