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Mit dem Motorrad auf Kindheitsspuren IV

Die Hansestadt Wismar ist weder als Motorrad-Hotpot verschrien, noch hat sie in meinen Kindheitserinnerungen einen festen Platz. Der Besuch hat sich dennoch gelohnt.

Wismar vom Wasser aus. Links der Hafen, rechts daneben alte Speicher und die Nikolaikirche. Dann folgt rechts der Turm von St. Marien und hinter dem Kran ganz rechts die Georgenkirche.

Das war ein guter Plan: Zwei Nächte im Wichernhaus Boltenhagen und einen Tag Besichtigungstour durch Wismar. Das Wetter war bestens, Motorradjacke und Jeans reichten locker für die gerade mal 28 Kilometer von Boltenhagen bis in die Mitte der Hansestadt. Dort wird kräftig gebaut. Alte Hafenspeicher werden zu schicken Ferienwohnungen (aber wer will schon Industrieanlagen aus den Fenstern des Feriendomizils sehen?), gleich daneben entstehen Neubauten im Klinkerstil – Wismar macht sich schick. Am alten Hansehafen ist eine kleine Promenade entstanden, mittendrin gibts perfekte Motorradparkplätze.

Motorradparkplätze am Alten Hafen. Hinter der Treppe sind es nur noch ein paar Schritte bis zum Hafenbecken.

Die Altstadt ist Weltkulturerbe und die Wismarer haben den Titel genutzt, um aus ihrem Schatz ein Schmuckstück zu machen. Backsteingotik lockt in kleine Gassen, große Kirchen bestimmen die Stadtsilhouette. An erster Stelle zu nennen ist dabei die St. Marienkirche. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombenangriff zerstört, nur ein Rest und der imposante Turm stehen noch. Was zerstört war, wurde zu DDR-Zeiten weggesprengt, statt es zu retten.

Der hohe Turm der Kirche St. Marien diente früher auch als Seezeichen. Das Kirchenschiff gibt es nicht mehr.

Nur ein paar Gehminuten sind es von dort bis zur Kirche St. Georgen. Heute ist dieser prächtige Bau mit seinem 34 Meter hohen Kirchenschiff vor allem Veranstaltungsort. Die Wismarer bemühen sich, die Sanierung voranzutreiben – auch dieser monumentale Backsteinbau wurde im Zweiten Weltkrieg zum Teil zerstört.

In der Kirche St. Georgen wird heute unter anderem Theater gespielt.

Besser erging es der Nikolaikirche. Sie ist Innen sogar 37 Meter hoch und zählt damit zu den drei höchsten deutschen Kirchen, sagte heute eine Stadtführerin. Dass sich die Wismarer solche gotischen Backsteinmonumente ins Zentrum ihrer Stadt gebaut haben, erklärte sie mit dem Hanse-Stolz.

Schmal, hoch, gotisch – das prägt die Nikolaikirche in Wismar.
Bei 37 Metern Innenraumhöhe wirkt auch eine große Orgel klein.

Die kleine Hansestadt Wismar lebt vom Hafen, dem Tourismus und etwas Industrie. Reichlich 42.000 Menschen leben in der Stadt. Stolz fahren sie mit dem Kennzeichen HWI durch die Gegend, während sich ihre Nachbarn im angrenzenden Landreis mit NWM für Nordwestmecklenburg begnügen müssen. Die Hansegeschichte und die Backsteingotik begegnen Besuchern ständig. Bemerkenswert ist unter anderem das Fachwerkhaus „Gewölbe“, das wohl seinen Namen von den Bögen hat, durch die ein kleines Flüsschen Richtung Ostsee fließt. Es heißt Frische Grube. Früher gab es da zwei Mühlen und die Wismarer haben ihr Wasser aus dem mittelgroßen Bach geschöpft.

Postkartenidylle an der Frischen Grube in Wismar. Hinter dem Fachwerkhaus „Gewölbe“ ist der Alte Hafen.

Dass der Marktplatz, die Gassen dorthin und jede Menge kleine Seitenstraßen mit mannigfaltigen Lädchen, Cafes und Restaurants zum stundenlangen Bummeln einladen, habe ich heute selbst erlebt. Fast den ganzen Tag lang bin ich in Wismar geblieben. Schließlich schien die Sonne und die kurze Rückfahrt nach Boltenhagen am Spätnachmittag war als Motorradtour eigentlich gar kein Thema. csp/Boltenhagen

Fachkräftemangel hin oder her – diese Mitarbeitersuche fand ich diskriminierend. Einen Zimmermann brauchen sie aber wohl auch nicht.