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Tollkühne Männer auf fliegenden Kisten

Mitte Juni 1951 fand auf der Strecke der „III. Meisterschaftslauf für Motorräder und Wagen in der Deutschen Demokratischen Republik“ statt. Jetzt geht es wieder um diese Rennstrecke.

Alte Technik, kühne Fahrer und eine ungewöhnliche Strecke – das macht die Rennsport-Mischung in Weixdorf aus. Foto: Verein Freunde des Historischen Motorrad-Rennsports Ewald Kluge Weixdorf

„Autobahn-Spinne Dresden-Hellerau“ ist ihr ganzer Name, heutzutage eher nur bekannt als Autobahnspinne: Eine Rennstrecke auf dem Autobahndreieck Dresden-Nord, ehemals reichlich 6,5 Kilometer lang und mit einer maximalen Steigung von vier Prozent. Heute zählt noch der Name, die Rennstrecke ist aber eine andere. Sie führt zwei Mal unter der Autobahn A4 bei Dresden-Weixdorf hindurch, ist eher ein Dreieck und rund 1,9 Kilometer lang. „Die Strecke ist ein Rundkurs … in landschaftlich schöner Umgebung. Belag ist Asphalt. Das Fahrerlager befindet sich auf einer Wiese“, steht dazu in den Ausschreibungsunterlagen für die Rennfahrer.

Das ist die Strecke (Bild zum Vergrößern anklicken). Quelle: Verein Freunde des Historischen Motorrad-Rennsports Ewald Kluge Weixdorf

Ob sie wirklich Augen haben für die schöne Landschaft? Etwa vier Kilometer nordöstlich der ehemaligen Autobahn-Rennstrecke werden an diesem Wochenende Rennen gefahren. Gefeiert werden dabei „70 Jahre Autobahnspinne – Motorradsport in Weixdorf“ und nach der Corona-Zwangspause mussten die Mitglieder des Veranstaltervereins die Strecke erst einmal wieder herrichten. Das ist inzwischen erledigt, die Rennfahrer können kommen.

In neun Klassen gehen sie an den Start, bis Baujahr 1929 dürfen zum Beispiel die Rennmaschinen in Klasse 1.1. sein. Gefahren wird entgegen dem Uhrzeigersinn, Start und Ziel sind nahe der Ecke Marsdorfer Hauptstraße/Zur Bauernbrücke.

An zwei Tagen wird gefahren (und gefeiert) auf und an der Rennstrecke. Foto: Verein Freunde des Historischen Motorrad-Rennsports Ewald Kluge Weixdorf

Dort befindet sich auch das Festzelt, in dem am Wochenende gefeiert wird, dort sind das Fahrerlager und dort gibt es Imbissangebote. Man muss kein Schrauber sein, um den Gang durchs Fahrerlager zu mögen und sich für die alten Rennmaschinen zu begeistern. Bemerkenswert ist auch für Laien, mit wieviel Akribie und Leidenschaft die Mechaniker und Fahrer zu Werke gehen.

Es werden keine horrenden Geschwindigkeiten gefahren auf der Erinnerungsstrecke bei Weixdorf, weder der Streckenverlauf noch die Maschinen lassen das zu. Und darum geht es auch gar nicht. Aber wenn die Männer (und vielleicht auch Frauen) auf ihren fliegenden Kisten im Renntrimm unterwegs sind, bleibt für sie die Schönheit der Landschaft wohl eher auf der Strecke. Schließlich geht es um Ruhm und Ehre und um Siegerkränze. Dresden/csp

  • Hier geht es im Internet zum Autobahnspinne-Wochenende mit einem groben Zeit- und dem detaillierten Lageplan.
  • Wer wirklich wissen will, wie das damals auf der Autobahnspinne war und welche Geschichte der Rennstrecke vorausgegangen ist, dem sei das Buch „Die Dresdner Autobahnspinne“ empfohlen, 2021 erschienen im Notschriften-Verlag, ISBN: 978 – 3 – 948935 – 13- 9. Auf 132 Seiten geht es darin um die Rennsportgeschichte in der DDR und auf der Autobahnspinne, viele Fotos und Abbilder alter Plakate machen die Berichte anschaulich. Mehr als 30 Seiten sind darüber hinaus den Ergebnislisten der Rennnen vorbehalten.
  • Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung des Vereins Freunde des Historischen Motorrad-Rennsports Ewald Kluge Weixdorf e.V..