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Schlagwort: reisebericht

Herbstregen und viel Dreck

Völlig verdreckt an der Wolga – die Dragstar in Jaroslawl (zur Vergrößerung Bild anklicken).

Nein, sehr viel ekliger als die heutige kann eine Motorradtour kaum sein. Knapp 300 Kilometer Richtung Nordosten standen auf dem Fahrplan, von Moskau  nach Jaroslawl. Es ist geschafft, die Wolga ist nur einen Steinwurf weit entfernt vom schicken Ibis-Hotel der Stadt und das Motorrad „übernachtet“ zum ersten Mal seit Dresden in einer (Tief)Garage. Das hat es sich heute redlich verdient. Gleich zwei Kilometer nach dem Start wurde es heute richtig unangenehm. Knapp 50 Kilometer auf dem Moskauer Autobahnring im fünfspurigen Regenverkehr waren die erste Etappe. Dreck, Lkw-Gischt, Spurrillen – diese Kilometer waren eine echte Herausforderung. Dann wurde es etwas heller und in Richtung Nordosten sah es zeitweise sogar trocken aus. Doch weit getäuscht: Die „Autobahn“ M8 nach Jaroslawl präsentierte sich als dreispurige Trasse pro Fahrtrichtung – mit noch tieferen Spurrillen, noch mehr Dreck und sehr viel Verkehr. Es dauerte rund 100 Kilometer, bis es heute das erste Mal trocken war (sieht man mal von nassen Straßen ab). Geregnet hat es aber immer wieder und dabei wurde es nie wärmer als acht bis zehn Grad. Die Rukka-Kombi mit dem erstmals eingeknöpften Innenfutter hat sich (wieder) bewährt, die Daytona-Stiefel auch und an den Händen blieb es dank dicker Handschuhe und Regenüberziehern erträglich. Und der neue Evoline-Helm war ganz klar ein guter Kauf. Zugeklappt erfüllte er heute nicht nur seinen Zweck als Regenschutz sondern schützte auch vor der nassen Herbstkälte.

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Russian customizing

Honda mit MG-Lauf – ein seltsamer Customizing-Stil.

Russen haben mitunter recht seltsame Vorstellungen von der Individualisierung ihrer Motorräder und nutzen dabei gern militärische Accessoires. Die abgebildete Honda Shadow mit dem MG-Lauf am Lenker habe ich in Moskaus berühmter Süßwarenfabrik „Roter Oktober“ entdeckt. Was der „Customizer“ mit dieser Gestaltung ausdrücken will, ist nicht schwer zu erraten. Das Motorrad fiel übrigens nicht nur durch den MG-Lauf und eine spezielle Frontlampe auf, sondern auch durch den aufs Äußerste gechoppten Heckrahmen, der lediglich aus Vierkantstahl zusammengedengelt war.

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Neue Schuhe und ein neues Altarbild

Jetzt kann Irina Schaschkova-Peterson „ihre“ Orgel in Moskau mit neuen Schuhen treten.

Irina Schaschkova-Peterson trägt Schuhgröße 37 und ihre neuesten Schuhe stammen aus Dresden. Heute hat die junge Organistin aus der ev.-lutherischen St. Peter und Paul-Kirche in Moskau diese Schuhe ganz offiziell geschenkt bekommen. Im Sonntagsgottesdienst durfte ich ihr das gewünschte Geschenk aus Dresden überreichen. Es handelt sich um Tanzschuhe mit einer Wildledersohle, mit der sich Orgelpedale wohl ganz besonders gut treten lassen. Die Schuhe haben eine lange Reise hinter sich. Gekauft wurden sie in einem Spezialgeschäft an der Schweriner Straße und per Motorrad sind sie reichlich 2100 Kilometer bis zu ihr gereist. Am Dienstag wird Irina Schaschkova-Peterson sie zum ersten Mal bei einem Konzert in der evangelischen Kirche im Zentrum der russischen Hauptstadt tragen.

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Minirouladen in Mytischtschi

Den kleinsten Teil der vielen Miinikohlrouladen habe ich produziert.

Mytischtschi im Norden von Moskau ist ein Nachbarort der russischen Hauptstadt. Ein Teehersteller hatte hier früher sein Domizil, er hat den Ort zu einem Ferienort gemacht. Kleine Holzhäuser und ein kleiner Bahnhof an der Eisenbahnstrecke, die auch die „Transsibirische“ von Moskau kommend Richtung Osten befährt, gehörten zu den damaligen „Errungenschaften“ (wie zu Sowjetzeiten so schön sagte). Eine gepflegte russisch-orthodoxe Holzkirche im Ortszentrum kündet noch von diesen Zeiten, mittlerweile ist Mytischtschi eine richtige Stadt geworden, unter anderem ist hier eine große Waggonbaufabrik zu Hause. Aber es gibt auch Ecken, die noch den Charme der Zeit des Teefabrikanten haben. In einer solchen Ecke wohne ich gerade. Etwa 400 Meter entfernt hört man ab und zu die Eisenbahn, das Geräusch der Autos auf dem Moskauer Autobahnring ist stets zu vernehmen, er verläuft nur rund 200 Meter entfernt hinter einer hohen Betonmauer.

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Fahrtraining im Moskauer Feierabendverkehr

Der Platz links zwischen dem Pkw und der Leitplanke ist für Moskauer Motorradfahrer „reserviert“.

MKAD lautet die Abkürzung für Московская кольцевая автомобильная дорога. Das bedeutet: Moskauer Autobahnring. Fast 110 Kilometer lang ist dieser Ring, der die russische Hauptstadt umschließt und vor allem in der Rush Hour eine ganz besondere Herausforderung ist. Mindestens vierspurig wird stets gefahren, oft sechs- oder siebenspurig. Wohlgemerkt – pro Richtung. Der Ring war „gut besucht“ als ich heute nach rund 440 Kilometern über Land und dabei über manchen hübschen Hügel und durch manche (langgezogene) Kurve Moskau erreicht habe. Die Strecke von Smolensk nach Moskau heißt M1, es ist die „Autobahn“ von Minsk nach Moskau. Nicht immer hält man sich dort an die Regeln. Das ist aber kein Vergleich zum MKAD. Im Autogewühl wird auf dieser Ring-Autobahn Motorradfahrern erstaunlich viel Platz gelassen – für Profis ist die Spur ganz links zwischen der Leitplanke aus Beton und der äußersten Autospur reserviert. Tatsächlich fahren russische Motorradfahrer dort am Stau vorbei und niemand hat etwas dagegen. Ich habe Biker gesehen, die auf diesem schmalen Streifen mit etwa 100 Sachen entlanggebrettert sind – an einer fast stehenden Autoschlange vorbei. Ich selbst bin dort maximal 60 Stundenkilometer gefahren. Übrigens toleriert diese Art der Vorbeifahrten auch die Polizei.

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Stadterneuerung mit Pinsel und Farbe

Die Uspenski-Kathedrale in Smolensk – orthodoxes Wahrzeichen der Stadt.

Manche Orte muss man sich in Russland schönsehen. Das ist mühsam. So ging es mir mit dem Motel Phönix bei Smolensk, das ich irrtümlich für die Unterkunft gehalten habe, die mir meine Bekannten aus Smolensk nahegelegt hatten. Ein Truckerhotel, nicht weit von der Fernverkehrsstraße Minsk-Moskau entfernt, mit Lkw-Stellplätzen, Truckerdusche, etwas karger Bar (mehr so eine Kantine) und durchaus ordentlichen Zimmern für 1500 Rubel pro Nacht. Nicht schlecht, dachte ich mir, nur eben etwas weit weg von der Stadt. 10 Kilometer mit dem Marschrutka sind es durchaus gewesen bis ins Zentrum von Smolensk, etwa eine halbe Stunde ÖPNV-Fahrt für 12 Rubel. Zwei nächte habe ich dort gewohnt, inzwischen bin ich im Hostel Felix untergekommen. Mitten in Smolensk, ziemlich gut, für 500 Rubel pro Nacht. Das Hotel Phönix kann ich nur eingeschränkt empfehlen. Es ist zwar ganz angenehm für eine einzige Übernachtung – aber der Drachen hinterm Kantinentresen hat sich sogar den zweiten Frühstückskaffee bezahlen lassen. Inklusive Milch für 5 Rubel hat er 25 Rubel gekostet…. Ich habe mich von dieser Russin auf Nimmerwiedersehen verabschiedet.

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Drei Überraschungen

Minsk bei Nacht mit dem Sportpalast und der orthodoxen Hauptkirche (zwei Türme) im Hintergrund.

Alle Berge und alle Kurven, die es in Weißrussland gibt, haben die Bauleute hierzulande verarbeitet als es galt, die alte Verbindungsstraße von Minsk in Richtung Moskau übers platte West-Weißrussland zu führen. Es ging auf und ab und fast hatte man das Gefühl, heute erklimmt das Motorrad den Gipfel des mit reichlich 300 Metern höchsten Berg des Landes. Es gab auch Kurven, die Reifenflanken haben also nach rund 1000 Kilometern endlich mal wieder Asphalt gespürt. Das war die erste Überraschung des Tages. Eine schöne Überraschung.

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