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Woran man eine Diktatur (auch) erkennt

Weiße Häuser, dunkle Wolken, Nieselregen – die Heldenstadt Minsk heute Nachmittag.

Eine Diktatur erkennt man daran, dass die Straßen sauber sind. Das habe ich heute in Minsk gehört. Stimmt! Jedenfalls hier in der Hauptstadt von Weißrussland, in der der Präsident Lukaschenko heißt und offenbar wie ein kleiner Sonnenkönig regiert. Ein Sonnenkönig für gerade mal reichlich zehn Millionen Menschen. Seine Polizei, sein Geheimdienst und seine Regierungsmitarbeiter haben hier in Weißrussland uneingeschränkt das Sagen, habe ich auch gehört. Mehr noch, als bei seinem Kollegen Putin in Russland. Die Polizei ist allerorten zu sehen, Geheimdienstler in billigen Lederjacken und Bundfaltenhosen (samt griffbereitem Handy und Funkgerät) ebenfalls. Nur auf der Straße ist mir die Polizei heute kaum begegnet, Verkehrsüberwachung ist eher nicht so ihre Sache.

Angekommen in Minsk – nach einem schönen Gottesdienst in Grodno, bei dem ich die Ehre hatte, bei den Lesungen mitwirken zu dürfen. Nach einer hübschen Tour über ordentliche, nur eben leider sehr gerade verlaufende Straßen, viel Sonne und sogar einem halben Dutzend Motorradfahrern unterwegs. Die weißrussische Hauptstadt hat mich mit ekligem Nieselregen empfangen, keine Stadt ist bei diesem Wetter schön (nein, liebe Dresdner, auch Dresden nicht!). Je größer aber eine Stadt ist und je breiter die Straßen und Plätze sind, um so unfreundlicher wirkt sie bei Regen. Minsk wirkt bei diesem Wetter sehr unfreundlich und so war ich froh, recht schnell im Zentrum ein passendes Hotel gefunden zu haben – nur zehn Minuten Fußweg entfernt von den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Sie liegen in Sichtweite und nur ein wenig weiter entfernt befindet sich der Palast der Republik. Dort habe ich mich heute mit Pastor Wladimir Tatarnikow aus Grodno und der Moskauer Pröpstin Elena Bondarenko getroffen. Es waren kurze Treffen, aber mit dem Pfarrer aus Grodno ergab sich beim Spaziergang durch Minsk ein interessantes Gespräch samt Einladung zu seinen Eltern Vitebsk, sollte es morgen auch regnen. Aber der Regen hat am Abend aufgehört – der Weiterfahrt nach Russland, nach Smolensk steht also derzeit nichts im Weg.

Sonne und kein Wölkchen am Himmel – so verabschiedete sich heute Grodno.