Moped / Motorrad

Mit dem Motorrad auf Kindheitsspuren V

Wieder auf Strecke nach zwei Tagen in Boltenhagen. Motorradfahren war schließlich der Reisezweck. Die Tour führt weiter Richtung Osten.

Kurz vor der Brücke zur Insel Poel. Im Hintergrund Wismar mit der langgesttreckten Werfthalle.

Der Morgen ist kühl, das Thermometer steht bei deutlich unter zehn Grad. Die leichten Sommerhandschuhe verschwinden im Gepäck, jetzt sind die dicken, warmen Handschützer gefragt. Die Strecke führt zunächst zur Insel Poel. Das ist nicht weit, man konnte die Insel vom Strand in Boltenhagen aus schon bestens sehen. Sie ist bereits nach knapp 40 Kilometern erreicht. Früher soll es im Norden eine Fähre zum Festland gegeben haben. Heute führt nur eine Brücke zur Insel, zum ersten Mal muss ich also eine Strecke zwei Mal fahren. Rauf auf die Insel und wieder runter. Es sind aber weniger als zehn Kilometer, die doppelt gefahren werden.

Gleich nach der Insel geht es wieder dicht an der Ostsee entlang, das Wasser immer auf der linken Seite. Das Navi führt über schöne kurvige Landstraßen, fast immer über besten Asphalt. Nur in kleinen Dörfern muss man auch mal Kopfsteinpflaster ertragen – das liegt wohl am Denkmalschutz. Das nächste Ziel ist Rerik am Nordende des Salzhaffs. Dort bietet sich von einer ehemaligen Wehranlage ein toller Blick auf Boddenwasser und offene See zugleich. Die Landzunge ist nicht mehr als ein paar hundert Meter breit.

In Rerik. Links der Bodden, rechts die Ostsee.
Auf der Strandpromenade in Kühlungsborn.

Auf der Route Richtung Warnemünde folgen jetzt berühmte Badeorte wie Kühlungsborn und Heiligendamm. In Kühlungsborn bin ich wohl als Kind mal gewesen, aber es gibt keine echte Erinnerung daran. Danach schnauft die Kleinbahn, der Molli, einige Kilometer parallel zur Landstraße nach Heiligendamm. Dort haben vor zehn Jahren acht wichtige Staatslenker gemeinsam in einem überbreiten Strandkorb gesessen haben. Das Treffen machte damals Schlagzeilen, die weißen Hotels am Strand auch. Ich fahre nur durch den Ort, Warnemünde ist nicht weit. Dort ist der Liegeplatz eines kleinen Angelkahns mein Ziel, mit dem ich schon oft mitgefahren bin. Die „Kehrwieder“ ist aber nicht da, so kann ich die Besatzung nur in Gedanken grüßen.

Am Alten Strom in Warnemünde. Hier fehlt gerade das wichtigste Schiff, die MS Kehrwieder.

Dafür liegen in Warnemünde zwei große Kreuzfahrtschiffe. Überhaupt ist viel Betrieb in der kleinen Stadt an der Ostsee – zu Lande und auf dem Wasser. Kein Wunder, das Wetter hat sich gewandelt, die Sonne strahlt und inzwischen ist es warm geworden. Bei der Überfahrt mit der Fähre zum Ortsteil Hohe Düne sind die Fußgänger deutlich in der Überzahl, es ist Spaziergängerwetter.

Schiffsverkehr! Zwei Kreuzfahrtschiffe liegen am Anleger, ein Frachter wird von Schleppern in den Hafen bugsiert, die Fähre verlässt den Hafen und Segelboote kurven herum.

Tagesziel ist die Halbinsel Zingst. Ich will im Süden der Landverbindung auf die Halbinsel übernachten. Doch ein Quartier zu finden, ist schwieriger, als gedacht. Schon am Tag zuvor war die Quartiersuche via Internet eher ernüchternd. Mindestens ein halbes Dutzend Mal blitze ich ab bei der Zimmersuche oder der Preis ist dreistellig und überschreitet damit deutlich das Budget dieser Motorradreise. Schließlich werde ich in Wustrow fündig. Das Quartier ist ein Volltreffer und weil der Chef gerade Vater geworden ist, bekomme ich beim Geburts-Grillfest sogar noch eine Bratwurst ab. Das Motorrad übernachtet direkt vor dem Zimmer – so mögen wir das. So endet die Quartiersuche doch noch sehr erfolgreich. Wustrow/csp

  • Die Tour war heute 188 Kilometer lang.