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Wie weiter nach der Demo?

Ein Verein soll gegründet werden. Und eine weitere Demo ist geplant. Aber reicht das, um Motorrad-Fahrverbote zu verhindern?

Nirgends bekam man die Dresdner Demo ganz aufs Bild. Es waren mehr als 1.000 Motorräder, meinen die Organisatoren.

Es gab sie schon und es wird sie weiter geben. Wenigstens temporäre Fahrverbote sind in Deutschland längst erlaubt. Der befürchtete Flickenteppich, den der Förderalismus möglich macht, ist längst Tatsache. Das mussten Motorradfahrer erkennen, die beispielsweise 2018 nichts davon wussten, dass die Serpentinen in Hohnstein wenigstens in einer Richtung und an Wochenend- und Feiertagen gesperrt sind. Die Unfallkommission des Landkreises Sächsische Schweiz/Osterzgebirge hatte das damals festgelegt und kein Navi wusste davon. Also wurden die Biker auf ihren Touren weiter bis vor das Sperrschild geführt und mussten dann eine Umleitung suchen – die führte zumeist durch das Polenztal.

Der Protest gegen die nun vom Bundesrat angeregten lokalen Straßensperrungen ist also schon lange berechtigt. Doch werden damit zu laute Motorräder nicht leiser. Sie fahren dann nur anderswo. Und sie waren auch da, als am vergangenen Sonntag in Dresden vor der Semperoper – wie in vielen anderen Städten – gegen die angedachte Neuregelung protestiert wurde. Es war eine kraftvolle Demo, es kamen mehr Motorradfahrer mit ihren Maschinen, als die 1.000 erwarteten. Von rund 5.000 Menschen auf dem Platz war die Rede, dazu gehörten auch zahlreiche Schaulustige und manche Touristen. Und vor allem so viele Motorradfahrer, dass der Platz für die Maschinen nicht reichte und am Ende doch auf dem historischen Pflaster vor der Oper geparkt werden durfte. Mit Polizeierlaubnis und gegen die ursprüngliche Festlegung der Stadtverwaltung.

Die Demo vor der Dresdner Oper.

Alle waren vertreten: Vom Moped- über Rollerfahrer bis hin zu Gespann-, Supersport- und Chopperpiloten. Auf der Bühne steuerten Bernd Fulk, u.a. bekannt durch seine Einsätze als Streckensprecher beim MotoGP auf dem Sachsenring und als Moderator der Dresdner und der Leipziger Motorradmesse, und Eurosport-Kommentator Toni Börner das Geschehen. Ihre Gäste aus Politik, Wirtschaft und aus der Bikerszene erklärten mehr oder weniger nachdrücklich, dass sie die angedachte Neuregelung ablehnen. Und wie weltfremd solche Ideen sind. Mathias Lindner, Mitorganisator der Harley Days Dresden machte das besonders pointiert. „Wir reisen freitags zum Bikertreffen an, trinken 37 Rum-Cola, schlafen aus und fahren am nächsten Tag ein paar Runden, trinken am nächsten Abend wieder 37 Rum-Cola und noch 14 Bier oben drauf, schlafen wieder aus und fahren am Sonntagmittag nach Hause“, erklärte er das Leben auf Motorradtreffen. Und weiter: „Wir fahren nicht am Dienstag vom Bikertreffen nach Hause, weil wir dann wieder arbeiten müssen, weil wir unsere Scheißkarren einfach bezahlen müssen.“

Kay Ritter, CDU-Landtagsabgeordneter und selbst Motorradfahrer, stellte fest: „Es gibt einige schwarze Schafe unter den Bikern, aber das kann man nicht verallgemeinern. Wir haben Regeln und Gesetze und wenn wir die richtig anwenden, brauchen wir nicht noch ein Motorrad-Sonntagsfahrverbot.“

Der SPD-Bürgermeister aus Augustusburg, der kleinen Stadt nahe Chemnitz, die durch ihr Schloss mit einem sehenswerten Motorradmuseum weit über Sachsen hinaus bekannt ist, plauderte aus dem Nähkästchen. auch er ist Motorradfahrer. Hier ein Ausschnitt der Rede von Dirk Neubauer:

Und wie nun weiter? Kay Ritter sagte, bei Gesprächen mit der CDU-Bundestagsfraktion in Berlin sei herausgekommen, dass die gesamte Fraktion gegen neue Fahrverbote sei. Aus Berlin ist inzwischen zu vernehmen, die Bundesregierung stehe dem Fahrverbote-Vorschlag des Bundesrats ablehnend gegenüber. Und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ließ sich zitieren, er sei wie die Motorradfahrer gegen Verbote und weitere Verschärfungen der geltenden Regeln.

Es sieht also so aus, als bleibe es bei den bekannten Regeln. Unabhängig davon soll es weitere Demonstrationen geben, unter anderem am Sonnabend in Dresden und am Sonntag in Leipzig.

Ein kurzer Ausschnitt der Abreise aus Dresden:

Und was können wir alle tun? Vielleicht den Verein eintreten, der gegründet werden soll, um das Thema auf Bundesebene zu vertreten, mit Motorrad-Gegnern und mit politisch Verantwortlichen zu diskutieren. Oder ganz einfach, und auch das kam bei der Demo vor einer Woche in Dresden zur Sprache: Wir fahren einfach nicht mehr mit Bikern, die zu laut sind. Zugegeben, das einzuschätzen, ist subjektiv. Aber jeder hat ein Gefühl dafür, wann es reicht. Denn laut ist out und loud pipes saves gar nix.  Dresden/csp