2009 hat der Premierminister Russlands, der ehemalige KGB-Offizier Wladimir Wladimirowitsch Putin in Dresden den Sächsischen Dankorden des Semper Opernball e.V. bekommen, der im Jahr darauf erstmals St. Georgs Orden hieß. Das Schmuckstück stehe „mit seinem Motiv – der heilige Georg tötet mit seiner Lanze einen Drachen – für den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Seine Träger sind gemeinhin dafür bekannt, ihren eigenen Weg zu gehen“, erklären die Veranstalter des Balls den Orden.
Mitte Dezember 2010 hat Putin bereits vor der Verurteilung von Michail Chodorkowski festgestellt: „Ein Dieb sollte im Gefängnis sitzen. Laut Gerichtsbeschluss wird Chodorkowski des Diebstahls für schuldig gehalten. Eines sehr soliden Diebstahls.“
Am 27. Dezember 2010 ist Putins Prophezeiung Wirklichkeit geworden – Chodorkowski bleibt hinter Gittern. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner soll er unter anderem 218 Millionen Tonnen Öl unterschlagen haben!?! Damit hat das russische System, allen voran der „lupenreine Demokrat“ Putin (O-Ton Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder) Chordorkowski erfolgreich kalt gestellt, Beobachtern zufolge zum Zweck des eigenen Machterhalts.
Wir Dresdner sollten uns schämen, diese Auszeichung an Putin vergeben zu haben. Und sie zurückfordern!
Das Urteil im umstrittenen Prozess gegen Michail Chodorkowski steht: Seit acht Jahren sitzt der Kreml Kritiker im Gefängnis jetzt schicken ihn die Richter für sechs weitere Jahre in Haft. Es ist sehr gut, dass wir in Deutschland leben, einem Rechtsstaat. Auch wenn wir manchmal meckern, wir sollten einfach mal dankbar sein.
Ich bin alles andere als belesen hinsichtlich des Chodorkowski-Falles und möchte daher keineswegs ein Urteil abgeben. Aber für meine Begriffe wird in den westlichen Medien viel zu blauäugig und zielorientiert die Gewichtung einseitig auf das Prädikat „Kreml-Kritiker“ gelegt. Das ist Chodorkowski ohne Frage, doch spricht ihn das automatisch frei von den Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden? Er wäre nicht der erste russische Ölmagnat bzw. Unternehmer, der Geld verschoben und sich irregulär bereichert hätte. Man braucht nur an deutsche Top-Manager und die Korruptionsaffären zu blicken, in die viele von ihnen verwickelt sind.
Wie genau kennen wir die Beweislage im Fall Ch.?
Wir Dresdner sollten uns übrigens für vieles schämen, z.B. für das Denkmal, das wir jemandem zu setzen beabsichtigen, der den löblichen Gedanken der Wiedervereinigung zu einer sozial unverträglichen Übernahme degenerieren ließ, die Tausende im Osten des Landes die Existenz kostete und bis heute ihre ihre Schatten wirft.
Oh – und warum reden eigentlich alle nur von Chodorkowski und fast niemand von Platon Lebedew? Der sitzt wegen genau derselben Vorwürfe hinter Gittern, und auch er wurde zu Arbeitslager bis 2017 verurteilt. Doch von Lebedew wird eigentlich immer nur in einer Art ergänzenden Bekräftigung zu Chodorkowski gesprochen. Von Ch. spricht die Welt, weil er ein verdammt reicher Mann war, und weil er seine Milliarden Kreml-schädigend einsetzte. Das ist es, was für den Westen wichtig ist, gar nicht mal das Schicksal dieser Männer oder aber die Frage, ob an den Vorwürfen auch was dran sein könnte.