Cocoa Beach (cs). Cocoa. Das klingt romantisch. Nach Kokosnüssen und türkisfarbenem Wasser. Vor dem geistigen Auge tanzen hübsche Frauen in Baströckchen und gebräunte Kerle – also solche, die diese Baströckchenschönheiten schwach werden lassen – surfen Riesenwellen. Das alles kann ich für mich nicht in Anspruch nehmen. Aber ich habe Cocoa Beach gesucht und gefunden. Und hier – mitten im Ort, gleich neben der US 1 – ein quadratisches Motel mit Pool in der Mitte. Keine 200 Meter enfernt von einem Strand, der als Surferparadies gilt.
Knapp 1900 Kilometer stehen jetzt im Florida-Fahrtenbuch und ich verkürze nun wieder den Abstand zur Motorradvermietung in Miami. Am Sonntag so gegen 9 Uhr muss ich die Maschine dort abliefern und noch immer unterschätze ich die hiesigen Entfernungen. Das liegt ganz sicher an den fest im Kopf verankerten Kilometer-Maßen, die man als mitteleuropäischer Motorradfahrer pro Tag schaffen kann, in der Stunde abspulen oder auf freien Strecken pro Stunde fahren darf.
Der Tag startete mit 1,6 Meilen auf dem Strand von Daytona Beach. Das musste ich mir gönnen, auch wenn diese Kilometer ganz und gar sinnfrei waren. Biking on the beach – dieses Bild kennt man von USA-Fotos. Zum Beispiel von der Daytona Bike Week. Das Tagesticket für dieses sehr spezielle Strandvergnügen kostet fünf Dollar (links das Ticket) und erlaubt den „Zutritt“ an verschiedenen Checkpoints und so oft man mag. Ein unglaubliches Gefühl – auf dem Sand am Atlantik Motorrad zu fahren. Irgendwie auch ein wenig surreal.
Dann ließ ich die E-Glide noch einmal nach Norden rennen. Buce Rossmeyer hat hier eine Harley-Vertretung geründet. Der Chef ist 2009 gestorben, die Harley-Niederlassung hat inzwischen dennoch den Ruf, die größte der Welt zu sein. Mit zig Gästezimmern in der Art amerikanischer Motels, mehreren zusätzlichen Läden, die nur Zubehör, Lederklamotten oder Daytona-Specials verkaufen, einer überdachten Partyarea, die natürlich mit dem Motorrad befahren werden kann, einem Hotel und einem großen Imbissbereich. Leider waren heute nur vergleichsweise wenige Motorradfahrer da – ein Erlebnis war das aber allemal. Eine Lehrstunde in Sachen Motorrad, Markenstolz und allem, was dazu gehört.
Das Kennedy Space Center habe ich erst zwei Stunden vor dessen Schließzeit erreicht. Schon deshalb lohnte es sich nicht, die knapp 50(!!) Dollar zu zahlen, die die Amis als Eintritt verlangen. So blieb heute nach reichlich 260 Harley-Kilometern die Frage, ob morgen noch einmal das Space Center angesteuert werden sollte – ein „Museum“, das wie kaum eine andere Sehenswürdigkeit amerikanischen Nationalstolz ausstrahlt. Vielleicht aber auch der Lake Okeechobee, dessen Wasser die Everglades speist. Oder bleibe ich einfach an der Küste des Atlantik, der gerade aus etwa 200 Metern Entfernung mit seinem Brandungsrauschen unwiderstehlich lockt? Luxusprobleme! An einem Tag, der auch von der Begegnung mit einer besonderen Schönheit geprägt war (siehe unten).