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700 Euro für Kämpfer

Kürzlich habe ich Geld verschenkt. 700 Euro wechselten den Besitzer. Sie sind längst dort angekommen, wo sie hin sollten. Auch, wenn das vielleicht nicht allen gefällt, die etwas dazu beigetragen haben.

700 Euro wechselten im Restaurant „Odessa“ in Dresden den Besitzer. Foto: unkorrekt

Humanitäre Hilfe ist humanitäre Hilfe. Kleidung, Lebensmittel, Waren des alltäglichen Bedarfs gehören dazu. Das haben wir im vergangenen Jahr für die Ukraine gesammelt, genauer für die südukrainische Stadt Mykolaiv. Zwei Mal haben wir solche Güter selbst zu unseren Ansprechpartnern gebracht – das erste Mal trafen wir sie an der Grenze zwischen Moldau und der Ukraine, das zweite Mal nahe der polnisch-ukrainischen Grenze.

Doch wir bekamen nicht nur Spenden, auch reichlich Geld. 2.600 Euro waren das vor der vorerst letzten Tour im Herbst 2022. Den größten Teil des Geldes haben wir kurz vor Abfahrt in einem Dresdner Großmarkt ausgegeben, um Lebensmittel und Hygieneprodukte zu kaufen – eben alles das, was auf unserer ukrainischen Wunschliste stand. Letztlich blieben nach der Tour noch reichlich 600 Euro übrig. Die lagen lange in einem Briefumschlag bereit – für weitere Hilfsvorhaben.

Geburtstagsfeier im „Odessa“

Nun sind sie weg. Ich habe aufgestockt auf 700 Euro und das Geld verschenkt. Ohne vorher die Spender zu fragen, was vielleicht nicht ganz in ihrem Sinne war. Meinem Mitstreiter bei Tour Nummer 2, den Neustadtflüsterer Jan Frintert, habe ich das am Tag danach „gebeichtet“ – und bekam volle Zustimmung. Zur Erklärung: Es war ein Geburtstag, eine der Ukrainerinnen, die wir im März 2022 von der polnisch-ukrainischen Grenze nach Dresden geholt haben, hatte zu einer kleinen Feier eingeladen. Gefeiert wurde im „Odessa“, einem Restaurant nahe dem Dresdner Zwinger. Der vielleicht wichtigste Gast war ein Überraschungsgast – ihr Mann. Nennen wir ihn Michail. Das ist nicht sein richtiger Name, aber er war sehr auf Zurückhaltung bedacht. Deshalb hier kein Klarname. Deshalb auch kein Foto von ihm. Deshalb auch keine genaueren Angaben zu seinem Aufenthaltsort.

Nur soviel: Michail ist gesund und hatte das erste Mal einen solchen Fronturlaub. Er kämpft in der Nähe von Bachmut. Einer seiner Kameraden liegt in Halle (Saale) in einem Krankenhaus, ihn hat er auch besucht. Und in Dresden eben seine Ehefrau samt Sohn. Knapp eine Woche hatte er Zeit. Das ist sehr wenig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass dazu hin und zurück jeweils mindestens zwei Reisetage nötig sind und er eine solche Reise das nächste Mal erst in einem Jahr machen darf. Und mittendrin in dieser Zeit hat seine Frau ihren Geburtstag (nach)gefeiert. Ein wenig hat Michail erzählt – von seiner Truppe, den Kämpfen, ihrer Ausstattung, in die sie viel selbst investieren müssen.

Keine militärische Hilfe

Das war für mich der ausschlaggebende Punkt, um ihm das Spendengeld zu geben. Nichts, was an Ausstattung wirklich hilfreich ist, kostet dort wenig, ein guter Schutzhelm zum Beispiel mehr als 1.000 Euro, berichtete Michail. Und sie bekommen wohl nur das Notwendigste. Mehr Sicherheit bedeutet also, dass sie selbst investieren müssen. Daran dachte ich, als ich ihm die 700 Euro gegeben habe. Michail hat sie natürlich genommen, aber nicht für sich, wie er versicherte. Er wird das Geld seinem unmittelbaren Vorgesetzten geben, der es dann für die ganze Mannschaft einsetzen kann. Dieser Kommandeur sei 100 Prozent nicht korrupt, das Geld bleibe bei seinem Team, sagte Michail. Und ich glaube ihm!

Das war nun vermutlich nicht humanitäre Hilfe. Aber militärische wohl auch nicht, bedenkt man die Summen, die Michail mir für wirklich hilfreiche Ausrüstungsgegenstände genannt hat. Ich hoffe aber, es hilft ihnen, wie auch immer. Dresden/csp