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Harley Days Dresden – so wars

Die Harley Days Dresden 2019 sind Geschichte. Und wie war es? Hier eine Nachbetrachtung und ein paar Hinweise von den Bikern selbst.

Die Show zählt beim Harley-Treffen doppelt. Das gilt für die Optik der Bikes und der Biker gleichermaßen. Foto: PR/HDD/S. Böhlig

Böse gucken können sie gut durch ihre dunklen Sonnenbrillen. Bunte Kopftücher und schwerer Schmuck lassen sie verwegen wie Piraten aussehen, lange Bärte und Tattoos gehören dazu. Und natürlich Kutten mit dem Logo ihrer Marke. Das sind Harley-Fahrer aus. Wers nicht glaubt, konnte sich am Wochenende davon in Dresden überzeugen. Ihre Motorräder sind für sie Ausdruck von Freiheit und einem besonderen Lebensgefühl, das so keine andere Marke bietet. Das haben sie bei den zweiten Dresdner Harley-Tagen zelebriert, die ganz offiziell Harley Days Dresden hießen – im Gegensatz zu den Harley Dresden Days vor zwei Jahren. Die Firma, die das Treffen damals organisierte, war die All in One Event GmbH aus Zwickau. Dass am Ende die Finanzen nicht stimmten, führte zum Aus. Nun hat die HDD Event GmbH das Treffen übernommen, eine Dresdner Firma. 6.000 Motorräder hatten die Veranstalter vor zwei Jahren avisiert. Die kamen damals aber nicht, was sicher auch dem Regen geschuldet war. 3.000 bis 5.000 sollten es dieses Mal werden.

Ein Motorrad aus Holz – und: fährt! Foto: PR/HDD/S. Böhlig

Und wie viele waren es nun, war das Treffen ein Erfolg? Zahlen gibt’s noch nicht, das Zusammenrechnen der verkauften Tickets sei kompliziert, sagte mir Pressesprecherin Annika Becher und versprach, Anfang der Woche Abrechenbares nachzureichen. In der Pressemitteilung zum Wochenende heißt es: „Insgesamt begrüßten die Veranstalter tausende Besucher“, hunderte Biker aus ganz Europa seien dafür nach Dresden gereist. Das Wetter spielte dieses Mal perfekt mit – das war ein ganz wesentlicher Beitrag für einen Erfolg. Im Ostragehege hatten die Verantwortlichen im Vergleich zu 2017 einiges geändert. Die Bühne stand zentral, toll war der große Kreisverkehr rundrum, durch den man mit dem Motorrad fahren oder als Fußgänger flanieren konnte. „Milwaukee Avenue“ nannten ihn die Macher, der Kreisverkehr war auch ein toller Parkplatz. „Das sieht viel kompakter aus, viel besser“, stellte eine Besucherin fest, die auch vor zwei Jahren beim Dresdner Harley-Treffen war. Was fehlte, war das Riesenrad, darauf hatten die Veranstalter verzichtet – zuviel Rummel, so ihre Begründung. Leider fehlte so auch ein Fotopunkt, von dem aus alle das beeindruckende Schauspiel in der Rinne Dresden von oben bestaunen konnten.

Max (3. von rechts) hatte es schwer, seine Freude zu zeigen. Die Iron hat er gewonnen.

Und sonst? Harleys Antwort auf die Elektromobile Zukunft, die Livewire war umlagert. Draufsitzen ging und am Hahn ziehen auch. Mein Fazit: Die Fans der US-Bikes sind ganz sicher noch sehr viel schwerer für so etwas zu gewinnen, als Fahrer anderer Motorradmarken. Denn zu ihrem way of life gehören satte Auspuffklänge mehr als bei jeder anderen Marke. 7.000 Euro kamen für den Sonnenstrahl e.V. bei der Tombola zusammen, deren Hauptpreis eine Iron 883 war. Schade, dass Gewinner Max die Zähne nicht auseinanderbekam, ein wenig mehr Freude wäre fürs Abräumen des Hauptpreises durchaus angemessen gewesen. Ein Paar aus Gdynia holte die Preise für die weiteste Anreise und die kreativste älteste Harley. Über 1.000 Kilometer waren Rudolf Thielemann und seine Anja angereist – die junge Frau standesgemäß auf dem eigenen Bike. Der Knüller aber waren die Auspuffenden an der Harley von Rudolf Thielemann, die an eine Gatling-Gun erinnern. Seht selbst:

Matthias Strüber ließ sich auf sein Motorrad schreiben, zu welcher Marke es gehört. Foto: Marion Doering

Matthias Strüber kam auf seiner Harley aus Hamburg nach Dresden. „Wir haben das hier nicht gleich gefunden“, sagte er zum Treffpunkt in der Rinne, ein paar Hinweisschilder in der Stadt hätten ihm gefallen. Vielleicht ist das ja was für die nächsten Jahre? Das würde den Harley-Fahrern und vielleicht auch manchem Besucher den Weg zum Veranstaltungsort erleichtern und den Bikern zugleich noch mehr zeigen: Hier seid ihr willkommen. So erlebt das Matthias Strüber in Hamburg nämlich nicht mehr. Dort findet das größte deutsche Harley-Treffen statt. Der Tischlermeister aus dem Norden berichtete mir, dass es inzwischen Bürgerprotest gegen die Harleyparade in der Hafenstadt gibt…

Das Dresden Chapter gehörte am Wochenende zu den wichtigsten Helfern der Veranstalter – als Guide bei mehreren Touren und als Helfer der Polizei bei der Bike-Parade am Sonntag. An ihren orangefarbenen Westen waren die Männer und Frauen zu erkennen, die Seitenstraßen sperren und zusammen mit der Polizei Kreuzungen abriegeln mussten, damit der Konvoi zügig durch die Stadt kommt. Knapp neun Minuten lang dauerte es, ließ man den gesamten Tross aus rund 500 Bikes an sich vorbeirollen. Hier ist der Beweis, gefilmt auf der Waldschlößchenbrücke:

Das Fazit: Schön, dass es die Harley Days in Dresden wieder gibt. Hoffentlich finden sie ab sofort jährlich statt. Es war ein Vergnügen, vier Tage lang praktisch ständig Motorradfahrern zu begegnen, von Unfällen habe ich nichts gehört. Die Biker werden Dresden sicherlich in guter Erinnerung behalten. Noch besser, wenn das nächste Mal das Ticketsystem etwas renoviert wird – dass diejenigen, die ihre Bikes mitbringen, ohne die es das Treffen gar nicht geben könnte – genau so viel zahlen mussten, wie ein Fußgänger, fanden einige von ihnen nicht gerade nett. Dresden/csp