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Mäßigung und Demut

LogoNiemand hat das böse L-Wort in den Mund genommen gestern Abend in der Kreuzkirche. Niemand hat uns Medienmenschen, die wir ausgesprochen zahlreich bei der Bürgerversammlung „Wie geht es weiter in Dresden?“ zugehört, mitgeschrieben und gefilmt haben, den Lügen-Stempel aufgedrückt. Kritik gab es aber reichlich. Inklusive Hinweisen verschiedener Redner, wir mögen doch endlich schreiben/senden, was wirklich stattgefunden hat.

Da hat sicher jeder seine eigene Wahrheit. Jeder Leser und jeder Zuschauer und im Grunde auch jeder Kollege, selbst wenn wir uns stets neu bemühen, unseren Berufsgrundsätzen gerecht zu werden: objektiv zu berichten und Meinung als solche zu kennzeichnen. Aber: Immerhin tun wir genau dies. Der platte Vorwurf, wir würden lügen, nur weil Beteiligte einer Veranstaltung das Erlebte anders in Erinnerung haben, läuft deshalb ins Leere.

Das Treffen in der Kreuzkirche war ein guter Versuch, Menschen mit unterschiedlichen Meinungen (endlich) einmal zum sachlichen Austausch zu versammeln. Dabei kritisierte der Radebeuler Schriftsteller Jörg Bernig, der Mitglied in der sächsischen Akademie der Künste ist, die aktuelle Berichterstattung. Bernig sagte, das veröffentlichte Wort und das öffentliche Wort müssten wieder mehr im Einklang stehen. Und er forderte (uns) zur Mäßigung, zu Demut auf. Menschen anderer Meinung, die er Abweichler nannte, dürften nicht stigmatisiert werden, „Wissende sprechen zu Unwissenden“ sei der falsche Ansatz.

Das wird mir in Erinnerung bleiben. Ebenso dieser Satz von Kreuzkirchenpfarrer Holger Milkau: „Jedes Wort zu viel ist ein Gedanke zu wenig.“ Dresden/cs

2 Kommentare

  1. René René

    Mittlerweile ist es egal was Ihr schreibt – geht es gegen die Einen, werden diese Artikel vom Gegner gefeiert – und natürlich umgekehrt…

    Die politische Kultur ist in der Kulturstadt Dresden völlig am Boden und solange der normale Bürger aus der Mitte, egal mit welcher Meinung, nicht endlich seinen Hintern hebt und alles wieder auf eine tragbare Ebene bringt – wird das auch nicht anders sein. Die derzeitige Diskussionen lebt von Extremisten – aus beiden Lagern und die – werden sich nie annähern…

    • Christoph Springer Christoph Springer

      Das ist sicher richtig. Aber: Es gibt zwar solche Leser, wie Du schreibst. Aber auch solche, solche und solche…

Kommentare sind geschlossen.