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Schlagwort: reisebericht

Woran man eine Diktatur (auch) erkennt

Weiße Häuser, dunkle Wolken, Nieselregen – die Heldenstadt Minsk heute Nachmittag.

Eine Diktatur erkennt man daran, dass die Straßen sauber sind. Das habe ich heute in Minsk gehört. Stimmt! Jedenfalls hier in der Hauptstadt von Weißrussland, in der der Präsident Lukaschenko heißt und offenbar wie ein kleiner Sonnenkönig regiert. Ein Sonnenkönig für gerade mal reichlich zehn Millionen Menschen. Seine Polizei, sein Geheimdienst und seine Regierungsmitarbeiter haben hier in Weißrussland uneingeschränkt das Sagen, habe ich auch gehört. Mehr noch, als bei seinem Kollegen Putin in Russland. Die Polizei ist allerorten zu sehen, Geheimdienstler in billigen Lederjacken und Bundfaltenhosen (samt griffbereitem Handy und Funkgerät) ebenfalls. Nur auf der Straße ist mir die Polizei heute kaum begegnet, Verkehrsüberwachung ist eher nicht so ihre Sache.

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Weißrussischer Befehlston

Außen sieht die evanglische Kirche von Grodno viel schlechter aus als innen.

„Ffffffffcccchhhhhht.“ Dieses Geräusch kenne ich von früher. Es entsteht, wenn man die Luft durch die Zähne presst und zu verstehen gibt, dass etwas zügig und ohne Widerrede funktionieren soll. Ich habe es bei der NVA gehört und heute wieder an der polnisch-weißrussischen Grenze. Eine junge Grenzpolizistin hat es gemacht, mir dabei meine Papiere in die Hand gedrückt und zu verstehen gegeben, dass ich gefälligst handeln soll. Es fehlte – eine Krankenversicherung für Weißrussland. Mein in englischer Sprache vorgebrachter Einwand, ich hätte eine solche Versicherung schon, hat nicht geholfen. Weißrussischer Befehlston – ich habe gehorcht. Einen Euro pro Tag kostet dieses Papier und ich stelle mir nun vor, wie ich von zwei Medizinern zugleich begutachtet werde, die sich nicht verstehen – ein weißrussischer Arzt, den die weißrussische Versicherung bezahlt und ein deutscher, den die Barmer geschickt hat, um meine (von der Straße aufgekratzten) Reste nach Deutschland zu überführen…

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Von der Oder zu Weichsel und Narew

Abendstimmung mit Gleitsschirmflieger am Zegrzynskie Stausee.

Strecke machen, Kilometer fressen – das Thema war klar für den heutigen Tag. Denn wer weiß schon, wie die EU-Ausreise an der polnisch-weißrussischen Grenze funktioniert… Also Start deutlich früher als am ersten Reisetag. Das Garmin-Navi überraschte heute mit dem zweiten verlorenen Stellknopf – aber dank ausgefeilter Reparaturtechnik war das kein Problem. Gaffer, oder wie dieses breite silberfarbene Gewebe-Klebeband heißt, repariert (fast) alles. Ansonsten hat das Navi beste Dienste geleistet – immer vorbei an den Autobahnen, zumeist auf hübschen Nebenstraßen, die etwa das Niveau von Bundesstraßen hatten und die sich streckenweise auf sanften Kurven vorbei an großen Obstplantagen schlängelten, ging es langsam Richtung Nordosten. 477 Kilometer Reise auf solchen Straßen sind durchaus eine Herausforderung, schließlich liegt der Fahrtschnitt deutlich unter 80 Stundenkilometern.

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Mit Eskorte nach Polen

Abschied am polnischen Grenzpfahl auf der Ostseite der Neiße – also in Zgorzelec.

Was für ein Lift. Noch nie haben mich so viele Bekannte bei einer Reise auf den Weg gebracht – gleich drei Zweiradkollegen haben mich heute bis zur polnischen Grenze begleitet. Testtour KTM: Eine 390er und eine 690er gehörten zum kleinen Konvoi anlässlich des Urlaubsstarts, es ging darum, die Einzylindermaschinen zu testen. Das Urteil (für Stadtfahrer) fiel einstimmig zugunsten der Kleinen aus, die immer noch reichlich 40 PS bietet und mit der man ordentlich zur Sache gehen kann. Auf den Hohnsteiner Serpentinen ließ sie sich jedenfalls perfekt abwinkeln – sie macht offenbar Spaß, auch wenn sie mir etwas zu kurz geraten ist. Da ist die 690er schon von anderem Kaliber. Sie sorgte gleich in Hohnstein für einen überraschenden Adrenalinschub. Ich bin heute meinen ersten Wheelie gefahren – ungewollt. Gleich beim ersten Start mit der 690er ging das Vorderrad hoch. Das Adrenalineimerchen kippte um, die Kombi wurde schwitzig und (instinktiv) habe ich das Gas zugedreht. Respekt – die 690er Duke ist ein toller Spaßmacher, vielleicht aber nicht das ganz große Reisemotorrad. Und allen Kritikern sei gesagt – auf diesen Wheelie bin ich nicht besonders stolz!

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Freie Fahrt

Nun ja – stimmt nicht ganz. „Freie Fahrt“ und der Umstand, dass sich Russland und Weißrussland ihre Einreisevisa teuer bezahlen lassen, haben nicht viel miteinander zu tun. Immerhin – die…

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Eine Seefahrt, die ist schön

Dieses Schiff legt am 11. September in St. Petersburg mit dem Ziel Lübeck ab. Foto: A. Ratje/PR

Grodno, Minsk und Smolensk, Moskau, Jaroslawl und St. Petersburg – das ist die Route, die ich in diesem Jahr im Urlaub mit dem Motorrad fahren will. Die Vorbereitungen für diesen Urlaub, der auch im Zusammenhang steht mit der Kontaktpflege zur Propstei Moskau, sind in vollem Gange. Zwei Visa sind dafür nötig und die Rückreise soll – wie schon 2011 – zu einem großen Teil per Fähre absolviert werden. Dieses Mal direkt ab St. Petersburg und nach Lübeck. Finnlines ist dafür der passende Reisepartner, der noch einen kompletten Tag St. Petersburg möglich macht, bevor man abends an Bord sein muss. Zweieinhalb Tage Fährfahrt stehen dann bevor – das pure Vergnügen zum Tourfinale.

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Text und Meldung zur Moskau-Reise

In einem eigenen Text und einer Pressemeldung hat Mira Körlin, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der evangelischen Kirche in Dresden, heute die Moskau-Reise zum Thema gemacht, um die es an den vergangenen Tagen auch hier im Blog ging. „Wir erlebten engagierte Gemeinden“, zitiert sie Superintendent Christian Behr und berichtet von den verschiedenen Stationen der Reise, die auch der Vorbereitung eines Besuchs von Landesbischof Jochen Bohl im Februar 2014 in Moskau diente.

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Auf ein Wiedersehen!

Prost zum Abschied mit Christian Behr, Elena Bondarenko, Christfried und Annette Weirauch (v.l.).

Honigbier aus Plastebechern gab es heute Nachmittag im Terminal D des Flughafens Scheremetjewo beim Abschied der Dresden-Reisegruppe aus Moskau. Pröpstin Elena Bondarenko hat uns dorthin begleitet und das süße Bier war ein Geschenk der Kirchenvorstandsvorsitzenden der Peter&Pauls-Gemeinde Maria Frolova. Wir haben angestoßen auf die vergangenen Tage, auf das Erlebte, auf die neuen Bekanntschaften, die wir gemacht haben und die gemeinsame Zukunft. „Jetzt wird es leer bei uns“, beschrieb Elena Bondarenko das traurige Abschiedsgefühl, das jeder gewiss aus eigenem Erleben kennt. Sie hat sicher recht mit der Feststellung, dass dies zwar der erste, aber sicher nicht der letzte Besuch aus Dresden in der Propstei Moskau war.

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Die Gashand kribbelt

Biker aus St. Petersburg in Smolensk, der Kollege ganz rechts fährt ohne Kennzeichen.

Es juckt in den Fingern, es kribbelt in der Gashand nach einer Woche Motorrad-Abstinenz. Andere waren mittlerweile mit Kindern auf Tour oder sind wie die Treiber der fünf Bikes oben gemeinsam auf Reisen gewesen. Wenigstens etwas Motorrad-Sound in der Tiefgarage muss heute noch drin sein nach der Rückkehr aus Moskau.

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Sterne, Adler, Kronen und Kreuze

Der Rote Platz und der Kreml mit der gigantische Zarenkanone und der Zarenglocke (beide viel zu groß, um sie jemals zu verwenden), das Treiben im Zentrum von Moskau – und das alles bei 20 Grad und zumeist auch Sonne – Russlands Hauptstadt zeigte sich am letzten Besuchstag in Bestform. Selbst die unzähligen Aufpasser im Stadtzentrum – bei einer 360-Grad-Drehung kann man auf dem Roten Platz leicht ein Dutzend Polizisten zählen – schienen heute irgendwie freundlicher dreinzublicken. Da wollte offenbar auch Lenin nicht nachstehen und ordnete dem angehenden Pionier höchstselbst das Halstuch, bevor er ihm fürs bevorstehende Erinnerungsfoto den richtigen Pioniergruß beibrachte. Solchen Figuren kann man an jeder Ecke begegnen, auch Stalin ist als Motiv sehr beliebt. Darüber hinaus war das Zentrum der Stadt heute fest in der Hand von Reisegruppen aus Fernost, solche aus Deutschland habe ich  vergeblich gesucht.

Kunst von hinten – vier Pferde nahe dem Kreml im Brunnenwasser.

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