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Vom Fichtelgebirge in den Thüringer Wald

Jetzt hat die kleine Motorradreise einen Namen. Es geht durch vier Gebirge – das Erzgebirge, das Fichtelgebirge, die Fränkische Schweiz und den Thüringer Wald. „Vier auf einen Streich.“

Die Megakaffekanne steht in einem Kreisverkehr der Porzellanstadt Selb.

Nebel steht am Morgen über dem Untreusee, der seinen Namen vom Untreubach hat. Der Bach fließt durch den Untreuwald zwischen Radenzgau und Regnitzland und wer im Wald über die Grenze ging, wurde seinem mittelalterlichen Landesherrn untreu. Daher der Name. Der Nebel wechselte sich am Morgen mit ganz feinem Nieselregen ab. Geradezu todesmutig habe ich dennoch auf die Regenkombi verzichtet und bin später sogar lächelnd an einem Bikerquartett vorbeigefahren, das im Fichtelgebirge in die wasserdichten Klamotten stieg. So viel vorab – ich habe Recht behalten.

Die Strecke führte zunächst nach Selb und dann weiter nach Warmensteinach. Dieser Ort, so konnte man im Internet lesen, gilt als bester Startpunkt für Motorradtouren im Fichtelgebirge. Er liegt am Ochsenkopf, einem über 1000 Meter hohen Gipfel mit tollen Straßen ringsum. Die Strecke führte über die Schneebergstraße, ganz allein war ich dort und es ging bis auf knapp 800 Meter hoch – kühl wars! Warmensteinach habe sich ganz auf Motorradfahrer eingerichtet, steht im Web. Nun ja – Anfang Mai rechnen sie dort wohl eher nicht mit Bikergästen, jedenfalls nicht von Montag bis Donnerstag. Das toll gelegene „Fahrerlager“, ein Treff mit Tresen und Außensitz – ist nur Freitag bis Sonntag geöffnet. Schade, aber sollte ich da mal wieder hinkommen, will ich das auf jeden Fall erleben.

Motorradfahrer sind hier im „Fahrerlager“ gern gesehene Gäste – von Freitag bis Sonntag.

Die Verbindungsstrecke in die Fränkische Schweiz führte über die A9 und direkt durch Bayreuth. Das Navi stand auf „Kurvenreiche Strecke“, dennoch lotste es durch die Stadt mit dem Grünen Hügel. Kein Problem, es ging fix und gleich danach ist man dann der Schweiz der Franken. Aufseß habe ich angesteuert. Der Ort steht seit 2001 im Guiness Buch der Rekorde. Dort gibts – gemessen an den 1500 Einwohnern – die weltweit größte Brauereidichte. Kathi Bräu wiederum wird als der bekannteste und meistbesuchte Motorradfahrer-Treff im Nordbayern gepriesen. Heute war ich dort dennoch allein. Und ich bin froh darüber – sonst wäre ich danach wohl nicht mehr weit gekommen. Das dort gebraute Bier soll sehr süffig sein…

Aufseß hat zwei Schlösser – auf dem Foto das Schoss Oberaufseß.

Aufseß selbst erscheint mir als der schönste Ort der Fränkischen Schweiz. Er liegt im Tal der Aufseß, Felsen säumen ab und an die Straße, zwei Schlösser hat das kleine Nest und viele hübsche Gasthöfe. Darüber hinaus habe ich keinen wesentlichen Unterschied ausgemacht zwischen Fichtelgebirge und Fränkischer Schweiz. Tolle Straße gibts in beiden Mittelgebirgen – sie sind leicht zu fahren, wunderbar ausgebaut und schwingen sich oft in tollen, weiten kurven durch leichtes Hügelland – es sei denn, man erwischt ein enges Tal. Aber die sind eher selten – bis auf die paar Talkilometer in der Fränkischen Schweiz, die drei Flüsse gebildet haben. Die kann man aber problemlos in nicht viel mehr als einer Stunde abfahren.

Himmelsstäuberer heißt die markente Felsnadel in Aufseß, die wie ein Finger nach oben zeigt.

Von Aufseß bin ich über Hollfeld, Scheßlitz und Lichtenfels am Main nach Coburg gefahren. Dabei habe ich zunächst die B22 gewählt, die in herrlichen Bögen an der Wiesent entlang führt. Manchmal erinnerte sie mich an das Kirnitzschtal in der Sächsischen Schweiz. Coburg war mir einen Abstecher wert, weil es die Heimat eines guten Freundes ist. Für diese Stadt könnte man sich durchaus mehr Zeit nehmenn. Ich habe sie als Startpunkt für die letzten Kilometer des Tages genutzt und bin von dort in den Thüringer Wald gefahren.

Wetterverbesserung auf reichlich 800 Metern Höhe am Rennsteig. Der Nebel lässt nach – auch wenns nicht so aussieht.

Die Tour führte zuletzt über den Kamm des Thüringer Walds, dabei habe ich den Rennsteig gequert. In dichten Wolken! Sichtweite nicht mehr als 50 Meter. Das erinnert Motorradfahrer schnell daran, dass Wolken nichts anderes sind als viele, viele ganz feine Regentropfen. Wie am Tag zuvor war meine heutige Tour wieder genau 274 Kilometer lang. Gelandet bin ich in im Waldgasthof Massermühle bei Ko und Femmy Hoeve. Das Paar aus Holland hat zuvor einen Pferdestall in Wehlen betrieben. Das Abendessen gabs mit Familienanschluss – ein ganz besonderes Reiseerlebnis. Katzhütte/csp