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Mit dem Motorrad auf Kindheitsspuren X

Finale im Südosten. Diese Motorradtour endet in echtem Herbstwetter. In der Lausitz ist es nass und neblig. Das Streckenziel wurde natürlich erreicht.

Bei Wilthen. Die Sicht – reichlich 50 Meter. Auch das ist Motorradfahren im Herbst.

Angermünde, Görlitz, Dresden – in zwei Etappen endet diese Motorradreise. In Görlitz ist aus musikalischen Zwecken ein mehrtägiger Aufenthalt geplant, ein Probenwochenende steht bevor. Von Angermünde muss ich am letzten Tourtag also zunächst bis in die Stadt an der deutsch-polnischen Grenze. Klärchen strahlt, das Navi steht noch einmal auf „kurvenreiche Strecke“ und ich mache mich gegen 10 Uhr frohen Mutes auf den Weg Richtung Süden. Erstes Ziel ist heute Klobbicke, ein kleines Örtchen in der Nähe von Eberswalde. Vor der Wende gab es dort ein Heim der Hoffnungstaler Anstalten. Es befand sich tief im Wald – zwei Wohnhäuser und ein Wirtschaftsgebäude auf einem großen Grundstück mit vielen Bäumen und einem Bach davor. Und Waldwegen drumrum, auf denen die russische Armee immer wieder mit allerlei Fahrzeugen durch den Modder wühlte.

Hinter diesem Tor beginnt ein kleines Abenteuerland.

Als Kind war ich dort mehrfach zu Besuch. Das Heim führte ein befreundeter Pfarrer, die geschätzten zwei Dutzend behinderte Frauen, die dort wohnten, waren unsere Freunde und das riesige Gelände am Nonnenfließ ein toller Abenteuerspielplatz. Und es gab Westfernsehen…

Klobbicke habe ich leicht gefunden und eine Frau im Ort konnte mir sagen, in welche Seitenstraße ich abbiegen muss, um das fast zwei Kilometer entfernte Anwesen im Wald zu finden. Leider war niemand da, aber die Häuser und das Grundstück sind sehr gepflegt. Heute befinden sich dort ein kleines Ferienheim und Helmschrots Neue Mühle.

Wie verwunschen liegt das Grundstück einsam im Wald am Nonnenfließ.

Noch habe ich nicht das Gefühl, dass die Zeit knapp werden könnte auf dem Weg nach Görlitz. Die Strecke führt auf kleinen Straßen von Klobbicke über Strausberg nach Fürstenwalde an der Spree. Es zieht sich und die Ankunftszeit auf dem Navi wandert langsam nach hinten. Deshalb schalte ich in Fürstenwalde um auf „kürzeste Zeit“, wobei natürlich weiter Autobahnen ausgeschlossen bleiben. Jetzt geht es deutlich schneller voran. Ich fahre auf der B168 Richtung Südosten und komme dabei am ehemaligen Truppenübungsplatz Lieberose vorbei. Die Straße führt dort kilometerweit schnurgerade durch die Heide. Später durchquere ich Peitz mit seinen Fischzuchtteichen, immer das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde im Blick. Dann wechsle ich auf die „115“ und komme an Bad Muskau und dem Truppenübungsplatz Oberlausitz vorbei. In Niesky ist Görlitz nicht mehr weit und ich komme am Ziel mit nur 15 Minuten Verspätung an.

  • Diese Tour war 293 Kilometer lang.
Nass und neblig – der Herbst ist da.

Die letzte Fahrt dieser Motorradreise führt am 24. September von Görlitz nach Dresden. Es regnet und ist kühl. Dennoch gönne ich mir noch einmal eine gemütliche Tour über Land. Die Strecke führt über Löbau, Schirgiswalde, Steinigtwolmsdorf und Neustadt zurück an die Elbe. Unterwegs überrascht mich Nebel auf den Kuppen der Lausitz. Oder hängen gar die Wolken so tief, dass man kaum mehr als 100 Meter weit sehen kann? Nach 110 Kilometer komme ich wohlbehalten in Dresden an.

Zum Schluss trinke ich nach solchen Touren stets ein Bier. Auch das Motorrad bekommt etwas ab.

Fazit

Die Motorradreise an die Ostsee war ein tolles Erlebnis. Überraschend: Weicht man von den Hauptrouten ab, findet man auch im Norden schöne kurvige Straßen, die sogar über kleine Hügel und durch tiefe Senken führen. Streckenweise ist man dabei fast allein. Die gesamte Tour war 2.124 Kilometer lang. Die schönsten Quartiere waren Auerbachs Mühle in Wolmirstedt, das Wichernhaus in Boltenhagen, die Gaststätte Ben in Wustrow und die Willa Paw in Swinemünde. Dresden/csp

Am Bodden in Althagen (Fischland).