Kategorie: Motorrad

Irina Schaschkova-Peterson trägt Schuhgröße 37 und ihre neuesten Schuhe stammen aus Dresden. Heute hat die junge Organistin aus der ev.-lutherischen St. Peter und Paul-Kirche in Moskau diese Schuhe ganz offiziell geschenkt bekommen. Im Sonntagsgottesdienst durfte ich ihr das gewünschte Geschenk aus Dresden überreichen. Es handelt sich um Tanzschuhe mit einer Wildledersohle, mit der sich Orgelpedale wohl ganz besonders gut treten lassen. Die Schuhe haben eine lange Reise hinter sich. Gekauft wurden sie in einem Spezialgeschäft an der Schweriner Straße und per Motorrad sind sie reichlich 2100 Kilometer bis zu ihr gereist. Am Dienstag wird Irina Schaschkova-Peterson sie zum ersten Mal bei einem Konzert in der evangelischen Kirche im Zentrum der russischen Hauptstadt tragen.
Ein Kommentar
Mytischtschi im Norden von Moskau ist ein Nachbarort der russischen Hauptstadt. Ein Teehersteller hatte hier früher sein Domizil, er hat den Ort zu einem Ferienort gemacht. Kleine Holzhäuser und ein kleiner Bahnhof an der Eisenbahnstrecke, die auch die „Transsibirische“ von Moskau kommend Richtung Osten befährt, gehörten zu den damaligen „Errungenschaften“ (wie zu Sowjetzeiten so schön sagte). Eine gepflegte russisch-orthodoxe Holzkirche im Ortszentrum kündet noch von diesen Zeiten, mittlerweile ist Mytischtschi eine richtige Stadt geworden, unter anderem ist hier eine große Waggonbaufabrik zu Hause. Aber es gibt auch Ecken, die noch den Charme der Zeit des Teefabrikanten haben. In einer solchen Ecke wohne ich gerade. Etwa 400 Meter entfernt hört man ab und zu die Eisenbahn, das Geräusch der Autos auf dem Moskauer Autobahnring ist stets zu vernehmen, er verläuft nur rund 200 Meter entfernt hinter einer hohen Betonmauer.
Kommentare sind geschlossen

MKAD lautet die Abkürzung für Московская кольцевая автомобильная дорога. Das bedeutet: Moskauer Autobahnring. Fast 110 Kilometer lang ist dieser Ring, der die russische Hauptstadt umschließt und vor allem in der Rush Hour eine ganz besondere Herausforderung ist. Mindestens vierspurig wird stets gefahren, oft sechs- oder siebenspurig. Wohlgemerkt – pro Richtung. Der Ring war „gut besucht“ als ich heute nach rund 440 Kilometern über Land und dabei über manchen hübschen Hügel und durch manche (langgezogene) Kurve Moskau erreicht habe. Die Strecke von Smolensk nach Moskau heißt M1, es ist die „Autobahn“ von Minsk nach Moskau. Nicht immer hält man sich dort an die Regeln. Das ist aber kein Vergleich zum MKAD. Im Autogewühl wird auf dieser Ring-Autobahn Motorradfahrern erstaunlich viel Platz gelassen – für Profis ist die Spur ganz links zwischen der Leitplanke aus Beton und der äußersten Autospur reserviert. Tatsächlich fahren russische Motorradfahrer dort am Stau vorbei und niemand hat etwas dagegen. Ich habe Biker gesehen, die auf diesem schmalen Streifen mit etwa 100 Sachen entlanggebrettert sind – an einer fast stehenden Autoschlange vorbei. Ich selbst bin dort maximal 60 Stundenkilometer gefahren. Übrigens toleriert diese Art der Vorbeifahrten auch die Polizei.
Kommentare sind geschlossen

Manche Orte muss man sich in Russland schönsehen. Das ist mühsam. So ging es mir mit dem Motel Phönix bei Smolensk, das ich irrtümlich für die Unterkunft gehalten habe, die mir meine Bekannten aus Smolensk nahegelegt hatten. Ein Truckerhotel, nicht weit von der Fernverkehrsstraße Minsk-Moskau entfernt, mit Lkw-Stellplätzen, Truckerdusche, etwas karger Bar (mehr so eine Kantine) und durchaus ordentlichen Zimmern für 1500 Rubel pro Nacht. Nicht schlecht, dachte ich mir, nur eben etwas weit weg von der Stadt. 10 Kilometer mit dem Marschrutka sind es durchaus gewesen bis ins Zentrum von Smolensk, etwa eine halbe Stunde ÖPNV-Fahrt für 12 Rubel. Zwei nächte habe ich dort gewohnt, inzwischen bin ich im Hostel Felix untergekommen. Mitten in Smolensk, ziemlich gut, für 500 Rubel pro Nacht. Das Hotel Phönix kann ich nur eingeschränkt empfehlen. Es ist zwar ganz angenehm für eine einzige Übernachtung – aber der Drachen hinterm Kantinentresen hat sich sogar den zweiten Frühstückskaffee bezahlen lassen. Inklusive Milch für 5 Rubel hat er 25 Rubel gekostet…. Ich habe mich von dieser Russin auf Nimmerwiedersehen verabschiedet.
Kommentare sind geschlossenAlle Berge und alle Kurven, die es in Weißrussland gibt, haben die Bauleute hierzulande verarbeitet als es galt, die alte Verbindungsstraße von Minsk in Richtung Moskau übers platte West-Weißrussland zu führen. Es ging auf und ab und fast hatte man das Gefühl, heute erklimmt das Motorrad den Gipfel des mit reichlich 300 Metern höchsten Berg des Landes. Es gab auch Kurven, die Reifenflanken haben also nach rund 1000 Kilometern endlich mal wieder Asphalt gespürt. Das war die erste Überraschung des Tages. Eine schöne Überraschung.
2 Kommentare
130 Motorräder, etwa ebenso viele Kinder und 170 Kilometer – das sind die Eckdaten der Kinderheimausfahrt, zu der am kommenden Sonnabend die Motorradfreunde Oberlausitz (Mofro) laden. Sie arbeiten zusammen mit…
Kommentare sind geschlossen
Eine Diktatur erkennt man daran, dass die Straßen sauber sind. Das habe ich heute in Minsk gehört. Stimmt! Jedenfalls hier in der Hauptstadt von Weißrussland, in der der Präsident Lukaschenko heißt und offenbar wie ein kleiner Sonnenkönig regiert. Ein Sonnenkönig für gerade mal reichlich zehn Millionen Menschen. Seine Polizei, sein Geheimdienst und seine Regierungsmitarbeiter haben hier in Weißrussland uneingeschränkt das Sagen, habe ich auch gehört. Mehr noch, als bei seinem Kollegen Putin in Russland. Die Polizei ist allerorten zu sehen, Geheimdienstler in billigen Lederjacken und Bundfaltenhosen (samt griffbereitem Handy und Funkgerät) ebenfalls. Nur auf der Straße ist mir die Polizei heute kaum begegnet, Verkehrsüberwachung ist eher nicht so ihre Sache.
Kommentare sind geschlossen

„Ffffffffcccchhhhhht.“ Dieses Geräusch kenne ich von früher. Es entsteht, wenn man die Luft durch die Zähne presst und zu verstehen gibt, dass etwas zügig und ohne Widerrede funktionieren soll. Ich habe es bei der NVA gehört und heute wieder an der polnisch-weißrussischen Grenze. Eine junge Grenzpolizistin hat es gemacht, mir dabei meine Papiere in die Hand gedrückt und zu verstehen gegeben, dass ich gefälligst handeln soll. Es fehlte – eine Krankenversicherung für Weißrussland. Mein in englischer Sprache vorgebrachter Einwand, ich hätte eine solche Versicherung schon, hat nicht geholfen. Weißrussischer Befehlston – ich habe gehorcht. Einen Euro pro Tag kostet dieses Papier und ich stelle mir nun vor, wie ich von zwei Medizinern zugleich begutachtet werde, die sich nicht verstehen – ein weißrussischer Arzt, den die weißrussische Versicherung bezahlt und ein deutscher, den die Barmer geschickt hat, um meine (von der Straße aufgekratzten) Reste nach Deutschland zu überführen…
Kommentare sind geschlossen

Strecke machen, Kilometer fressen – das Thema war klar für den heutigen Tag. Denn wer weiß schon, wie die EU-Ausreise an der polnisch-weißrussischen Grenze funktioniert… Also Start deutlich früher als am ersten Reisetag. Das Garmin-Navi überraschte heute mit dem zweiten verlorenen Stellknopf – aber dank ausgefeilter Reparaturtechnik war das kein Problem. Gaffer, oder wie dieses breite silberfarbene Gewebe-Klebeband heißt, repariert (fast) alles. Ansonsten hat das Navi beste Dienste geleistet – immer vorbei an den Autobahnen, zumeist auf hübschen Nebenstraßen, die etwa das Niveau von Bundesstraßen hatten und die sich streckenweise auf sanften Kurven vorbei an großen Obstplantagen schlängelten, ging es langsam Richtung Nordosten. 477 Kilometer Reise auf solchen Straßen sind durchaus eine Herausforderung, schließlich liegt der Fahrtschnitt deutlich unter 80 Stundenkilometern.
2 Kommentare