Al Jarreau war da. Bei den Dresdner Jazztagen. Und der Meister des Scatgesangs kam nicht allein. Die Musik von Duke Ellington hat er mitgebracht und die phantastische NDR Bigband unter der Leitung von Jörg Achim Keller. Das Konzert am Sonnabend im Erlwein Capitol war ganz sicher eine der Höhepunkte der diesjährigen Jazztage Dresden.
Was für ein Jazzer, was für Musik. 77 wird Al Jarreau im März 2017. Seine ganze Lebenserfahrung, sein ganzes musikalisches Können und all seine Freude an der Musik hat er gestern in die knapp zwei Konzertstunden gepackt. „Have fun“, forderte er seine Zuhörer lächelnd auf. „Thats fun“, sagte er zu seiner Musik. „If you dont have fun, go skiing.“ Na gut, ganz ernst gemeint war das wohl nicht, aber es spiegelt das Vergnügen wieder, das Al dem Publikum mit seinen kleinen Anekdoten zwischen den Stücken bereitete.
Al Jarreau inspiriere die NDR Bigband, seine Hausband in Deutschland, stets neu, hat Keller gesagt. Das Publikum konnte das hören und sehen. Mit großer Spielfreude und professioneller Perfektion gingen die 18 Musiker zu Werke und ihr Frontmann aus den USA hatte sichtlich Vergnügen am Können der Nordlichter. Ihren Probenraum beim NDR nannte er „ihre Kathedrale“ und lobte ein ums andere Mal die „Freude an der Arbeit“, die ihm bei den Musikern aufgefallen ist.
Er selbst verkörperte diese Freude an diesem Abend aber wie kein anderer. Obwohl der 76-Jährige (wie im Hamburger Abendblatt zu lesen) nach einer Rückenoperation nicht ohne Hilfe gehen kann, wirkte er musikalisch frisch und jung wie man ihn von seinen Platten kennt. Und präsentierte die von Keller arrangierte Auswahl aus dem Duke-Ellington-Songbook mit unwiderstehlicher musikalischer Verve. „Lush Life“ und „Sophisticated Lady“ waren zu hören und natürlich auch Al Jarreau-Klassiker. Immer wieder neu, dank der Improvisationskunst des Soul- und Scatsängers. So wurden die zwei Zugaben, Dave Brubecks „Take Five“ und George Gershwins „Summertime“, zu den Höhepunkten des Abends.
Dass Al Jarreau noch einmal nach Dresden kommt, wünschen sich sicherlich nicht nur die Macher der Jazztage. Doch sein Gesundheitszustand, der diesem wunderbaren Musiker nicht einmal mehr erlaubt, selbst zu seiner Musik auf der Bühne zu tanzen, ist durchaus ein Grund zur Sorge. Hoffnung macht aber die Energie des fast 77-Jährigen. Seine aktuelle Europa-Tour, zu der auch das Dresdner Gastspiel gehörte, umfasst nicht weniger als 18 Auftritte innerhalb eines Monats.
Thank you very much for your music and the funny evening Mr. Jarreau. Und Dank auch an die NDR-Bigband. Dresden/csp
- PS: Wer weiter an Sinn und Unsinn von Rundfunkgebühren zweifelt, sollte mal die Bigband aus dem Norden hören. Oder die Klangkörper anderer Rundfunkanstalten. Dann wird schnell klar, dass es die Rundfunkgebühr (auch) braucht, um solche tollen Ensembles zu finanzieren.
- Die Fotos haben die Verantwortlichen der Jazztage Dresden zur Verfügung gestellt. Sie stammen von Harald Schluttig. Vielen Dank!
bitte die Namensnennung bei Veröffentlichungen von Fotos nicht vergessen! Beide Fotos stammen von Harald Schluttig – weissraum. Danke
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