Moped / Motorrad

Fünf-Flüsse-Tour

Die dritte und letzte Etappe dieser Motorradtour führte vom Thüringer Wald zurück nach Dresden. Tolle Täler und fünf Flüsse prägten diesen Tag.

Der Gasthof Massermühle von Femmy und Ko Hoeve entpuppte sich als Glücksgriff.

8 Uhr morgens an der Massermühle. Es ist nass, aber es regnet nicht. Gasthof-Chef Ko Hoeve verschwindet nach draußen. Als ich mit meinen Gepäcktaschen zum Motorrad komme, wischt er gerade die Maschine trocken. Überrascht bitte ich ihn, das doch lieber zu lassen. „Ich glaub, dann sind Sie schneller“, lächelt er und fährt mit dem Lappen noch einmal über den Sitz, damit er schön trocken ist. Hilfsbereit und sehr freundliche – so habe ich ihn und seine Frau Femmy Hoeve erlebt. Zum Abendessen wurde ich an den Tisch der Gasthofbesitzer eingeladen, gern habe ich mich mit den Holländern unterhalten und dabei gelernt: sie stemmen das Geschäft praktisch allein, Hilfe haben sie nur an Wochenenden mit vielen Gästen und bei großen Renovierungsprojekten. Übrigens ist der Gasthof ein tolles Ziel für Motorradtouren – bezahlbar, direkt an einer schönen Straße, mit Grillhütte direkt an dem Flüsschen Masser, Motorradgarage und Werkstatt. Ich habe 57 Euro bezahlt für Übernachtung und Frühstück. Abendessen und drei Bier inklusive. Femmy Hoeve ließ keinen Protest zu, das sei so ganz in Ordnung, gab sie mir zu verstehen. „Worauf warten Sie noch? Dass ich Sie nach Dresden bringe?“ Ko Hoeve meldete sich kurz vor meiner Abfahrt noch einmal zu Wort. Danke, ich fahre selbst. Und ich mag diesen Humor! Auf Wiedersehen, Gasthof Massermühle.

Zunächst gings an der Masser entlang nach Katzhütte. Dort gibt’s eine Tankstelle und Sprit brauchte die Dragstar dringend. Sie begnügte sich bei dieser Tour übrigens mit weniger als vier Litern auf 100 Kilometern. Weiter geht die Tour an der Schwarza entlang. Nächstes Ziel ist die Schwarzburg im gleichnamigen Ort. Dieses verschlafene Nest ist in die Geschichte eingegangen. Reichspräsident Friedrich Ebert hat dort in einem Urlaub am 11. August 1919 die Weimarer Verfassung unterschrieben, die erste demokratische Verfassung Deutschlands.

In dem großen Hotel im Hintergrund soll Friedrich Ebert die Weimarer Verfassung unterschrieben haben.

Man könnte jetzt mehrere Gedenksteine besichtigen, auf die einzelne Paragraphen dieser Verfassung geschrieben stehen. Ich bevorzuge aber, die Tour fortzusetzen und fahre weiter an der Schwarza entlang. 30 Kilometer nach dem Start erreiche ich Bad Blankenburg. Bis hierher war es eine tolle Fahrt durch unendlich viele Kurven. Jetzt biege ich auf die B88 ein. Die Bundesstraße folgt der Saale, in die die Schwarza kurz nach Bad Blankenburg mündet. Ohne die vielen Sattelschlepper wäre die B88 noch schöner zu fahren, als sie es ohnehin schon ist. Schon lange vor Kahla grüßt auf der rechten Seite die Leuchtenburg. In Kahla geht’s rechts ab, hinauf zur Burg führt eine schöne Schlängelstraße. Die Burg, die im Mittelalter entstanden ist und auch „Königin des Saaletals“ genannt wird, lasse ich aber links liegen. Weiter geht’s Richtung Osten. Dabei kreuzt die Strecke die A9 südlich des Hermsdorfer Kreuzes und führt später auf der B175 in Berga über die Weiße Elster. In Werdau ist eine besonderer Höhepunkt erreicht. Der Tacho der Yamaha springt auf 70.000. Zeit, mit dem Motorrad ein Bier zu trinken. Diesen Spleen pflege ich seit Jahren – bei Schnapszahlen und runden 10.000ern. Also stoppe ich auf dem Parkplatz eines Blumenladens am Ortseingang und gieße das seit fast 50 Kilometern sorgfältig in einer Glasflasche transportierte Pils über Auspuff und Fußraste. Prost!

Der Tacho zeigt exakt 70.000 gefahrene Kilometer an. Zeit, auf die Dragstar anzustoßen.

 

 

Ein Prosit auf ein Motorrad.

Zwickau mit der Zwickauer Mulde tangiere ich nur kurz, nächstes Ziel ist der Sachsenring. Dorthin führt die Strecke auf der B173 bis kurz vor Oberlungwitz und dann auf der „180“ rauf Hauptzufahrt der Rennstrecke. Es ist eigenartig, die Parkplätze ringsum so leer zu sehen und mit dem Motorrad bis direkt an den Zaun neben der Start- und Zielgeraden fahren zu dürfen. In knapp zwei Monaten ist hier Hochbetrieb beim MotoGP. Die ersten Vorbereitungen laufen schon, palettenweise Plastiksitze und Stahlstangen stehen bereit – hier beginnt bald der Bau der Tribünen.

Ein gemütliches Motorrad am Rand besucht eine Rennstrecke. Hier findet in knapp zwei Monaten MotoGP statt.

Chemnitz umfahre ich im Norden über Limbach-Oberfrohna, Claußnitz und Mittweida. Hainichen und Striegistal liegen an der Strecke und Nossen wird steht schon auf den Hinweisschildern, als ich mich doch noch einmal nach Süden wende. Durch die Räucherkerzen-Gemeinde Mohorn und auf der B173 gelangt man schließlich auch nach Dresden. Fast muss werde ich für diesen kleinen Umweg noch bestraft, es beginnt zu regnen. Aber es bleibt bei dünnem Geniesel und nach zehn Minuten dreht Petrus den Wasserhahn wieder zu. Bis ich an der Elbe bin, ist die Kombi wieder trocken.

Fazit der Tour: Es waren knapp 830 tolle Kilometer, fast durchgehend trocken. Im Fichtelgebirge und der Fränkischen Schweiz sind lohnenswerte Motorradziele und ich war bestimmt nicht zum letzten Mal da. Und im Thüringer Wald habe ich jetzt einen Lieblingsgasthof, zu dem ich gern auch mal eine Ausfahrt mit Freunden lenke. Dresden/csp