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Drei Motorräder, eine Tour

Drei Kerle, drei verschiedene Motorräder und eine geheime Strecke. Das war die Spezialmischung für eine zweitägige Tschechien-Tour.

Der Wiedereinsteiger auf BMW, der Gelegenheitsfahrer auf Yamaha und der Autor auf MZ am Startort. Foto: NL

Es ging schon mal gut los an diesem Sonntagmorgen. Nach dem späten Start um 11 Uhr sind wir gerade mal 300 Meter weit gekommen. Dann stellte der Rotax-Einzylinder der betagten BMW-Kleinenduro den Dienst ein. Nix zu machen mit Anlasserknopf und Choke, wir mussten die Fuhre anschieben. Kein Vergnügen bei knapp 30 Grad und in Motorradklamotten, doch es gelang. Dieser Zwischenfall gleich nach dem Start zur knapp 400 Kilometer langen Tour prägte die ersten Stunden, denn es blieb nicht der einzige. Die Route wurde flugs geändert, jetzt die BMW bloß nicht wieder ausgehen lassen. Statt zur Autofähre Kleinzschachwitz-Pillnitz fuhren wir nach Pirna durch und dort über die alte Elbbrücke, um die Vorderräder dann Richtung Neustadt zu richten. War die BMW bis dahin noch fünf Mal ausgegangen? Oder zehn Mal? Egal, nach dem ersten Stopp in Neustadt sprang sie problemlos an und unser Neubiker Andreas W., der mit der 650 bis dahin in mehr als 20 Jahren gerade mal etwa 400 Kilometer gefahren war, hatte die Rote fortan im Griff.

Die kleine Rote war nur am Anfang etwas zickig, dann hatte sie der Fahrer im Griff.

Also kurvten wir mehr gemütlich als zügig über die tolle Hohwaldstraße nach Steinigtwolmsdorf, weiter nach Schirgiswalde und südlich an Löbau vorbei nach Obercunnersdorf. Toll, die hübschen Umgebindehäuser in der Lausitz. Kollege Jan F., der eine gemietete MT 09 vom Yamaha-Motorradhaus Gärtner aus Dohna pilotierte, bewunderte die gepflegten Häuser, schönen Vorgärten und großen Autos darin. Sieht so eine angeblich abgehängte Gegend aus, in der bei der Landtagswahl die blaue Protestpartei die Nase vorn haben würde? Als wir dann noch an zwei hübschen und gut besuchten Freibädern vorbeikesselten, stellten sich diese Frage auch die zwei anderen und wie gut es uns geht, zeigte sich ein paar Kilometer weiter, gleich hinter der tschechischen Grenze.

Jan findet ja, dass die nicht ganz so perfekten tschechischen Dörfer schöner sind, als die geschniegelten, gebügelten und gestriegelten Örtchen in der Lausitz. Sie haben für ihn mehr Charme, manchmal auch gerade deshalb, weil sie nicht wie aus dem Bilderbuch aussehen. Das Garmin-Navi, eingestellt auf kurvenreiche Strecke und Autobahnvermeidung, half kräftig mit. Es führte zunächst von Rumburgk geradewegs nach Süden in Richtung Novy Bor. Doch wann immer möglich, lockte das Navi auf Seitenstraßen und die waren dann mitunter doch eher etwas für die kleine Einzylinderenduro von Andreas. Tiefe Löcher, Schlammpfützen, derber Schotter – die Reifen der 1000er MZ haben gehalten, das Motorrad tat mir aber leid. Jan kam dort mit der kurzen MT 09 besser zurecht und zeigte auf der breiten Hauptstraße nach Süden kurz auch mal, was in dem schicken Dreizylinder steckt. Braaaaaaaaaaaaaaaaaa-links vorbei auf zweispuriger Strecke, bei 175 km/h drehte er die Brause wieder zu. Auf den tschechischen Landstraßen sind schließlich nur 90 km/h erlaubt.

Am Motorradtreff Pekelne Doly lohnt sich die kleine Tour durch die Höhle – auf zwei Rädern natürlich.

Erstes Ziel war Pekelne Doly. Die Bikerhöhle nahe Novy Bor ist längst kein Geheimtipp mehr. Wer sie aber wie Andreas W. noch nicht kennt, sollte ihr unbedingt einen Besuch abstatten. Von dort wandten wir uns nach Südwesten und wieder wussten meine zwei Mitfahrer nicht, was das nächste Ziel ist. Die Strecke führte vorbei am Autokemp Nedamov (da könnte man auch mal übernachten) durch die Daubaer Schweiz. Eine tolle Landschaft mit Felsen, Häusen auf hohen Hängen, dichten Wäldern und perfekten Straßen.

Das sind links die Moldau und rechts ein Moldaukanal. Die Elbe kommt links neben der Moldau um die Ecke.

Unser Ziel war Melnik am Zusammenfluss von Elbe und Moldau. Dort hatte ich ein Quartier gebucht, ein einfaches Dreierzimmer in einer Pension mit angeschlossener Kneipe und nur ein paar Meter von der Schlosskirche entfernt, von der aus man über einen Weinberg einen herrlichen Blick hinunter zu den Flüssen hat. Das Bier war klasse, das Gulasch mit Knödeln auch und die Nachtruhe für die Bikerkollegen etwas zu laut (das ist ein Insider!).

Zum Abschied noch ein Foto vor dem Quartier, dann gings zurück nach Dresden.

Am nächsten Tag mussten wir Punkt 15 Uhr zur Yamaha-Rückgabe wieder in Dohna sein. Kein Problem, sagte das Navi, immer schön an der Elbe entlang und vielleicht noch etwas durch die Sächsische Schweiz. Die Strecke ist toll und nicht nur der Marktplatz von Litomerice mit seinen wunderschönen restaurierten Häusern lockte zu einer Pause. Mittag gabs im Restaurant Labska Basta, direkt an der Elbe. Die Kartoffelsuppe mit Knoblauch war eine Wucht, das alkoholfreie Bier (in Tschechien gilt die Null-Promille-Grenze) dazu sehr erfrischend. Am Ende zog sich die Strecke dann doch ganz ordentlich hin, das Fahren wurde zäh, wenn Laster oder Transporter vor dem Führungsmotorrad die zügige Weiterfahrt verhinderten. Dazu kam, dass meine zwei Begleiter, ein Wiedereinsteiger und ein Gelegenheitsfahrer, durchaus vorsichtige Fahrnaturen waren und nur dann zum Überholen ansetzen, wenn die Straße auch wirklich frei war. Eigentlich genau richtig so, wie auch ihre Entscheidung, trotz der Hitze stets in kompletter Kombi zu fahren. Mein Leichtsinn mit Hoodie und Weste wurde zum Glück nicht bestraft und letztlich kamen wir superpünktlich in Dohna an. Punktlandung. Gerne wieder! Dresden/csp

Start in Dresden-Tolkewitz – drei Männer und drei unterschiedliche Motorräder (Kamera: NL)