Weltanschauliches

Nachtzug nach Moskau

22.30 Uhr in Smolensk – der Nachtzug nach Moskau wird bereitgestellt.

Ankunft in Moskau kurz vor 6 Uhr Ortszeit. Der Liegewagenzug aus Smolensk ist auf die Sekunde pünktlich im Weißrussischen Bahnhof eingerollt, der Ausflug nach Smolensk damit beendet. Und was bleibt? Die Erinnerung an Politiker wie Oleg Krolikov, in der Smolensker Stadtverwaltung zuständig für internationale Beziehungen, der dem Gespräch über die Rückgabe der alten Kirche an die evang.-lutherische Gemeinde von Smolensk nicht gewachsen war. Krolikov versetzte die Gäste aus Deutschland samt ihren Begleitern in ungläubiges Staunen, als er gestern plötzlich aufsprang und fast wortlos verschwand. Ein sekundenschneller Abgang ohne Ankündigung – womöglich hat ihn die Wortgewalt seiner Gesprächspartnerinnen aus Smolensk und Moskau in die Flucht getrieben…

Was bleibt noch? Die Erinnerung an tolle Begegnungen im Literatensaal der Kulturabteilung in der Smolensker Gebietsverwaltung und am Abend in der Baptistenkirche. Bis kurz vor Abfahrt des Zuges nach Moskau wurde dort bei Tee und Kaffee diskutiert, überlegt, beschlossen, verworfen und wieder überlegt… Die Hoffnungen sind groß und vielleicht hängt der Herrnhuter Stern, den die Smolensker aus Dresden geschenkt bekommen haben, ja eines Tages wirklich in der alten neuen evangelischen Kirche der Kreisstadt. Ganz zum Schluss dieses „Ausflugs“ bleibt noch die Erinnerung an die zweite Nachtzugfahrt durch Russland. Wie schon bei der Fahrt von Moskau nach Smolensk in einem sehr sauberen Liegewagen gemeinsam mit zig anderen Fahrgästen. Heißes Wasser für Tee und Kaffee gabs aus dem Samowar (links im Bild), die Djeschurnaja brachte ihn auf Wunsch sogar bis an den Platz. An drangvolle Enge und dennoch ein unvergessliches Erlebnis in einem russischen Fernzug, der rund sieben Stunden für etwa 500 Kilometer gebraucht hat und dabei mitunter so krachend über Weichen ratterte und hin- uund hergeworfen wurde, dass an Schlaf nicht zu denken war.

Mit Elena Bondarenko (zweite von links) und Maria Frolova (rechts daneben) im Nachtzug.

2 Comments

  1. Fluchtartiges Verlassen des Saales, nun das habe ich in den letzten Wochen in einem anderem Zusammenhang schon mal lesen müssen.-
    Gut das es Menschen gibt, die über so ein unzulängliches Verhalten berichten.-

    Sehr eindrucksvolle Berichte über Land, Menschen, und ja auch über die engagierte Kirche…. Weiter so.

  2. Über engagierte Kirche kann man heutzutage streiten. Über Politiker auch! Oleg Krolikov ist kein Politiker, sondern Amtsleiter bei der Stadtverwaltung Smolensk! Sind Amtsleiter in Deutschland Politiker? Nein! Ich arbeite seit Jahren mit Herrn Oleg Krolikov zusammen und uns verbindet eine langjährige Freundschaft! Das Verhalten was hier beschrieben wird, kenne ich von ihm nicht! @ Steffi Schumacher: Kennen Sie Herrn Krolikov? Ich denke nicht! Wenn Sie russische Strukturen kennen würden, wüssten Sie das kommunale Mitarbeiter wie Herr Krolikov keine Entscheidungsgewalt in solchen Zusammenhänge haben.

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